Zum Auftakt äusserte sich Stefan Mäder, der Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, zum Felssturz in Blatten VS. Das Naturereignis vom 28. Mai 2025 und die sich daraus ergebenden Überschwemmungen haben grosse Zerstörungen verursacht. Der Elementarschadenpool hat versicherte Schäden in Höhe von rund 320 Millionen Franken ermittelt. Davon entfallen rund 260 Millionen Franken auf  Schäden an Gebäuden und Hausrat. Weitere 60 Millionen Franken leisten die Privatversicherer für Ansprüche  aus Betriebsunterbrüchen und Schäden an Motorfahrzeugen.

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Stefan Mäder, Präsident SVV

Stefan Mäder, Präsident SVV: «Die Versicherungswirtschaft trägt mit langfristiger Orientierung, Investitionen in Prävention und der Absicherung zentraler Lebensrisiken wesentlich zur Stabilität und zum Wohlstand der Schweiz bei.»

Quelle: Keystone/Steffen Schmidt

«Das ist viel Geld und noch viel mehr Leid. Die Privatversicherer sichern der betroffenen Bevölkerung in Blatten rasche und unbürokratische Unterstützung  zu», sagte Stefan Mäder und bekräftigte damit, dass die Schweiz auch in Zukunft versicherbar bleibt. Möglich macht dies insbesondere der 1937 gegründete Elementarschadenpool – ein weltweit einzigartiger Mechanismus zur solidarischen Abfederung von Elementarschäden. «In der Not für die versicherten Menschen und Unternehmen da zu sein, ist unser Versprechen und zugleich seit 200 Jahren unsere Bestimmung. Als Verband wissen wir seit 125 Jahren, wie wichtig es ist, gemeinsam für gute Rahmenbedingungen unserer volkswirtschaftlich wichtigen Branche einzustehen», führte Mäder am Jubiläumsanlass aus. 

Sicherheit als wirtschaftliches und gesellschaftliches Grundprinzip 

Im Weiteren betonte Stefan Mäder, dass Sicherheit kein Zustand völliger Risikoelimination sei. Sie sei ein Prozess, der Weitsicht, Verantwortung und Handlungsfähigkeit erfordere. «Die Versicherungswirtschaft trägt mit  langfristiger Orientierung, Investitionen in Prävention und der Absicherung zentraler Lebensrisiken wesentlich zur Stabilität und zum Wohlstand der Schweiz bei.» Viele Unternehmen könnten ihre Tätigkeit nur dank dem finanziellen Risikoschirm der Versicherungswirtschaft ausüben. «Ihre Leistungen entlasten nicht nur den Staat, sondern stärken auch die Resilienz der Gesellschaft», sagte der Präsident des Versicherungsverbandes.

Regulierung im Fokus: Warnung vor Übersteuerung durch die Aufsicht 

Mäder setzte mit seiner Kritik an den aktuellen Entwicklungen in der Finanzmarktregulierung einen zentralen  Akzent: «Versicherer funktionieren anders als Banken. Ein Insurance Run ist ausgeschlossen, deshalb müssen  sie auch anders reguliert werden. Wir brauchen eine branchengerechte Aufsicht, die die Besonderheiten der  Versicherungswirtschaft versteht und respektiert.» Es gebe jedoch zunehmend regulatorische Tendenzen, die  der Logik der Bankenaufsicht folgten und somit die Besonderheiten des Geschäftsmodells der Versicherer ignorierten.

Neu- und Wiederwahlen in den Vorstand 

Am selben Tag wurden an der 95. Generalversammlung Laura Gersch (CEO Allianz Suisse), Anders Malmström (Group CFO Swiss Re), Fabrizio Petrillo (CEO Axa Schweiz), Roman Sonderegger (CEO Helsana Gruppe) und Rémi Vrignaud (CEO Generali Schweiz) neu in den Vorstand gewählt. Sie folgen auf Ruedi Kubat (bis 31. Dezember 2024 CEO Allianz Suisse), Patrick Raaflaub (Group Chief Risk Officer Swiss Re), Thomas Szucs (Verwaltungsratspräsident Helsana Gruppe) und Christoph Schmallenbach (bis 30. April  2025 CEO Generali Schweiz). Für eine weitere Amtsperiode von drei Jahren wiedergewählt wurde Philomena Colatrella (CEO CSS). Neben Juan Beer (CEO Zurich Schweiz) amtiert neu Roman Stein (CEO Swiss Life Schweiz) als Vizepräsident des Verbandes. 

Mäder warnte zudem vor einer Überdehnung der Kompetenzen der Finanzmarktaufsicht Finma, insbesondere durch Rundschreiben mit faktischer Regulierungswirkung. «Wir brauchen eine Finma, die sich an  den tatsächlichen Risiken orientiert, das Vertrauen in bewährte Strukturen stärkt und die nötige unternehmerische Freiheit für Innovation wahrt», betonte Mäder in Zürich. 

Zukunft der Altersvorsorge: Stabilität statt Steuererhöhung 

Auch die Altersvorsorge zählte am Tag der Versicherer zu den zentralen Themen. Der SVV-Präsident sprach sich deutlich gegen eine höhere Besteuerung von Kapitalbezügen aus: «Wer über Jahrzehnte spart, muss sich  auf stabile Spielregeln verlassen können. Die zweite und dritte Säule stärken die Eigenverantwortung, das darf  nicht durch symbolpolitische Eingriffe geschwächt werden.» Durch ihre Rolle in der zweiten und dritten Säule  leistet die Versicherungswirtschaft einen entscheidenden Beitrag zur fiskalischen Entlastung des Staates und  erleichtert dadurch, dass der Staat die Mittel konzentriert einsetzen kann. 

Eventualverpflichtung Erdbeben nicht mehr als eine Scheinlösung  

Schliesslich wurde auch die geplante Einführung einer Kompetenz des Bundes im Bereich der Finanzierung der Behebung von Gebäudeschäden bei Erdbeben (Eventualverpflichtung EVV) angesprochen. Mäder machte  deutlich, dass der SVV der zuständigen ständerätlichen Kommission empfiehlt, gar nicht erst auf den  Bundesbeschluss einzutreten. «Das Erdbebenrisiko erfüllt alle Kriterien der Versicherbarkeit. Erst- und  Rückversicherer können Kapazitäten im Umfang der von der EVV gedeckten rund 22 Milliarden Franken bereitstellen», sagte Mäder. Wo der Markt funktioniere, sei ein staatliches Eingreifen weder notwendig noch  zielführend. «Die EVV ist eine Scheinlösung, die den Staatshaushalt im Ernstfall belastet, da sie nicht  durchsetzbar sein wird.» 

Sicherheit breit diskutiert – von der Herzchirurgie zur Rechtssicherheit 

Die weiteren Programmpunkte beleuchteten das Thema Sicherheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Christine Maier im Gespräch mit dem Kriegsreporter Kurt Pelda.

Christine Maier im Gespräch mit dem Kriegsreporter Kurt Pelda.

Quelle: rgbphoto.ch | stefan baumgartner

So  sprach der Herzchirurg Devdas Inderbitzin über medizinische Sicherheit in einem Hochrisikoberuf und die  Extremkletterin Nina Caprez über Risikomanagement im Sport. Die NZZ-Journalistin Katharina Fontana betonte die Bedeutung der Rechtssicherheit, während der Kriegsreporter Kurt Pelda bewegend über Sicherheit unter  Extrembedingungen berichtete. In der SVV-Debatte diskutierten Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker über zentrale Fragen zur Versicherbarkeit der Schweiz, zur Zukunft der Vorsorge und zum Schweizer  Gesundheitswesen. (pd/hzi/hoh)

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