Reverse Convertibles, insbesondere solche mit Barriere, haben sich schon längst als eine der populärsten Anlageformen unter den strukturierten Produkten etabliert.

Dies ist kein Zufall, denn Reverse Convertibles sind meistens mit attraktiven Coupons ausgestattet, die Anlegern schon in Seitwärtsmärkten erfreuliche Renditen bescheren können. Umso verlockender sind diese Produkte im gegenwärtig tiefen Zinsumfeld. Ihre Coupons liegen in der Regel deutlich über dem aktuellen Zinsniveau in der entsprechenden Währung.

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Ihre Popularität haben Reverse Convertibles auch einem liquiden Sekundärmarkt zu verdanken. Für Anleger ergeben sich dabei Chancen auf ein interessantes Investment, insbesondere bei Produkten, die unter pari, also unter 100% gehandelt werden. Doch es gibt bei solchen Investments Aspekte zu beachten, die beim Erwerb bei Emission noch keine Rolle spielen, so etwa der Marchzins.

Coupon berücksichtigt oder nicht

Wenn Reverse Convertibles im Sekundärmarkt erworben werden, muss darauf geachtet werden, ob der gestellte Preis «clean» oder «dirty» ist.

Die eine Methode gibt den Preis eines strukturierten Produktes inklusive des bis zum Zeitpunkt aufgelaufenen Couponanteils wieder, was als «dirty pricing» bezeichnet wird. Das heisst, der Preis im Sekundärmarkt umfasst schon den zeitadjustierten Coupon. Die «clean pricing»-Methode berücksichtigt dagegen den aufgelaufenen Couponanteil nicht direkt im gestellten Geld-Brief-Kurs, sondern er wird beim Kauf oder Verkauf des Produktes separat ausgewiesen und dazugerechnet.

Dieser aufgelaufene, aber noch nicht ausbezahlte Couponanteil wird Marchzins genannt. Gleich wie bei einer Obligation hat der Käufer beim Kauf eines Reverse Convertibles den Marchzins an den Verkäufer zu bezahlen. Der Zinsanteil, der als Marchzins bezahlt werden muss, wird aus dem gesamten Coupon und dem Anteil schon vergangener Laufzeit berechnet.

Für die Berechnung der aufgelaufenen Tage wird in der Regel angenommen, dass jeder Monat 30 Tage und ein Jahr somit insgesamt 360 Tage hat.

In der Schweiz werden Reverse Convertibles von den meisten Emittenten als «clean» gehandelt. Daher hat der Anleger beim Kauf solcher Produkte den aufgelaufenen Couponanteil zu berücksichtigen, der zum aktuellen Stückpreis hinzugerechnet werden muss. Dies ist insbesondere bei der Bestimmung des Investitionsbetrages wichtig.

Der Unterschied zwischen dem «clean-» und «dirty pricing» kann gut anhand eines Beispiels erläutert werden. Dafür haben wir einen Barrier Reverse Convertible der Bank Vontobel gewählt. Das Produkt auf die ABB-Aktie wurde am 6. Juli 2010 liberiert und hat einen Nennwert von 1000 Fr. Die Laufzeit ist auf sechs Monate fixiert. Beim Verfall des Barrier Reverse Convertible per 6. Januar 2011 erfolgt die Rückzahlung zuzüglich des Coupons. Dieser beträgt 13,30% p.a. und wird einmalig ausbezahlt. Für die sechsmonatige Laufzeit und den Nennwert von 1000 Fr. macht die Couponzahlung 66.50 Fr. aus.

Marchzins kann beachtlich sein

Will man diesen Barrier Reverse Convertible zu einem späteren Zeitpunkt im Sekundärmarkt erwerben, zum Beispiel per 6. September 2010, ist der im Markt herrschende Preis relevant. An diesem Tag beträgt der Stückpreis des Produktes 1021 Fr. Die Reverse Convertibles der Bank Vontobel werden im Markt «clean», also ohne den aufgelaufenen Zins gehandelt. Dieser muss separat berechnet und zum aktuellen Preis des Produktes dazugezählt werden.

Das Produkt ist seit dem 6. Juli 2010 bereits handelbar. Den in der Zeitspanne zwischen der Liberierung und dem Kaufdatum aufgelaufenen Couponanteil muss der Käufer zusätzlich bezahlen. Per 6. September 2010 sind schon zwei Monate, also ein Drittel der gesamten Produktlaufzeit vergangen. Der Marchzins beträgt somit ein Drittel des gesamten Coupons, das heisst 22.17 Fr. Auf den quotierten Preis aufgeschlagen ergibt sich ein «dirty»-Preis von 1043.17 Fr.

Da die meisten Reverse Convertibles vergleichsweise hohe Coupons zahlen, können die Marchzinsen einen beachtlichen Betrag ausmachen. Käufer im Sekundärmarkt sollten daher die Berechnungsmethode der einzelnen Emittenten von Reverse Convertibles genau berücksichtigen.