So schraubt Vorstandschef Torsten Leue sein Gewinnziel für 2025 nach einem katastrophenarmen Sommer auf mehr als 2,4 Milliarden Euro nach oben. Im kommenden Jahr soll es weiter auf etwa 2,7 Milliarden Euro hochgehen. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.

Die Talanx-Aktie gewann am Vormittag zuletzt 5,35 Prozent auf 116,20 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax, dem Index der mittelgrossen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit schon rund 40 Prozent zugelegt.

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Bereits im August hatte die Talanx-Führung ihr Gewinnziel auf rund 2,3 Milliarden Euro angehoben. Von Bloomberg befragte Analysten hatten im Mittel schon mit etwas mehr als 2,4 Milliarden Euro gerechnet. So hatte sich bereits abgezeichnet, dass die Versicherungsbranche im Sommer von teuren Katastrophen weitgehend verschont wurde.

«Wir haben nach neun Monaten ein Rekordergebnis erzielt und damit schon jetzt das Gesamtjahresergebnis von 2024 nahezu erreicht», sagte Talanx-Chef Leue. Zu Wochenbeginn hatte bereits der weltweit drittgrösste Rückversicherer Hannover Rück sein Gewinnziel für 2025 angehoben. Das Unternehmen gehört mehrheitlich zu Talanx, und sein Gewinn geht gut zur Hälfte in den Überschuss des Mutterkonzerns ein.

In den ersten neun Monaten 2025 verdiente Talanx unter dem Strich 1,96 Milliarden Euro und damit 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zwar stagnierte der Versicherungsumsatz bei rund 36 Milliarden Euro. Doch die Gewinne aus Kapitalanlagen wuchsen um rund acht Prozent, und vom Umsatz im Schaden- und Unfallgeschäft blieb nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb mehr übrig als im Vorjahreszeitraum. So sank die kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 91,2 auf 89,8 Prozent.

Mehrere Grossschäden dürften Q4 belasten

Für das vierte Quartal zeichnen sich allerdings schon mehrere Grossschäden ab. So dürften die Zerstörungen durch Hurrikan «Melissa» den Konzern einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten, wie Finanzchef Jan Wicke in einer Videokonferenz mit Journalisten sagte. Taifun «Fung-Wong», der gerade die Philippinen getroffen hat, werde den Versicherer hingegen deutlich weniger kosten. Der Absturz eines Frachtflugzeugs des Paketdiensts UPS in den USA werde bei Talanx voraussichtlich mit einem höheren zweistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen, erklärte Wicke.

Immer wichtiger wird für den Konzern sein Auslandsgeschäft. Der Konzern ist vor allem in Polen und Lateinamerika stark vertreten. In den ersten neun Monaten trug die Privat- und Firmenversicherung im Ausland 474 Millionen Euro zum Konzernergebnis bei. Das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft mit der Hauptmarke HDI lieferte nur 123 Millionen Euro ab. Die Industrieversicherung steigerte ihren Gewinn auf 409 Millionen Euro.

Das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden wachse im Ausland stärker als in Deutschland, erklärte Wicke. Damit dürfte auch der Gewinnanteil dieses Heimatgeschäfts bei Talanx voraussichtlich weiter sinken. Habe die Sparte vor einigen Jahren noch über zehn Prozent zum Konzerngewinn beigesteuert, seien es in den ersten neun Monaten nur noch sechs Prozent gewesen. Künftig werde dieser Anteil voraussichtlich auf fünf Prozent schrumpfen.

Besonders das Auslandsgeschäft stimmt die Talanx-Spitze auch für 2026 zuversichtlich. Mit dem für nun angepeilten Überschuss von 2,7 Milliarden Euro würde der Konzern sein ursprünglich für 2027 gesetztes Ziel schon ein Jahr früher übertreffen.

Höhe der Dividende noch offen

Wie hoch die Dividende für 2025 ausfällt, wollte der Manager noch nicht vorhersagen. Noch sei das Jahr nicht zu Ende. Die bisherige Entwicklung lässt jedoch auf eine weitere Anhebung hoffen. Für 2024 hatte Talanx je Aktie 2,70 Euro ausgeschüttet. Für das Geschäftsjahr 2027 hatte der Vorstand im vergangenen Dezember eine Steigerung 4 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.

Unterdessen will das Unternehmen seine Rechtsform von einer deutschen AG in eine Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE) ändern. Die Aktionäre sollen in der Hauptversammlung 2026 darüber abstimmen. Das Sagen bei Talanx hat der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Er hält mit knapp 77 Prozent die grosse Mehrheit der Anteile. (awp/hzi/ps)