Weltweit machen die gestiegenen Energie- und Geschäftskosten den Unternehmen zu schaffen. Laut der D&B-Studie «Datengesteuerte Resilienz 2023» werden diese von Führungskräften derzeit als eine der grössten Bedrohungen wahrgenommen. Es verwundert daher kaum, dass viele Unternehmen sparen und sich mit dem Abschluss neuer Versicherungsverträge zurückhalten. Dazu kommt die Gefahr, dass Versicherungskunden in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Für Versicherungsgesellschaften, die selbst vom gestiegenen Preisniveau betroffen sind, stellt sich deshalb die Frage, wie sie in diesem von ökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten geprägten Umfeld nicht nur widerstandsfähiger werden, sondern zugleich für zusätzliches Wachstum sorgen können.

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Tatsächlich haben Versicherer gleich mehrere Ansatzpunkte. Dazu zählt beispielsweise die Senkung der eigenen Kosten, was in einem ersten Schritt durch eine umfassende Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreicht werden kann. So lassen sich interne Abläufe und Prozesse effizienter gestalten, was die Kosten reduziert. Gleichzeitig bietet Digitalisierung die Möglichkeit, dem verstärkten Kundenwunsch nach digitalen Angeboten und einer permanenten Erreichbarkeit über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Kanäle nachzukommen – und damit stärker auf die Bedürfnisse der Kundschaft einzugehen. Das ist deshalb wichtig, weil sich immer wieder zeigt, dass gerade der Vertriebsbereich von Versicherungen sehr zeitintensiv ist und die Digitalisierung bei der Generierung von Leads, also der Identifizierung potenzieller Neukunden, mit am wenigsten weit fortgeschritten ist.

Der Autor

Dirk Radetzki, Chief Regional Officer DACH, D&B

Effiziente Datennutzung

Aus diesem Grund ist die effiziente Nutzung von Daten – als Ergänzung zu einer umfassenden Digitalisierungsstrategie – ein weiterer wichtiger Baustein, um mehr Resilienz aufzubauen. Gemäss der D&B-Studie haben die Unternehmen in allen Branchen die Relevanz erkannt. Daten werden den Unternehmen zukünftig essenziell dabei helfen, turbulente Zeiten zu bewältigen. Das gilt auch für die Assekuranz. Denn Versicherer verfügen in aller Regel über einen sehr grossen Bestand an Daten. Ein häufiger Haken dabei: Einzelne Abteilungen sammeln und verwalten Daten nur für die eigene Nutzung, wodurch sogenannte Datensilos entstehen und es zu Redundanzen kommt. Mit anderen Worten: Die Daten liegen häufig dezentral und in unstrukturierter Form vor.

Datensilos müssen aufgebrochen und die Daten strukturiert werden.

Es ist wichtig, solche Datensilos aufzubrechen und sämtliche Daten zu sammeln, zu strukturieren und vernünftig aufzubereiten. Wenn alle vorhandenen Kundendaten zusammengeführt und in ein System integriert werden, entsteht eine saubere Datenbasis, die dann auf dem neusten Stand gehalten werden muss. Wer so vorgeht, nutzt die entstehende Datenbasis strategisch, um bessere Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen und Wachstumschancen zu identifizieren. Darum geht es zum Beispiel bei der sogenannten Zwillingsanalyse, bei der passende Kundinnen und Kunden identifiziert werden sollen. Auf Basis des Profils dieser selektierten Kundschaft können Versicherer herausfinden, wer ein potenzieller Neukunde ist und wo sich die Kontaktaufnahme durch den Vertrieb auszahlen würde.

 

Ergänzung mit externen Daten

Wertvolle Unterstützung bieten neben der eigenen, intern vorhandenen Datenbasis auch Web-Tools, mit denen sich feststellen lässt, welche Unternehmen aktuell im Internet nach bestimmten Versicherungsleistungen suchen. Ergänzend können Unternehmens-Websites gescannt und deren Inhalt wie ein Register katalogisiert werden. Auf diese Weise lässt sich abgleichen, wie sich Unternehmen im Internet präsentieren und welche Schwerpunkte sie haben. Zusätzlich gibt die Verknüpfung von Online- und Offline-Daten weitere Einblicke. Darüber hinaus können Daten für das Risikomanagement eingesetzt werden. Mit einer smarten Datennutzung lässt sich herausfinden, bei welchen Kunden und Kundinnen in den kommenden Monaten möglicherweise Zahlungsschwierigkeiten drohen, wo vielleicht Probleme in der Lieferkette auftauchen könnten oder wo Risiken in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit bestehen, die durch den Gesetzgeber, wie sich am Beispiel des Lieferkettengesetzes zeigt, immer stärker geahndet werden.

Die Beispiele verdeutlichen, dass eine über alle Unternehmensbereiche verzahnte systematische Datenstrategie für Versicherer ein entscheidender Faktor ist, um die eigene Resilienz zu steigern – also auch in einem von hohen Unsicherheiten geprägten Umfeld Risiken zu reduzieren und das Wachstum voranzutreiben. Allerdings ist die Umsetzung einer solchen Daten- und Digitalisierungsstrategie zum einen nicht ganz einfach, zum anderen bestehen auch Risiken, wenn Entscheidungen auf Basis falscher oder nicht aktueller Daten getroffen werden.

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Deshalb kann es sinnvoll sein, auf externe Expertise zuzugreifen, mit der nicht nur die intern vorhandenen Daten sauber aufbereitet, sondern diese auch mit belastbaren externen Daten ergänzt werden können.

Dieser Text erschien erstmals am 20. April 2023 im Spezial Unternehmensversicherung der Handelszeitung .