Nur einige kleine Details erinnern daran, dass man ein neues Land betritt, wenn man von den USA aus nach Kanada einreist: So ist die Höchstgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde (und nicht in Meilen) angegeben, die Pumpe an der Tankstelle rechnet in Liter (und nicht in Gallonen) ab, und anstelle der schwarz gekleideten «Cops» stehen Polizisten in Uniformen, die an die Pfadfinder erinnern, am Strassenrand.

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Umso grösser sind die Unterschiede hinsichtlich der Wirtschaft: Zwar gab es auch hier Ende 2008 eine kurze Korrektur an den Aktienmärkten und auf volkswirtschaftlicher Ebene, aber das Land hatte keine ausgeprägte Immobilienblase. Zudem sind die Kanadier - durchschnittlich - weniger verschuldet, die Banken haben, von der Bankenaufsicht nach der Krise Anfang der 1990er-Jahre eingeführt, ausreichend hohe Risikovorsorgen aufgebaut, und mit der Erholung der Erdölpreise bleibt auch der Rohstoffsektor in Schwung.

Das schlägt sich auch an der Börse nieder: Die von Thomson Reuters berechnete durchschnittliche Bewertung der Börse von Toronto liegt beim 10,4fachen der für dieses Jahr zu erwartenden Gewinnschätzung. Der Gewinn selber soll laut den Schätzungen der Analysten um 21% zulegen. Besonders bei Healthcare, aber auch im Rohstoffbereich mit den Minen- und Papieraktien liegt das zu erwartende Gewinnwachstum noch höher. Und auch der IT-Sektor - das ist im Wesentlichen der Blackberry-Hersteller Research-in-Motion - brummt.

Kanadischer Dollar wird stärker

Am sichtbarsten zeigt sich die komfortable Situation in Kanada an der Wechselkursentwicklung. Gegenüber dem Dollar ist der kanadische Dollar in den letzten 12 Monaten um 12% gestiegen. Gegenüber dem Franken betrug die Aufwertung 15%. Anleger finden auf das Währungspaar über 50 Hebelprodukte. Bei den Warrants CADCQ und CADCK gab es in den letzten Tagen einige Handänderungen. Starke Währung plus Zinsen, die deutlich über den Franken- und Euro-Zinsen liegen, haben auch dem Kanada-Dollar-Geldmarkttracker CADZZ in den letzten 12 Monaten zu einem Plus von 13% verholfen.

Praktisch parallel sind die beiden Index-Tracker CANAD und CANOE um 26% bzw. 28% gestiegen. Beide Produkte auf den kanadischen Blue-Chip-Index TSX 60 sind in Franken denominiert, damit ist das Währungsrisiko abgesichert. Auch sind die Konditionen vergleichbar.

Von den kanadischen Aktien sind hierzulande der Minenkonzern Barrick Gold, der Flug- und Fahrzeugkonzern Bombardier und Research-in-Motion den Anlegern vertraut. Auf Barrick gibt es praktisch die ganze Produktepalette, inklusive Hebel-, Discount-, Capped-Bonus-Zertifikaten und Barrier Reverse Convertibles. Lediglich der Barrier Reverse Convertible VON1LB fiel in den letzten Tagen mit einigen Umschichtungen auf. Bombardier wird von keinem Emittenten in der Schweiz oder in Deutschland als Basiswert verwendet.

Viel Bewegung gab es jüngst dagegen bei Research-in-Motion: Das Unternehmen legte Ende Juni zwar ein solides 1.-Quartals-Ergebnis per Ende Mai mit einem Umsatzplus von 24% vor, und auch der Gewinn stieg um 20%. Allerdings wächst Rivale Apple dank des iPhone noch stärker - die Research-in-Motion-Aktie fiel deshalb innert Wochenfrist um 4%. Hohe Verluste mussten dagegen die in Deutschland kotierten Call-Optionsscheine hinnehmen. Auf der anderen Seite gewannen die 20 Puts auf die Aktie teilweise deutlich dazu. Diese Hebelprodukte eignen sich deshalb nur für risikoaffine Investoren, die ihr Depot tagsüber auch regelmässig überwachen können.