Vienna Insurance Group AG kämpft in Budapest weiter um die Übernahme der Osteuropasparte der niederländischen Versicherung Aegon NV. Die Wiener wären bereit, einen ungarischen Miteigentümer zu akzeptieren, wenn das die ungarische Regierung dazu bewegen würde, ihr Veto gegen den Deal aufzuheben, sagen mit der Situation vertraute Personen.

Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban verbot Anfang des Monats aus heiterem Himmel die 830 Millionen Euro schwere Übernahme, mit der die Vienna Insurance ihre Führungsposition in Osteuropa zementiert hätte. Die Transaktion wurde vom Innenministerium unter Verweis auf ein neues Gesetz untersagt, mit dem ein Verkauf von Schlüsselunternehmen ins Ausland verhindert werden soll. Darunter fällt seit kurzem auch die Finanzbranche.

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Konkurrent aus dem Umfeld von Orban

Für die Vienna Insurance käme allerdings nur eine ungarische Minderheitsbeteiligung in Frage, da man das Geschäft im Konzernergebnis konsolidieren und auch operativ unter Kontrolle haben will, hiess es aus den Kreisen. Ein Sprecher bekräftigte nur, dass Gespräche mit dem Finanzministerium in Budapest andauern und wollte sich nicht zu Einzelheiten äussern. Aegon und das Ministerium lehnten Stellungnahmen ab.

Ein potenzieller alternativer Käufer für das Geschäft von Aegon ist etwa der ungarische Versicherer Cig Pannonia Nyrt., zu dessen Hauptaktionären enge Verbündete von Orban gehören, hatte Bloomberg letzte Woche berichtet.

Banken zum Schuldenerlass gezwungen

Das Modell eines lokalen Miteigentümers knüpft an eine Goodwill-Massnahme an, die der Wiener Erste Group Bank AG im Jahr 2015 dabei half, einen jahrelangen Zwist mit der Orban-Regierung zu beenden. Damals gab die Erste einen 30-Prozent-Anteil an ihrer ungarischen Tochter zu gleichen Teilen an die Regierung und die Europäische Entwicklungsbank EBRD ab.

Orban hatte zuvor die überwiegend ausländischen Banken gezwungen, Privatkunden Schulden in Höhe von rund 1 Billion Forint (2,8 Milliarden Euro) zu erlassen, hauptsächlich Hypotheken in Fremdwährungen wie Schweizer Franken, die nach Währungsverlusten für viele unbezahlbar geworden waren.

(bloomberg/gku)