Dass Privatbanken nur für Millionäre da sind, sei ein Mythos, heisst es provokativ in einem Inserat der Bank Wegelin. Offenbar aber doch nicht: Die Mehrheit der von der «Handelszeitung» befragten Privatbanken deklariert die magische Schwelle zum Millionärsdasein, sprich 1 Mio Fr., als Mindestanlagevermögen. Marionna Wegenstein von Lombard Odier Darier Hentsch erklärt: «Darunter kann keine zufriedenstellende individuelle Lösung gefunden werden.»

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Im Gegensatz zu den Privatbanken zeigen sich die Grossbanken offener. Die sogenannten Core-Affluent-Kunden bringen der UBS ein Vermögen von 250000 bis 2 Mio Fr. mit. Wer mehr und bis zu 50 Mio Fr. auf dem Konto hat, wird als High-Net-Worth-Kunde bezeichnet, und alles darüber ist dann Ultra-High-Net-Worth.

Diese Vermögensschwellen sind gemäss UBS aber als Richtwerte zu verstehen und nicht sakrosankt. Auch bei der Credit Suisse (CS) ist die Mindestanlagesumme grundsätzlich flexibel. Eine Einteilung nach Unternehmens- oder Vermögensgrössen sei unzureichend, argumentiert CS-Pressesprecherin Monika Sasse. Schliesslich benötigen Kunden der gleichen Vermögenskategorie nicht zwingend die gleiche Betreuung.

Bis zu 120 Kunden pro Berater

Die meisten Banken äussern sich nicht zu der Anzahl Kunden, die von einem Berater betreut werden. Sie variiere je nach Betreuungsintensität, so das Credo der Banken. Einzig Clariden Leu beziffert die Anzahl Kunden pro Berater auf 40 bis maximal 120.

Mehr dürfte angesichts der umfangreichen Dienstleistungen – die zum Teil weit über Beratung und Vermögensverwaltung hinausgehen – auch kaum zu schaffen sein. Denn vielfach geht es hauptsächlich darum, das Privatleben der reichen Kundschaft etwas bunter zu gestalten. So werden Private-Banking-Kunden gerne mit Einladungen zu speziellen Events bei der Stange gehalten. «Wir versuchen etwas anzubieten, was man nicht kaufen kann», lässt Simon Roth von der Bank Pictet verlauten. Pictet organisiert daher für ihre exklusive Kundschaft keine Grossanlässe, sondern kulturelle oder sportliche Veranstaltungen mit 20 bis 30 Personen.

«Globus 4u» nennt sich hingegen das Shopping-Event der Migros Bank, die ihre Kunden nach offiziellem Ladenschluss in den Globus einlädt. Nebst exklusiven Vorführungen wie Schaukochen oder Modeschauen gibt es auch 10% Rabatt auf alle Einkäufe.

Etwas lustiger haben es da sicher die Kunden der Privatbank Rüd, Blass & Cie, die zum Jahresende in den Zirkus «Conelli» eingeladen werden. Die Bank Vontobel preist: «Wir bieten unseren Kunden exklusive Golfevents oder jetzt auch EM-Tickets. Ausserdem sind wir als Sponsor der Salzburger Festspiele kulturell tätig.» Ebenfalls als Sponsor im Bereich Kultur und Sport betätigt sich die Bank Sarasin, sie veranstaltet aber auch Fach- und Erlebnisevents für ihre potenten Kunden. Die Zürcher Kantonalbank lädt hingegen gerne zu eigens organisierten Veranstaltungen in diskretem Umfeld und mit persönlicher Betreuung. In Anspielung auf die St. Galler Bratwurst bittet Wegelin gerne zum niveauvollen Bratwurstessen.

Networking für Frauen

Die CS hat speziell für ihre vermögenden Kundinnen den jährlich stattfindenden Anlass «Meet Her» mit erfolgreichen weiblichen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft oder Kultur ins Leben gerufen. Zuletzt war die ehemalige US-Aussenministerin Madeleine Albright Gast in Zürich. Kunden beiden Geschlechts profitieren vom Sponsoring-Engagement der CS bei der Schweizer Fussballnati, der Formel 1 oder des Zürcher Kunsthauses. Einladungen zu Events in diesen Bereichen seien Kommunikationsinstrument und dienten der Beziehungspflege von Kunden, so Monika Sasse von der CS.