NEBENWERTE. Wer Anfang 2007 auf die Indizes der Schweizer Börse gesetzt hat, findet sich, nach Höchstständen im Juni, mittlerweile in der Verlustzone wieder. Die weltweite Finanzkrise hat sich auch auf SMI und SPI ausgewirkt, die heute um 4,45 resp. 0,68% unter den Werten vom Jahresbeginn notieren.

Anders sieht die Situation im ausserbörslichen Aktienmarkt aus. Gemessen an den Indizes der Berner Kantonalbank (BEKB), welche die Entwicklung von über 100 Titeln, die Over the Counter (OTC) gehandelt werden, umfasst, legte der Gesamtmarkt innerhalb des laufenden Jahres um mehr als 10% zu. «Der ausserbörsliche Aktienmarkt kann durchaus als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten betrachtet werden», erklärt Stephan Bichsel, Leiter Handel und Verkauf der BEKB. «Die Kreditkrise hat auf den ausserbörslichen Markt keinen Einfluss, zumal die meisten Firmen vor allem auf den Binnenmarkt fokussiert sind», ist er überzeugt. Mit Ausnahme einer leichten Baisse im September sei die Nachfrage nach OTC-Aktien dieses Jahr durchwegs sehr hoch gewesen.

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Längerer Anlagehorizont gefragt

Ähnlich sieht dies Peter Wullschleger von der Zürcher Kantonalbank. «In unsicheren Zeiten ist der OTC-Markt eine gute Alternative. Dies hat zumindest die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt», ist der Leiter ausserbörslicher Handel überzeugt. Als Hauptgrund für den ruhigeren Kursverlauf führt er an, dass ein Investor im ausserbörslichen Aktienmarkt häufig über einen längerfristigen Anlagehorizont verfüge und nicht die Trading-Chance suche. Für den Auf- respektive den Abbau einer grösseren Aktienposition wird denn auch, wegen der zum Teil geringeren Liquidität am Markt, eine entsprechend längere Zeit benötigt. «Es lohnt sich, wenn man den Markt genau beobachtet, mit Limiten arbeitet und dadurch auch hin und wieder von sogenannten Verleiderverkäufen profitiert», empfiehlt Wullschleger. Alles in allem hat aber die Liquidität im Markt in den letzten Jahren durch professionelle Angebote wie der Online-Plattform der BEKB deutlich zugenommen.Neu hinzugekommen ist ein weiteres Angebot zur Förderung des ausserbörslichen Aktienhandels. Seit Anfang Oktober bietet die BEKB den Investoren, die in nichtkotierte Aktien investieren wollen, in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift «Swiss Equity magazin» ein unabhängiges Research an. «Nach Weihnachten sollten wir rund 75 OTC- und 25 BX-Titeln abdecken können», erklärt Bichsel (siehe Kasten).Nach wie vor kommt die Mehrzahl der OTC-Werte aus dem Segment der Bergbahnen und der Regionalbanken, die stark lokal verankert sind und aufgrund der regionalen Nähe auf persönlich involvierte Aktionäre zählen können. Daneben stehen aber auch einige interessante Papiere von global tätigen Handels- und Industrieunternehmen wie beispielsweise DKSH oder Plaston sowie Energie- und Medientitel auf den Kurslisten der Handelsbanken (siehe Kasten). Und die Zahl der Unternehmen steigt laufend an: Seit August sind die Titel der SeeBeteiligungs AG, zu der die Sparkasse Horgen und die SeeImmo AG gehören, bei der BEKB gelistet, während im Dezember der Handel mit Beteiligungen der Wir-Bank aufgenommen werden soll.

Regionalbanken mit Potenzial

Interessante Anlagemöglichkeiten sieht Björn Zern, Chefredaktor des «Swiss Equity Magazin», unter anderem bei den Regionalbanken, die in den vergangenen Jahren mit starken Geschäftszahlen aufwarten konnten. «Die Swissregiobank und die Alpha Rheintal-Bank werden zudem seit längerem als Übernahmekandidaten gehandelt. Trotzdem sind beide Titel nach wie vor vernünftig bewertet», so Zern. Potenzial sieht er ebenfalls bei der Spar + Leihkasse Steffisburg, an der seit Ende August die Berner Valiant Holding beteiligt ist. «Eine gänzliche Übernahme der Berner Oberländer erscheint nun durchaus möglich», ist Zern überzeugt.Neben den Bankentiteln stehen auch die Energieaktien hoch im Kurs. Insbesondere Holdigaz aus Vevey ist gut positioniert und dürfte vom steigenden Ölpreis profitieren, sind sich die Experten einig. Trotz eines Kursgewinns von 47% innerhalb der letzten zwei Jahre wird den Titeln noch Potenzial zugerechnet. Über die SWX-kotierte Nebag können Anleger schliesslich indirekt von der Entwicklung am OTC-Markt und der Performance von nichtkotierten Blue Chips profitieren.

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