Young Talent Patricia Bayard: «Emotionale Intelligenz wird immer wichtiger»

Aber es kam anders. «Wenn du einmal in der Schönheitsbranche ein Geschäft eröffnen möchtest, brauchst du eine kaufmännische Grundlage». Das waren die Worte ihres Vaters, der ihr deshalb zur KV-Lehre riet und sie ermutigte, als Kauffrau ins Berufsleben einzusteigen. Sie hat den Rat befolgt und bis heute keinen Tag bereut.

Das war vor 14 Jahren und zugleich der Start ihrer Karriere bei Groupe Mutuel. Dem Unternehmen ist sie bis heute treu geblieben. Geändert haben sich lediglich ihre Position und ihr Erfahrungsschatz. «Ich hatte das Glück, in einem super Team und einem ebensolchen Unternehmen meine Lehre zu absolvieren», begründet die 30-Jährige ihre langjährige Firmentreue. «Es hat einfach alles gepasst und es gab für mich keinen Grund, die Branche oder den Arbeitgeber zu wechseln». 

Jung in eine Führungsrolle

Dass sie bereits mit 26 Jahren eine Führungsrolle übernehmen durfte, verdankt die Tierliebhaberin ihrem damaligen Chef. «Aufgrund einer organisatorischen Änderung wurde ein neuer Teamleiter oder eine neue Teamleiterin im Bereich Komplementärmedizin gesucht», so Patricia Bayard. Noch traute sie sich diesen Schritt nicht zu. Ihr Vorgesetzter schon. Er war überzeugt, dass die Stelle zu ihr passt und hat sie deshalb motiviert, die Herausforderung anzunehmen.

Patricia Bayard erinnert sich gut an diese Zeit und lässt ihre Gefühle, die damals in ihr aufkamen, Revue passiere. «Ich hatte Respekt und auch ein bisschen Angst vor dieser neuen Aufgabe, denn ich wurde  Leiterin des Teams, in dem ich gearbeitet habe. Das kann gut gelingen oder eben auch nicht». Es kam gut und sie lebte sich schnell in ihre neue Rolle ein. Die ersten Learnings waren; Privates von Geschäftlichem trennen, klare Grenzen setzen und ihren eigenen Führungsstil finden, der — wie sie sagt — sehr partizipativ sei. 

Während der vier Jahre als Teamleiterin wuchs das Selbstvertrauen und ihr Rucksack füllte sich mit weiteren Erfahrungen, die sie dank verschiedener Projekte, in die sie zusätzlich involviert wurde, sammeln konnte. «Ich arbeitete eng mit dem Prozessleiter zusammen und durfte ihn bei Abwesenheiten vertreten», erklärt Patricia Bayard. Deshalb fiel ihr der zweite Karriereschritt viel leichter als der erste.

Als stellvertretende Prozessleiterin Schadenfälle Zahn- und Komplementärmedizin ist sie seit Januar diesen Jahres dafür verantwortlich, die beiden Teams zusammenzuführen. «Diese Fusion ist für viele eine grosse Umstellung und erzeugt Gegenwind, weil sich auch die Aufgaben verändern». Das sei nicht immer einfach, aber sie könne sich gut in die Lage der Mitarbeitenden hineinversetzen und verstehe ihre Gefühle und Ängste. Eine ihrer Stärken, die sie in ihrem Job gut einbringen kann, ist die emotionale Intelligenz. Sie ist fest davon überzeugt, dass diese Fähigkeit in der Führung immer wichtiger wird und den Erfolg eines Teams oder Unternehmens entscheidend mitprägt.  

Und wie geht Patricia Bayard komplexe Themen und Projekte an? «Ich bestimme für mich gezielt Blockzeiten – Handy weg, E-Mail ausgeschaltet», sagt sie ohne eine Sekunde mit der Antwort zu zögern. Sie habe gemerkt, dass in der Natur und der Stille, die sie dann umgibt, ihr Geist viel freier sei und sie auf gute Ideen und kreative Lösungen komme. Und wenn sie diese Strategie wählt, setzt sie sich kein Zeitlimit, denn — es geht, solange es geht, wie sie, die mit einer positiven Grundhaltung durchs Leben geht, schmunzeln ergänzt.