Das Run-off-Geschäft – zu Deutsch die Abwicklung oder die Übertragung von Altbeständen ohne Neukundenzugang – gewinnt in der Versicherungsbranche zunehmend an Gewicht. Als Treiber gelten die seit vielen Jahren bestehenden niedrigen Zinsen als auch verschärfte regulatorische Belastungen und der konstante Modernisierungsdruck in der IT. Manche Versicherer sortieren deshalb ihre Bestände aus, weil sich das Fortführen für sie schlicht nicht mehr lohnt. Das ruft derweil spezialisierte Plattformen und Private-Equity-Investoren auf den Plan. Diese kaufen zu und sichern sich so einen wachsenden Einfluss. Während Deutschland hier bereits einen reifen Markt mit Aufsichtskontrolle vorweisen kann, steht die Schweiz noch eher am Anfang.
Wieso Run-off an Bedeutung gewinnt
Wie eingangs erwähnt, wird dieses Modell durch die dauerhaft niedrigen Zinsen, steigende Kapitalanforderungen unter Solvency II, hohe strukturelle Kosten und ineffiziente Legacy-Systeme angetrieben. Altverträge mit hohen Garantien landen deshalb zunehmend im Fokus der Run-off-Strategie. Wie das Beratungshaus McKinsey in seinem Bericht «Running up on runoff: Strategic options for life closed books» ausführt, lässt sich der ROE – sprich die Eigenkapitalrendite – geschlossener Versicherungsbestände um 3 bis 5 Prozentpunkte steigern, wenn Effizienzhebel wie Operationen, IT und Kapital gezielt adressiert werden. Das verleitet manche Versicherer dazu, Kapital freizusetzen und die Managementaufmerksamkeit auf ertragreichere Felder zu lenken – wie die auch PwC-Studie «Deals landscape in the run-off legacy insurance market» aufzeigt.