Ukraine-Krise, Null- und Negativzinsen, Aufhebung des Euro-Mindestkurses: Schweizer Investoren haben harte Monate hinter sich. Kleine und grosse Erdbeben an den Kapitalmärkten gab es immer wieder. Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und wiederkehrender Krisen fragen sich Anleger, wie sie eigentlich noch eine auskömmliche Rendite erzielen können, ohne ein allzu grosses Risiko einzugehen.

Mit Anleihen ist wegen der Niedrigzinsen kaum noch etwas zu holen, reine Aktieninvestments sind vielen Anlegern zu heikel. Profiteure sind Fondsmanager, die ein Portfolio aktiv verwalten und in verschiedene Anlageklassen investieren dürfen.

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Mischfonds im Aufwind

Mischfonds werden beliebter, wenngleich das Angebot an Anteilsklassen in Schweizer Franken noch relativ übersichtlich ist: Eine viel grössere Auswahl bieten Euro- und Dollar-Produkte. Trotz dieser Schwierigkeit: Gemäss Statistik des Fondsverbandes SFAMA und des Datenanbieters Swiss Fund Data zählt das Segment hinter Aktien- und Obligationenfonds zu den Fondsklassen, in die Schweizer Anleger insgesamt am meisten Geld gesteckt haben. Das Interesse hat in den zurückliegenden Monaten stetig zugenommen: Im Juli lag das in Multi-Asset-Produkte investierte Kapital bei rund 100,7 Millionen Franken - im Vorjahresmonat waren es noch rund 91,8 Millionen.

Niedrigzins als Treiber

Fondsanbieter bestätigen die wachsende Nachfrage: «Seit die Zentralbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik am Werk sind, interessieren sich immer mehr Anleger für Multi-Asset-Produkte», sagt Arnoldo Valsangiacomo, Manager des Mischfonds Ethna-Aktiv bei der Investmentgesellschaft Ethenea.

Das Konzept der Produkte klingt so simpel wie vielversprechend. Manager von Multi-Asset-Fonds agieren nach der alten Börsenweisheit «Lege niemals alle Eier in einen Korb», die auf den Wirtschaftsnobelpreisträger Harry Markowitz zurückgeht. Genau das tun Manager von Multi-Asset-Fonds.

Sie dürfen sowohl in Aktien als auch in Obligationen investieren, oftmals auch in weitere Anlageklassen wie Rohstoffe oder Immobilien. Innerhalb festgeschriebener Grenzen kann ein Portfoliomanager das Profil des Fonds verändern und Anlageklassen je nach Marktlage unterschiedlich gewichten.

Starke Entwicklung dank hoher Aktienquote

Vor allem Mischfonds mit besonders hoher Aktienquote profitierten in den vergangenen zwei Jahren von der starken Kursentwicklung an den globalen Aktienmärkten. Und auch bei Obligationen gab es Gewinne zu holen, denn gegenläufig zu den sinkenden Zinsen stiegen die Anleihekurse.

Auch das Risiko sinkt, je breiter ein Fonds aufgestellt ist: «Mit Mischfonds beziehungsweise Multi-Asset-Strategien kann das Risiko über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren bei gleichbleibender Rendite etwas reduziert werden, da verschiedene Anlagekategorien nicht korrelieren», sagt Fernando Martins da Silva, Finanzstratege und Leiter der Anlagepolitik bei der Banque Cantonale Vaudoise (BCV). Die Korrelation ist eine Messgrösse dafür, wie stark die Wertentwicklung verschiedener Anlageklassen voneinander abhängt.

Keine Alleskönner

Trotzdem sind Mischfonds keine Alleskönner. Denn tatsächlich bewegen sich die meisten Anlageklassen relativ unabhängig voneinander, solange es an den Kapitalmärkten ruhig zugeht. Indes zeigen vergangene Krisen, dass die Korrelationen zunehmen, wenn es turbulent wird. «In den Krisen der Jahre 2001 und 2002, als die Dotcom-Blase platzte, oder zuletzt während der Finanzkrise 2008 verloren die meisten risikoreichen Anlagen an Wert», sagt BCV-Stratege Martins da Silva.

Heisst: Rauschen die Kurse an den globalen Finanzmärkten im Gleichschritt abwärts, kann das auch die Performance von Mischfonds in Mitleidenschaft ziehen. Eine solche Bewährungsprobe hat es für die Produkte in den vergangenen Jahren nicht gegeben.

Heer von Verwaltern

Selbst wenn die Korrelation gering ist, birgt der Mix aus vielen verschiedenen Anlageklassen nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. So kann ein Crash an den Aktienmärkten die Performance eines Multi-Asset-Fonds ebenso drücken wie eine platzende Immobilienblase. Zudem entscheiden sich Mischfonds-Manager im ersten Schritt dafür, auf welche Anlageklassen sie das Fondskapital verteilen; anschliessend bestimmen sie, welche Valoren der jeweiligen Klasse sie kaufen. Liegen sie bei dieser Auswahl daneben, schlägt das auf die Rendite durch.

Ein Fondsmanager allein wird es kaum schaffen, ein Multi-Asset-Produkt erfolgreich zu verwalten. «Da es in der Natur von Mischfonds liegt, über ein breites Spektrum von Anlageklassen und mittels unterschiedlicher Strategien zu investieren, müssen ihre Verwalter stets einen umfassenden Überblick über die Kapitalmärkte behalten», sagt Philippe Uzan, Chief Investment Officer (CIO) bei Edmond de Rothschild. «Nur so können sie beurteilen und vergleichen, welche Asset-Klasse und welches Marktsegment je nach Marktlage die besten Renditen zu einem bestimmten Zeitpunkt und mit einem verträglichen Risiko bieten können.»

Deshalb stecken hinter vielen Multi-Asset-Fonds ganze Teams, in denen Strategen sich jeweils um ein bestimmtes Themengebiet oder eine Anlageklasse kümmern. Beim Fondsanbieter Ethenea etwa verwalten zehn Fondsmanager das Portfolio von drei Mischfonds. «Anlageentscheidungen im Team zu treffen, senkt das Risiko für eine Fehlentscheidung», sagt Fondsmanager Valsangiacomo.

Nichts wirklich vorhersehbar

Welche Korrelationen wann zu- oder abnehmen oder wie sich die Märkte allgemein entwickeln, lässt sich aber trotz allen Vorsichtsmassnahmen kaum vorhersagen. Deshalb achten Mischfonds-Manager darauf, nicht nur verschiedene Anlageklassen ins Portfolio zu nehmen, sondern Kapital auch über mehrere Anlagestrategien zu streuen.

Das können etwa sogenannte Long-only-Strategien sein, also Investmentansätze, bei denen Fondsmanager auf steigende Kurse setzen, oder Contrarian-Strategien, bei denen sie dort auf Beutezug gehen, wo sonst niemand investieren will. «Portfolios werden krisenresistenter, wenn man sie über unterschiedliche Strategien hinweg diversifiziert», sagt Richard Zellmann, Geschäftsführer des Fondsanbieters First Private.

Heterogene Gruppe

Die verschiedenen Formen der Portfoliogestaltung machen Mischfonds zu einer höchst heterogenen Produktgruppe. Das macht es für Investoren nicht leicht, das passende Produkt aus der Masse der angebotenen Fonds herauszufiltern. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, an die sie sich bei der Auswahl halten können: So fällt das Risiko eines Mischfonds abhängig von der Grösse des Aktienanteils im Portfolio grösser oder kleiner aus. Anleger sollten sich also fragen, welches Risiko sie mit ihrem Investment einzugehen bereit sind.

Eine Anleihequote von 50 Prozent etwa wirkt zwar auf den ersten Blick wenig gefährlich. Handelt es sich dabei aber grösstenteils um Hochzinsanleihen oder Anleihen aus Schwellenländern, ist der Fonds trotz dem hohen Obligationenanteil vergleichsweise riskant aufgestellt.

Die Tabelle mit den hier aufgeführten Mischfonds können Sie auch als PDF-Datei unter «Downloads» gratis herunterladen.