Seit UBS und CS in die Kritik geraten sind, melden sich vermehrt kleinere Banken zu Wort: Der Kundenzufluss habe sich in den letzten Wochen frappant gesteigert, so der Tenor. Bei der Raiffeisen Bank heisst es: «In den letzten Monaten haben wir eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Neukunden bei Anlagen und Depots registriert.» Albert Speck von der Migros Bank legt Zahlen vor: «Allein im Januar verzeichnete die Migros Bank 5444 neue Bankkunden. Gegenüber dem Januar 2007 entspricht dies einem Plus von 21%.» Als Grund dafür wird ein Vertrauensverlust in die beiden Grossbanken angeführt. Die Kunden hätten ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Gemäss Oliver Wünsch, Oberassistent und Lehrbeauftragter am Swiss Banking Institute (ISB) der Universität Zürich, ist jeder Kundenabfluss ernst zu nehmen und sollte verhindert werden. Er hält den Zeitpunkt für eine konkrete Aussage über das tatsächliche Ausmass der Kundenabwanderung zwar für verfrüht. Dennoch: «Es ist durchaus problematisch, wenn sich eine Bank, welche als erstklassiger Risikomanager galt, derart verschätzt.» Bei grösseren Unfällen leide nämlich die Reputation gegenüber den Kunden. Es seien auch Fälle bekannt, in welchen Kunden ihre Vermögen aus Protest gegen die Geschäftspolitik abziehen würden. «Man will nicht mit einer Firma Geschäfte machen, deren Verhalten am Markt man nicht unterstützen kann», erklärt Wünsch.

Roter Teppich für Reiche

Wer sich für einen Bankwechsel entschieden hat, sieht sich je nach Bank mit unterschiedlich hohen Gebühren für die Depotauflösung konfrontiert (siehe Tabelle). Warum die Gebühren von UBS und CS im Annahmebeispiel mit insgesamt 1000 Fr. jene der Kleinbanken übersteigen, ist für Oliver Wünsch vom ISB nicht nachvollziehbar: «Eigentlich könnten die Börsen- und Depotgebühren bei grossen Banken am günstigsten sein, da bei den beachtlichen Handelsvolumen die höchste Effizienz erreicht wird.» Doch der Wettbewerb unter den Banken hat zur Folge, dass der Wechsel von einer Bank zur andern einfacher geworden ist. «Wenn ein Kunde mit grossem Vermögen wechseln will, wird der rote Teppich ausgerollt», sagt Wünsch. Nicht nur in administrativen Dingen stehen Banken ihrer Kundschaft zur Seite. Die Umfrage der «Handelszeitung» hat ergeben, dass die meisten Banken bei einem ausreichend hohen Depotvermögen bereit sind, die Gebühren der Vorgängerbank zu übernehmen. «Es ist schon fast Usanz bei allen Banken, dass bei der Übernahme von grösseren Depots die Gebühren übernommen werden», bringt es die AAM Privatbank auf den Punkt. Auf Anfrage heisst es bei der UBS sibyllinisch: «Der zunehmende Wettbewerbsdruck unter den Banken in der Schweiz führt in der Praxis – insbesondere bei der Übertragung attraktiver Depots – fallweise dazu, dass die akquirierende Bank dem Kunden die anfallenden Titeltransfergebühren ganz oder teilweise vergütet.» Auch bei der CS, der ZKB und der Migros Bank spricht man von «individueller Handhabung» und «von Fall zu Fall wird entschieden».

Promotion findet Anklang

Einige Institute führen derzeit spezielle Aktionen durch, um sich ein möglichst grosses Stück vom Kundengelderkuchen abschneiden zu dürfen. So auch die AAM Privatbank: Seit September erhalten alle neuen Kunden mit einem Vermögen ab 1 Mio Fr. eine «Honorar-zurück-Garantie» – wer nach einem Jahr mit den erreichten Resultaten nicht zufrieden ist, dem werden die Verwaltungsgebühren reduziert oder zurückerstattet. «Das Konzept kommt sehr gut an und entspricht ganz klar einem Kundenbedürfnis», lässt die AAM Privatbank verlauten, Zahlenangaben wolle man jedoch keine liefern. Die Basler Kantonalbank (BKB) wirbt mit einem «Welcome-Package», welches noch bis Ende April laufe und allen Kunden mit einem Anlagevermögen von mind. 20000 Fr. kostenlosen Transfer und Abwicklung aller Formalitäten biete. Sie hätten einen markanten Anstieg an Vermögenswerten und Neukunden festgestellt, sagt die BKB. Auch PostFinance mischt mit im Kampf um Neukunden: Noch bis Ende Februar wird eine Promotion durchgeführt, bei welcher sich PostFinance mit bis zu 300 Fr. an den Auslieferungskosten beteiligt. Wer sich bis Ende Monat neu beim E-Trading von PostFinance anmeldet, profitiert vom Angebot. Mit dem Resultat der Promotion sei man sehr zufrieden, so Alex Josty von der PostFinance: «Seit Anfang Januar konnten wir 1500 neue Kunden gewinnen. Dies ist doppelt so viel wie in der gleichen Zeitperiode des Vorjahres.»