Die Münchener Rück steigt aus der erst vor zwei Jahren gegründeten Klima-Allianz von grossen Versicherungskonzernen und Rückversicherern aus.

Der Vorstandschef des weltgrössten Rückversicherers, Joachim Wenning, machte für diesen Schritt am Freitag Bedenken verantwortlich, dass die Regulierungsbehörden Absprachen in der Branche zum Verhalten gegenüber Klimasündern blockieren könnten: «Die Möglichkeiten, im Schulterschluss der Versicherungsindustrie weltweit Dekarbonisierungsziele zu verfolgen, ohne materielle Kartellrechtsrisiken einzugehen, sind nach unserer Einschätzung so begrenzt, dass es wirksamer ist, unsere Klimaambition zur Reduktion der globalen Erderwärmung selbstständig als Unternehmen weiterzuverfolgen.»

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Gründungsmitglied der «Net-Zero Insurance Alliance»

Die Münchener Rück hatte 2021 zu den Gründungsmitgliedern der «Net-Zero Insurance Alliance» (NZIA) gehört, in der sich inzwischen 30 Unternehmen aus der Branche gemeinsame Regeln für einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz geben wollen. Sie stehen nach eigenen Angaben zusammen für 15 Prozent des weltweiten Prämienvolumens. Neben der französischen AXA gehörten die Allianz, Zurich und Swiss Re aus der Schweiz, die britische Aviva und der französische Rückversicherer Scor zu den ersten Mitgliedern.

Die Münchener Rück zieht möglicherweise Konsequenzen aus einem Hinweis der britischen Wettbewerbsaufsicht CMA. Die NZIA hatte sich bereits 2021 an die Behörde gewandt, weil sie «ein Spannungsverhältnis zwischen Nachhaltigkeits-Initiativen und Wettbewerbsrecht» ausgemacht und um Ausnahmen gebeten hatte. Die CMA hatte im Februar mit einer Handreichung geantwortet, «wann Absprachen im Kampf gegen den Klimawandel vom Wettbewerbsrecht ausgenommen» sind. Auch der ehemalige Chef der Bank of England, Mark Carney, hatte als Co-Chef einer Klimaschutz-Initiative von Banken und Vermögensverwaltern (Glasgow Financial Alliance for Net Zero, GFANZ) von Widerstand der Kartellbehörden berichtet. Er verstehe, wenn einige Mitglieder deshalb austräten.

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Austritt als «Bedrohung für die ganze Allianz»

Die NZIA-Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, ihre Versicherungs-Portfolie bis 2050 unter dem Strich frei von Treibhausgas-Emissionen zu machen. Wenning sagte, die Münchener Rück rücke von ihren Zielen beim Klimaschutz nicht ab: «Unser Klimaengagement ist ungebrochen. (...) Bis dato dekarbonisieren wir sogar schneller als es Netto-Null bis 2050 erfordert.» Kohlekraftwerke und -minen versichert die Münchener Rück seit 2018 nicht mehr, Ölsand-Anlagen seit 2019. Von April an stehen auch neu erschlossene Öl- und Gasfelder sowie der Transport von Öl auf der Negativ-Liste.

Regine Richter von der Umweltorganisation Urgewald stellte nach dem Rückzug der Münchener Rück die NZIA an sich in Frage: «Wenn die Fortschrittlicheren austreten, denke ich, dass das eine Bedrohung für die ganze Allianz ist.» Parallel zur NZIA gibt es die «Net-Zero Asset Owner Alliance» (NZAOA), in der sich grosse Kapitalanleger wie Versicherer und Pensionsfonds verbündet haben. Sie wollen ihre Kapitalanlagen im Sinne des Klimaschutzes ausrichten. Ein Münchener-Rück-Sprecher sagte, man habe keine Pläne, auch aus der NZAOA auszutreten.

(reuters/hzi/gku)