Movinx ist ein Joint Venture von Swiss Re und Daimler, aber will sich für andere Mobilitätsanbieter öffnen. Warum?

Um den bedeutenden Wandel in der Branche voranzutreiben, den wir entschlossen anstreben, werden wir mit den richtigen Partnern zusammenarbeiten, die verstehen und die ein Teil davon sein wollen, dass die Kunden diejenigen sind, die den Übergang zu eingebetteten Versicherungen anführen werden. Die Evolution von Mobilitätskonzepten hat gerade erst begonnen und die Offenheit für andere Anbieter, seien es Erstausrüster, Mobilitätsanbieter oder Technologieunternehmen, ist ein wichtiger Faktor, um Verbrauchern ganzheitliche Versicherungslösungen anzubieten. Unser Modell erkennt das Ausmass dieses Übergangs und zeigt, wie wichtig es ist, den Fahrerschutz zu stärken, die Verkehrssicherheit weiter zu steigern und vor allem Investitionen in Initiativen zu fördern, die eine Zukunft der Mobilität vorantreiben, die der Welt, in der wir alle leben können, besser entspricht.

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Movinx hat sich auf das Panier geschrieben, eine globale Plattform zu bauen. Doch dafür sind einheitliche Datenstandards und offene Schnittstellen nötig. Bei Standards für Versicherungsdaten sind wir noch nicht sehr weit. Ist es in so einer Situation realistisch, eine globale Mobilitätsplattform aufzubauen?

Ein konsistentes globales Versicherungserlebnis ist etwas, das es nirgendwo gibt, und es ist der Kern dessen, was wir unseren Partnern anbieten. In der Tat gibt es Herausforderungen bei der Festlegung globaler Datenstandards und offener Schnittstellen. Autoversicherungen werden von sehr unterschiedlichen Rechtsordnungen geregelt und reguliert und dies wird sich wahrscheinlich auch in ferner Zukunft nicht ändern. Die Movinx-Plattform löst dieses Problem durch einen API-First-Ansatz, der es ermöglicht, eine modulare Struktur von Anwendungen basierend auf den spezifischen Anforderungen zu kombinieren und wiederzuverwenden.

Wir arbeiten daran, ein wirklich integriertes End-to-end-Erlebnis zu bieten, das über die Plattform hinausgeht und ausgeklügelte Datenpunkte nutzt, um unsere Kunden und Partner an jedem Berührungspunkt zu unterstützen: Produktentwicklung, Vertrieb, Betrieb und Ansprüche … Es ist grenzenlos. Die Modernisierung der Autoversicherung – nun ja, der Versicherung im Allgemeinen – geht weit über das «online gehen» hinaus. Es ist eine echte Neuinterpretation dessen, was es heisst, einen effektiven, effizienten und kundenfreundlichen Service zu bieten.

Was sind derzeit die grössten Herausforderungen für Movinx?

Wenn es einfach wäre, ein skalierbares globales Versicherungsmodell zu entwickeln, wäre es schon längst fertig! Wir entwickeln eine Lösung, die über Länder- und regionale Grenzen hinausgeht und dennoch ein kohärentes und konsistentes Erlebnis bietet … Natürlich gibt es Herausforderungen bei der Bewältigung der damit verbundenen regulatorischen und länderspezifischen Komplexität. Deshalb haben wir einige der klügsten Köpfe, um dieses Problem zu lösen.

In welchen Bereichen hat Movinx seine ersten Projekte abgeschlossen?

Keine vollständig digitale Lösung kann sich ohne eine sichere, zuverlässige technische Infrastruktur weiterentwickeln. Die Arbeit an den technischen Elementen, die leistungsfähig, flexibel und skalierbar genug sind, um unsere Ziele zu erreichen, stand daher immer im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit.

Ebenso wichtig wie die technische Entwicklung ist unsere Kundenbesessenheit. Es ist nicht unser Ziel, bestehende Produkte zu digitalisieren, sondern reale Probleme für Verbraucher und Mobilitätsanbieter zu lösen. Deshalb haben wir viel Zeit damit verbracht, zuzuhören, um Ideen entwickeln zu können, und testen derzeit mit Pilotprodukten.

Wird Movinx zum digitalen Flottenmanager?

Es war schon immer die Absicht von Movinx, zu expandieren und sich für weitere Industriepartner und Modelle zu öffnen. Wir sprechen ständig mit potenziellen strategischen Partnern darüber, was die Zukunft bringen könnte.

Es herrscht bei Versicherern noch Unsicherheit bei dem Thema, was man mit den Fahrzeug- und Mobilitätsdaten machen soll. Haben Sie hier bereits erste Erkenntnisse?

Mit der zunehmenden Konnektivität im gesamten Mobilitätssektor können wir bereits die ersten tiefgreifenden Veränderungen in der Autoversicherung beobachten, wobei Telematik-Tarife den Übergang anführen. Die Wahrheit ist, dass Autos sicherer werden, sich das Fahrverhalten ändert und die Versicherer sich anpassen müssen, um all dem gerecht zu werden.  

Bald werden die Versicherer die unglaubliche Menge an Daten, die in Echtzeit erzeugt werden, verarbeiten müssen, um reagieren zu können. Zu viele Daten und zu wenige Informationen helfen niemandem. Je mehr Daten vorhanden sind, desto komplexer werden deren Schutz und die damit zusammenhängenden regulatorischen Anforderungen, wenn es darum geht, ein nahtloses Kundenerlebnis zu schaffen. Wie wir bereits in anderen Bereichen sehen, werden die Verbraucher erkennen, dass die sichere Nutzung von Fahr- und Fahrzeugdaten eine sicherere – und gerechtere – Mobilitätsversicherung ermöglicht.

Die Branche hat eine wichtige Aufgabe vor sich: Sie muss in die Menschen und die Technologie investieren, um diese Fülle von Informationen in wertvolle Erkenntnisse zu entschlüsseln. Und diese Erkenntnisse dann nutzen, um das Kundenerlebnis, die Produkte und die Tarife besser auf das sich ständig ändernde Verhalten auszurichten. Seien es individuelle Preisschätzungen oder verbindliche Angebote, Warnungen oder Komplimente in Echtzeit für positives Fahrverhalten oder sogar ein Gutschein für ein Fahrsicherheitstraining.

Wie werden das Autofahren und die Kfz-Versicherung im Jahr 2032 aussehen? Was meinen Sie?

Unsichtbar! Mobilität wird dem Verbraucher in verschiedenen Formen zur Verfügung gestellt und an Versicherungen wird niemand mehr denken. Mobilität wird durch autonomes Fahren, Sicherheitsfunktionen und vor allem die Datenverbindung zwischen allen Fahrzeugen auf der Strasse, vielleicht sogar in der Luft, sicher werden. Das ist die Zukunft, auf die Movinx hinarbeitet. 

«An Versicherungen wird niemand mehr denken»

Die Kfz-Versicherung wird verschwinden, ist Carolin Gabor überzeugt. Über knapp sechs Jahre hat die promovierte Diplomkauffrau für den Berliner Startup-Inkubator Finleap gearbeitet. Seit April 2021 leitet sie das Swiss-Re-Startup Movinx. Movinx ist ein Joint Venture von Swiss Re und Daimler. Das Gemeinschaftsunternehmen des Rückversicherers und des Automobilherstellers soll ein Ökosystem schaffen, in dem die «Versicherung die Einführung neuer Technologien wie fortschrittlicher Fahrassistenzsysteme und autonomer Fahrzeuge sowie neue Geschäftsmodelle im Mobilitätsbereich unterstützt», wie Pravina Ladva, Digital Transformation Officer von Swiss Re, vor einem Jahr hervorhob. 

Mobilität und die Fahrzeugerstellung machen den radikalsten Wandel seit der Erfindung des Automobils durch. Der Antrieb wandert vom Verbrenner zum Elektromotor, die Fahrzeuge erledigen immer mehr von allein. Mercedes wird in diesem Jahr ein Auto der Level-3-Stufe auf die deutschen Strassen bringen. Das Auto kann bereits in gewissen Situationen ohne menschliche Steuerung des Lenkrads eingesetzt werden. «Die Evolution von Mobilitätskonzepten hat gerade erst begonnen», sagt Gabor im Interview mit HZ Insurance. Sie ist überzeugt, dass die Kfz-Versicherung schon bald autonom wird. «An Versicherungen wird niemand mehr denken.» Wir sprachen mit ihr über Daten, Datenstandards, Herausforderungen und erste Erfolge.