Die Fans der Internetwährung erhoffen sich den baldigen Durchbruch des Bitcoin. Bislang lässt dieser noch auf sich warten. Mehr noch: Die Meldungen der vergangenen Wochen waren unterm Strich eher negativ. Im Praxistest hat handelszeitung.ch die Eintrittsbarrieren ausgemacht, die sich für interessierte Bitcoin-Nutzer im Alltag auftun.

Um die Kryptowährung einsetzen zu können, muss man zunächst entweder eine Software auf seinem Computer installieren oder sich auf einem Portal registrieren. Erste Hürde: Bei der Softwareinstallation mit dem Namen Bitcoin Core wird man unter Umständen bei der Synchronisation mit dem globalen Bitcoin-Netzwerk von einem Anti-Virus-Programm daran gehindert.

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Ein Grund dafür: Anfang 2014 speiste ein Unbekannter einige Zeilen des sogenannte Stoner-Virus in die Bitcoin-Zahlungskette Blockchain ein. Die Blockchain ist eine Aufzeichnung aller Transaktionen seit Beginn des Bitcoin-Netzwerks. Diese Zahlungskette ist aktuell etwa 25 Gigabyte gross.

Kniffliges Anmeldeverfahren

Bitcoins können online an Börsen gekauft werden, eine der grössten ist die slowenische Bitstamp. Die Erstanmeldung ist schnell und unkompliziert. Die darauffolgende Identitätsprüfung hingegen nicht. Dabei muss der Nutzer seine Identität mit einem Ausweis und einer aktuellen Rechnung (etwa bei seinem Gas- oder Stromanbieter) nachweisen. Dies sei zur Geldwäschebekämpfung notwendig, so heisst es.

Wichtig: Ein hochauflösendes Bild vom Ausweis ist notwendig. Und nicht nur das: Der Nutzer muss sein amtliches Dokument beidseitig und aus verschiedenen Winkeln fotografieren. Eine weitere Massnahme, um die digitale Nachbearbeitung zu erschweren. Das soll dem Schutz der Kunden dienen. Die Prüfung ist an die britische GB Group ausgelagert. Nach Angaben von Bitstamp ist GB Group der grösste Onlineanbieter von Identitätsprüfungen und dem britischen Datenschutz unterstellt.

Spätestens jetzt steht fest, dass im Vergleich zu Bitstamp die Automaten, etwa von Bitcoin Suisse, einen unkomplizierteren Geldwechsel ermöglichen. Automaten sind aufgestellt in Zürich oder Genf.

Alle zwei Monate ein Einkauf mit Bitcoins

Hat man die Identitätsprüfung bei Bitstamp einmal erfolgreich bestanden, ist der Weg frei für den Kauf der Netzwährung. Um nun Geld in Bitcoins zu tauschen, muss der künftige Bitcoin-Halter eine Einzahlung in Euro an eine slowenische Bank tätigen. Hier kommt es beim Umtausch von Euro in Dollar, in denen das Bitstampkonto geführt wird, zum ersten Wechselkursverlust. Gegen eine Tauschgebühr von 0,5 Prozent wird schlussendlich der Dollar in Bitcoin getauscht – und mit der installierten Software können die gekauften Bitcoins auf dem Computer gespeichert werden.

Den ersten Einkauf tätige ich bei Tazzine, einem Onlineshop rund ums Thema Kaffeekultur. Und erstaunlich: Am gleichen Tag bestellt, bezahlt und abgeholt – so schnell wird selten eine Interneteinkauf abgewickelt. Den Onlineshop betreibt Rolf Brugger, der die Bitcoin-Zahlungsmöglichkeit als einer der ersten Unternehmer in der Schweiz eingeführt hat. «Ungefähr alle zwei Monate wird ein Einkauf mit Bitcoin bezahlt», sagt Brugger.

Bitcoin einfacher als Visa oder Mastercard

Als Shopbetreiber profitiert er vom Bitcoin, weil die Einbindung der Internetwährung in den Zahlungsprozess für ihn reibungsloser ist als wenn der Kunde mit einer Kreditkarte wie Visa oder Mastercard zahlt. Vergleichbar ist das Bitcoin-System für Verkäufer mit dem Angebot von Paypal. Auch aus diesem Grund hofft Brugger, dass der Bitcoin sich weiter ausbreitet.

Erstanden habe ich ein silbernes Serviertablett. Was hat der Einkauf gekostet? Durch das ständige Umrechnen der Bitcoins in andere Währungen sind Wechselverluste vorprogrammiert. Vergleichbar mit einem Einkauf, der im Supermarkt in Euro bezahlt wird.

Nur kleine Wechselverluste

Doch die Verluste sind überraschend klein: Auf den Betrag von etwa 10 Franken (0,0239 Bitcoins) zahle ich knapp 3 Rappen mehr (Berechnet anhand des Ankaufkurses von Bitstamp). Die Transaktionsgebühr von etwa 10 Rappen kommt noch hinzu.

Mit den mobilen Geldbörsen können Bitcoins ganz bequem auch unterwegs ausgegeben werden. Eigentlich. Bei meinem Besuch im Kafi Schoffel habe ich aber leider viel Pech. Die freundliche Bedienung nimmt das für die Bitcoinzahlungen eingesetzte Sony-Tablet hervor – doch es bleibt schwarz, Akku leer.

Verheissungsvolle Zukunftsaussichten sehen anders aus

Als sie die hauseigene Webseite mit den nötigen Zahlungsinformationen aufrufen will, ist diese wegen Wartungsarbeiten jedoch vorübergehend nicht verfügbar. Ein Backup auf Papier gibt es auch nicht. Dies ist kein originäres Bitcoin-Problem, erinnert mich aber daran, dass der Zahlungsverkehr stark von der Technik abhängt: Bitcoins können nur eingesetzt werden können, wenn mein Smartphone Saft hat und beide Seiten die Zahlungsinformationen verarbeiten können.

Die Eintrittsbarrieren in die Bitcoinwelt sind dank den Wechselautomaten nicht mehr so hoch wie auch schon, doch scheinen die Anreize für Unternehmen und Nutzer gering zu sein, in Bitcoins zu handeln. Verheissungsvolle Zukunftsaussichten sehen anders aus.