Karriere machen: Das klingt so banal, als könnte man auf dem Reissbrett einen Berufsweg skizzieren und dann einfach eine Station nach der anderen gehen. «So funktioniert das nicht», weiss Beatrix Riner, die seit 2017 die Abteilung Kundenservice Einzelleben bei der Baloise leitet.

Schon als junge Juristin wollte sie im Beruf eine Führungsrolle übernehmen und mit Menschen arbeiten. Das hat sie ihrem damaligen Vorgesetzten im Entwicklungsgespräch auch in aller Deutlichkeit mitgeteilt: «In drei bis fünf Jahren möchte ich 20 Mitarbeitende führen.» Die Reaktion lässt sie heute schmunzeln: «Da war erst einmal Stille im Raum.» Man stelle sich vor: Mitte der 1980er Jahre, in der Schweiz, damals ein überwiegend von väterlichen Patrons und männlichen Chefs geführtes Land. 

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«Es hat mich Mut gekostet, meine Karrierewünsche so klar zu kommunizieren», sagt Beatrix Riner rückblickend. Doch sich bemerkbar zu machen und zu sagen, «Hier bin ich und ich will etwas erreichen im Job», sei wichtig, um im Berufsleben voranzukommen, ist sie überzeugt. Aus der fehlenden Resonanz am ersten Arbeitsplatz zog sie schliesslich Konsequenzen und wechselte die Stelle. In der Baloise fand sie dann eine Arbeitgeberin, die Persönlichkeiten fördert und Wert darauf legt, dass jeder und jede Mitarbeitende gern etwas verändert, Ideen aktiv einbringt und sich wohlfühlt am Arbeitsplatz. 

Muster brechen mit einem «Querstep» 

Seit 31 Jahren arbeitet Beatrix Riner nun bei der Baloise, davon knapp neun Jahre als Leiterin Kundenservice Schaden. Vor vier Jahren entschied sie sich zu einem weiteren mutigen Schritt: Begeistert von einem Vortrag des Schweizer Managementforschers Hans A. Wüthrich über «Musterbrechen», regte sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen eine Job-Rochade an. Gemeinsam entwickelten sie die Idee zu einem «Querstep» für erfahrene Führungskräfte. Am Ende waren es sechs Kolleginnen und Kollegen in ähnlichem Alter, die ihre Führungspositionen bei der Baloise wechselten. Beatrix Riner übernahm 2017 neu den Bereich Kundenservice Einzelleben.

«Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser», gibt die aufgeschlossene Baslerin zu. Zwar hatte sie in den zurückliegenden Jahren ein breites Versicherungswissen angesammelt. Doch die Branche Einzelleben kam ihr immer noch wie ein «blinder Fleck» vor. Es folgte eine intensive Zeit des Lernens und des Austauschs mit den neuen Mitarbeitenden. Ihr unvoreingenommener, frischer Blick brachte Schwung ins Geschäftsfeld. Es wurden zum Beispiel Rollen neu definiert und verändert. «Wir stellten den Bereich so auf, dass Individuen und Teams eigenverantwortlich agieren können und Teams optimal geschnitten sind», so Beatrix Riner. Dazu gehörte es auch, neben hierarchischer Leitung eine laterale Fachführung zu etablieren.

Offen sein und Ungewissheit zulassen

Neuland war für sie auch die Digitalisierung der Prozesse im Vertragsabschluss. «Der Umgang mit agilen Methoden und IT-Anforderungen ist mehr Aufwand als gedacht, doch auch extrem faszinierend», erzählt sie. «Wir haben im Team viel Spass und lernen täglich voneinander.» Sie weiss heute auch: Offen sein, ins Ungewisse gehen und sich auf neue Menschen einlassen ist etwas «ganz Wichtiges, um Dinge zu bewegen». Mehr noch: Musterbrechen wurde so Teil der Arbeitskultur bei der Baloise und zum Vorteil für die Weiterentwicklung der Organisation. Beatrix Riner: «Wir können heute sehr rasch auf Kundenbedürfnisse reagieren und Ideen schnell umsetzen.»