Zu den führenden Versicherern der Pipeline gehören die Münchener Rück und mehrere Syndikate am Versicherungsmarkt Lloyd's of London, wie vier mit der Situation vertraute Personen aus der Branche der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Auch Zurich sei dort engagiert. Alle drei Versicherer wollten sich nicht dazu äussern.

Noch habe niemand den Schadenfall gemeldet, wie zwei der Insider sagten. Doch selbst wenn Nord Stream Geld von den Versicherern fordern sollte, könnten diese sich darauf berufen, dass es sich bei der Explosion um einen Akt der «Eigen- Sabotage» handele, weil der Mehrheitseigentümer Gazprom ein staatliches Unternehmen ist, oder um eine Folge des Krieges in der Ukraine. Beides ist in den meisten Versicherungsverträgen ausgeschlossen. Doch die Versicherer müssten erst beweisen, dass der Schaden an der Pipeline nicht durch ihre Policen abgedeckt sei, sagten Anwälte. Vorsätzliche Beschädigung sei normalerweise ebenfalls ein Ausschlussgrund, doch dürfte Nord Stream 1 sich auch dagegen versichert haben, hiess es in Justiz- und Branchen-Kreisen.

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Wer steckt hinter der Pipeline-Explosion?

Für die Unternehmen geht es um viel Geld. Immerhin hat der Bau von Nord Stream 1 nach Angaben der Betreibergesellschaft rund 7,8 Milliarden Euro gekostet. «Wenn sich nicht beweisen lässt, dass hinter (den Explosionen) ein Staat steckt, droht ihnen eine massive Schadenersatzforderung», sagte einer der Insider. Der russischen Gasexporteur Gazprom ist mit 51 Prozent an Nord Stream 1 beteiligt, Wintershall und E.ON gehören je 15,5 Prozent, die französische Engie und die niederländische Gasunie halten je neun Prozent. «Das genaue Ausmass des Schadens und mögliche Konsequenzen lassen sich erst nach einer Inspektion der Pipeline bestimmen. Doch das ist noch nicht möglich», erklärte Gasunie. Ein E.ON-Sprecher verwies auf die Betreibergesellschaft in der Schweiz.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die USA und ihre Verbündeten für die Zerstörung der Pipeline verantwortlich gemacht. US-Präsident Joe Biden sprach von bewusster Sabotage, ohne direkt mit dem Finger auf Russland zu zeigen. Russland hat eine Beteiligung zurückgewiesen. «Wenn das eine absichtliche Handlung des Versicherungsnehmers war, müssen die Versicherer nicht zahlen», sagte Rechtsanwalt David Pryce von der Kanzlei Fenchurch Law, die selbst nicht in den Fall involviert ist. Wenn ein westliches Land dahinterstecke, könnte die Explosion dagegen als «Terrorakt» gewertet werden, hiess es in Maklerkreisen - dann müssten die Versicherer zahlen.

Und wenn die Pipeline repariert wird und wieder Gas nach Europa transportieren kann? Wer Nord Stream 1 dann versichert, ist eine weitere offene Frage. Immerhin unterliegt Gazprom Sanktionen der USA, Grossbritanniens und Kanadas - was ein Engagement der Lloyd's-Syndikate erschweren würde. Denn sie dürften selbst in einem Schadenfall nicht an Gazprom zahlen. (reuters/hzi/kbo)