Die wirtschaftliche Unsicherheit ist anhaltend hoch, ebenso die Rezessions- und Inflationsrisiken. In diesem Umfeld sind laut Swiss Re Institute eine «schwere globale Rezession» und eine «Stagflation im Stil der 1970er Jahre» zwei wichtige Alternativszenarien, über die Versicherer nachdenken sollten. Jedes dieser Szenarien stellt unterschiedliche Herausforderungen dar: Das Risiko von Rezession und Inflation im Hinblick auf Bilanzstärke und Solvenzprobleme; eine Stagflation, was die Underwriting-Performance und die Belastung versicherungstechnischer Leistungen angeht. 

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«Die wichtigsten Entwicklungen, die es im Hinblick auf einen Wechsel zu einem der beiden Szenarien zu beobachten gilt, sind die Inflationsdynamik, geldpolitische Fehlentscheidungen, erneuter Druck auf die Energie- und Rohstoffpreise sowie Stress auf den Finanzmärkten», schreiben Hendre Garbers, Senior Economist und Ayush Uchil, Insurance Economist und Data Scientist, Swiss Re Institute, im aktuellen «Economic Insight». «Selbst bei soliden Bilanzen sollten die Versicherer bedenken, dass Abhilfemassnahmen mit langen Vorlaufzeiten verbunden sein können.»

Der Swiss Re-Ausblick geht davon aus, dass sich die Weltwirtschaft weiterhin allmählich abschwächt und 2024 real nur noch um 2,2 Prozent wächst, gegenüber 2,5 Prozent im Jahr 2023 und 3 Prozent im Jahr 2022. Gleichzeitig wird angenommen, dass die Inflation bis 2024 über den Zielwerten der Zentralbank liegen wird.

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Die schwachen Wachstumsaussichten seien in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften begründet, wo das niedrigste reale BIP-Wachstum seit den 1980er Jahren (ausserhalb der globalen Finanz- und Covid-19-Krise) prognostiziert wird. Dies sei auf die kumulativen Auswirkungen des beispiellosen globalen geldpolitischen Erhöhungszyklus 2021-2023 zurückzuführen.

Wachsende Herausforderungen für Versicherungswirtschaft

Inmitten dieser herausfordernden Bedingungen wird erwartet, dass sich die Versicherungsbranche in den nächsten zwei Jahren als widerstandsfähig erweist. Dennoch stellten das langsame Wachstum, die erhöhte Inflation und die daraus resultierende Unsicherheit in Bezug auf die wirtschaftlichen Aussichten die Versicherer vor wachsende Herausforderungen.

Angenommen wird, dass bei einer Stagflation die Nachfrage nach Lebens- und Nichtlebensversicherungen sinkt. Die Nichtlebensversicherer wären dem Inflationsschock am stärksten ausgesetzt, da die Schadenhäufigkeit steigen und die Rentabilität sinkt. Da die Tarife steigen, um die Schadenskosten zu decken, wäre das nominale Prämienwachstum stark, aber die hohe Inflation würde zu einem geringeren realen Prämienwachstum führen.

Die negativen Auswirkungen auf die Kapitalerträge würden vom Grad des ALM-Matching abhängen (d.h. dem Ausmass, in dem höhere Rückstellungen sofort durch zusätzliche Vermögenswerte ausgeglichen werden, die bei höheren Renditen an Wert verlieren). Reinvestitionen in höher rentierliche Anleihen könnten jedoch die längerfristigen Kapitalerträge stützen.

Neugeschäft zu rentableren Bedinungen

Die gute Nachricht: Laut Swiss Re Institute ist der Versicherungssektor in das Jahr 2023 mit soliden Kapitalpuffern und einer Solvabilitäts- und Liquiditätsposition von weit über 100 Prozent und nur geringfügig unter dem Niveau vor der Pandemie eingetreten. Die geldpolitische Straffung habe das Ende der finanziellen Repression gebracht. Neugeschäft sei zu rentableren Bedingungen möglich. 

Bei der Planung strategischer Massnahmen sei angesichts des Inflationsdrucks darauf zu achten, Risiken neu zu kalkulieren und das Neugeschäft auf risikoärmere Produkte zu lenken, was beides Zeit brauche. Und während die Vermögensallokation und andere Absicherungsinstrumente ein flexibleres Management des Anlagerisikos ermögliche, müsse bei der Neupositionierung immer noch der Kapital- und Liquiditätsbedarf berücksichtigt werden. (swiss re/hzi/mig)