Das Unternehmen führt diese Entwicklung auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als die Underwriter von Lloyd's «Risiken der Meere» wie Wetter und Kollisionen offiziell von «Risiken durch Menschen» wie feindliche Handlungen trennten. Diese historische Trennung schuf die Grundlage für die moderne Seekriegsrisikoversicherung. Jahrzehntelang blieb dieses Segment eher ruhig. Internationale Verträge dämpften die Feindseligkeiten auf See, die Piraterie wurde unter Kontrolle gebracht, und Rückversicherer behandelten Kriegsrisiken als überschaubares Spezialgebiet. Die jüngste Analyse von Willis Re zeigt jedoch, dass die Stabilität des vergangenen Jahrhunderts nun verschwunden ist. Das Unternehmen verweist auf eine starke Eskalation der maritimen Feindseligkeiten, sowohl staatlich geförderter als auch verdeckter Art, die das Risiko für Versicherer und Rückversicherer neu definiert.
Willis Re hebt mehrere Brennpunkte hervor, die diesen Wandel vorantreiben. Iranische und israelische Streitkräfte haben sich gegenseitig Schiffe in der Strasse von Hormus angegriffen. Die chinesischen Behörden stören weiterhin die Handelsrouten im Südchinesischen Meer. Seit Ende 2023 greifen Huthi-Kämpfer kommerzielle Schiffe im Roten Meer mit Raketen, Drohnen und Sprengstoffbooten an. Im Schwarzen Meer wurden Tanker durch ukrainische Raketen beschädigt, während vor der somalischen Küste erneut Piraterie auftrat. Selbst die Massnahmen der US-Marine gegen Schmugglerschiffe in der Karibik und im Pazifik haben zu der Wahrnehmung beigetragen, dass die Schifffahrtswege weltweit zunehmend unsicherer werden.
