«Wir schaffen die zweitgrösste Versicherungsgruppe der Schweiz mit einem Marktanteil von 20 Prozent über alle Geschäftsbereiche hinweg», sagte Thomas von Planta, VR-Präsident von Baloise und designierter VR-Präsident der neu entstehenden Helvetia Baloise Holding am Dienstag an einer Telefonkonferenz.
Die beiden mittelständischen Traditionsunternehmen streben aber auch eine wichtigere Rolle in Europa an. Laut dem designierten CEO Fabian Rupprecht, er ist heute Chef der Helvetia, wird die fusionierte Gesellschaft innerhalb Europas zu den «Top 10» der Versicherer aufsteigen.
Das kombinierte Geschäftsvolumen wird demnach über 20 Milliarden Franken betragen. Davon entfallen 8,6 Milliarden auf den Leben-Bereich und 11,5 Milliarden auf den Nicht-Leben-Bereich.
Über die Schweiz hinaus wird Helvetia Baloise in den europäischen Märkten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Österreich und Luxemburg aktiv sein sowie im globalen Specialty-Geschäft.
Ausmass des Stellenabbaus noch offen
Durch die Fusion sollen über die laufenden Programme der beiden einzelnen Unternehmen hinaus jährliche Synergien von rund 350 Millionen Franken resultieren. Davon sollen rund 80 Prozent bis zum vorgesehenen Abschluss der Integration Ende 2028 realisiert werden.
Auch der Grossteil der erwarteten Integrationskosten von 500 bis 600 Millionen Franken dürfte bis Ende 2028 anfallen. Von den derzeit rund 22'000 bei beiden Unternehmen beschäftigten Mitarbeitern können deshalb nicht alle bleiben. Fabian Rupprecht bestätigte, dass es zu einem Stellenabbau kommen wird.
Er warb gleichzeitig um Verständnis, dass der Umfang des Abbaus heute noch nicht beziffert werden könne. Denn die Fusion werde erst im vierten Quartal 2025 abgeschlossen. Der Abbau solle aber sozialverträglich und über Frühpensionierungen und wohl zum grössten Teil über die natürliche Fluktuation innerhalb der drei Jahre bis zur vollständigen Integration erfolgen.
Fusion soll höhere Rendite bringen
Der Zusammenschluss von Helvetia und Baloise soll über die Zeit zu höheren Renditen führen. Kurzfristig dürften Integrationskosten zwar auf den Ergebnissen lasten, sagte der Rupprecht, der in Zukunft auch den neuen Konzern Helvetia Baloise leiten soll, gegenüber Reuters. Gegenwärtig peilt Helvetia eine Eigenkapitalrendite von 13 bis 16 Prozent an, Baloise einen Wert von zwölf bis 15 Prozent. «Langfristig ist die Erwartung, dass so ein Deal sogar noch mehr bringt», erklärte Rupprecht. Eine konkrete Zahl wollte er nicht nennen. «Die Range wird eher über dem sein, wo sie gegenwärtig liegt.»
Kein Ausstieg aus dem Deutschlandgeschäft und dem Bankengeschäft
Dem von Aktionären in der Vergangenheit geforderten Ausstieg aus dem Deutschlandgeschäft, wo gegenwärtig beide Firmen tätig sind, erteilte er eine Absage. «Wir sind davon überzeugt, dass wir durch das Zusammengehen unseren Return in Deutschland steigern können, weil wir Synergien realisieren werden», sagte Rupprecht. Auch von einem vom Baloise-Grossaktionär Cevian ins Spiel gebrachten Ausstieg aus dem Bankgeschäft im Heimmarkt will Baloise nichts wissen. Baloise habe nach der Strategieüberprüfung im vergangenen Jahr klar gemacht, dass die Bank Teil der Gruppe sei, erklärte Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta. «Jetzt im Rahmen des Zusammenschlusses ergeben sich hier bei unternehmerischer Betrachtung neue Chancen in der Zusammenarbeit.»
Zur Frage, ob er mit einer Konkurrenzofferte für Baloise rechne, wollte sich von Planta nicht äussern. «Das können wir nicht kommentieren. Das ist ein wenig Kaffeesatzlesen, wenn ich das so offen sagen darf.» Medienberichten zufolge hatten Zurich, Allianz sowie die französische Axa geprüft, ob sie ein Angebot für Baloise oder Teile ihres Geschäfts abgeben würden, falls diese zum Verkauf stünden. Er könne sich kaum an eine Transaktion in der Versicherungsbranche erinnern, die so offensichtlich Wert schaffe wie die Kombination von Helvetia und Baloise, sagte Rupprecht. «Das ist natürlich eine sehr gute Voraussetzung, auch dafür, dass die Integration anschliessend gelingt. Insofern fällt es mir schwer, mir etwas anderes vorzustellen.»
Fusion unter Gleichen
Die Transaktion soll als «Fusion unter Gleichen» über die Bühne gehen und basiert auf der Marktbewertung der beiden Firmen. Als Umtauschverhältnis erhält man daher für eine Baloise-Aktie 1,0119 Helvetia-Anteile.
Die Baloise wird dabei in die Helvetia fusioniert und die Aktien der neuen Gruppe werden an der SIX Swiss Exchange unter dem Valorensymbol «HBAN» gehandelt. Der Vollzug der Transaktion muss noch von den Aktionären beider Unternehmen gutgeheissen werden.
Das künftige Management betonte, dass die Patria Genossenschaft als grösste Aktionärin von Helvetia (Anteil 34,1%) auch beim neu entstehenden Unternehmen als Ankeraktionärin eine stabilisierende Rolle spielen werde.
Zur Meinung von Cevian, einem der grösseren Aktionäre bei Baloise, ist noch nichts bekannt. Der schwedische Finanzinvestor drängte die Basler zuletzt zu einer Neuausrichtung und hat schon bald Einsitz im Baloise-Verwaltungsrat. (awp/hzi/pg)