Ein Plus von 330 Prozent, also mehr als eine Vervierfachung – das ist eine Traumrendite und das in einem Jahr! Wie schon mehrfach in den letzten Jahren war auch 2015 die Börse Caracas weltweit der Top-Performer unter den Aktienindizes. Aber dieser Superlauf ist nur auf den ersten Blick ein Knaller, denn Venezuela steckt tief in der Krise, im Land herrscht politisches Chaos und Gewalt, von Demokratie ist da nicht mehr viel zu sehen. Die Inflation ist enorm gross – im September lag die Teuerung auf Monatssicht bei 16,9 Prozent, und aufs Jahr hochgerechnet erreichte die Inflationsrate exorbitante 180 Prozent. Der Kursschub am Aktienmarkt ist da leicht erklärt.

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Blendet man das südamerikanische Land einmal als «non investment grade» aus, finden Anleger aber immer noch eine Reihe attraktiver Indizes, die mit einem starken Lauf im 2015 überzeugen konnten. In den letzten zwölf Monaten hatte da der deutsche TecDAX international mit einem Plus von 40 Prozent die Nase vorn. Mit 38 Prozent knapp dahinter liegt die Börse in Bratislava in der Slowakei.

Top-Performer 2015: Merval, KFX und Shanghai A

Ein Top-Performer auf Jahressicht war auch der Merval in Argentinien mit einen Kursgewinn von 32 Prozent. Nach einer lange dauernden Wirtschaftskrise schöpfen Anleger dort neue Hoffnung: Mitte November wurde mit Mauricio Macri ein wirtschaftsfreundlicher Präsident gewählt, der versprochen hat, die Konjunktur anzukurbeln. Mit einem Plus von 34 Prozent schnitt der KFX in Kopenhagen aber sogar noch einen Tick besser ab.

Auch, wenn vor allem in den Sommermonaten reihenweise negative Meldungen von chinesischen Aktien beim Shanghai A-Index die Runde machten, die Börse dort zählt trotz heftiger Kurseinbrüche zur Jahresmitte mit einem Plus von 28 Prozent in den letzten zwölf Monaten immer noch zu den stärksten weltweit. Zwischenzeitlich konnte der Index sogar schon 85 Prozent Gewinn ausweisen. Immerhin scheinen sich die Crash- und Katastrophenängste, die sich in den Sommermonaten gezeigt haben, jetzt mehr und mehr in Luft aufzulösen, denn der Shanghai A läuft seit mehreren Monaten ziemlich stabil auf einem ermässigten Niveau seitwärts.

Ordentliche Kursgewinne in Helsinki, DAX, CAC 40 und Nikkei 225

Jenseits dieser Fünfer-Führungsgruppe kommt hinsichtlich Performance lange nichts. Vergleichsweise weit abgeschlagen, aber immer noch mit attraktiver Rendite, folgen mit 13 Prozent Jahresgewinn die Börse Helsinki und der deutsche DAX. Der Nikkei 225 und der französische CAC 40 liefern mit einem Zuwachs von jeweils 12 Prozent fast genauso viel. Auf den weiteren Plätzen zu finden, sind der BEL 20 in Belgien mit 11 Prozent und der MIB in Mailand mit einem Anstieg um 10 Prozent. Mit einem Plus von jeweils 9 Prozent liegen die US-Technologiebörse NASDAQ 100 und der österreichische ATX nur leicht zurück.

Um die Nulllinie, mit einem leichten Gewinn oder mit einem leichten Verlust, laufen der AEX in Amsterdam, der PSI 20 von Lissabon, der SMI, Dow Jones und S&P 500, der Hang Seng und auch FTSE 100 sowie IBEX 35.

Weit abgeschlagen: Die Börsen Türkei, Brasilien, Russland und Griechenland

Mit minus elf,  minus 13, minus 14 und minus 16 Prozent sind hingegen die Börsen in der Türkei mit dem ISE 100, dem WIG in Polen, dem Bovespa in Brasilien und dem russischen RTX vier internationale Börsenplätze schon vergleichsweise tief in die roten Zahlen gekommen. Ähnliches gilt für die Aktienmärkte in Indonesien und Thailand mit jeweils einem Minus von rund 15 Prozent. Richtig abgetaucht und Top-Verlierer ist allerdings die Börse in Athen. Der Athex zeigte in den letzten zwölf Monaten ein Minus von 40 Prozent.

Wer jetzt die Favoriten für 2016 finden will, kann die Börse Hellas rein spekulativ in sein Depot legen. Der Athex notiert inzwischen nicht mehr weit über dem 20-Jahrestief aus 2012 bei 478 Punkten. Zu weiteren Kursverwerfungen – zumindest auf kurze Sicht – könnte aber der von einigen Experten für 2017 erwartete Austritt der Hellenen aus dem Euro führen.

Die Favoriten: FTSE 100, IBEX 35 und Hang Seng

Aussichtsreich, aber weit weniger spekulativ, sind der FTSE 100 und der IBEX 35. Während sich die Börse in London in den letzten Monaten an den Widerstand bei 6500 Punkten herangearbeitet hat, notiert der spanische Leitindex an der Unterstützung um 10'000 Punkte. Von dieser psychologischen Marke konnte die Börse Madrid in den letzten zwei Jahren bereits viermal um 10 Prozent und mehr nach oben drehen.

Eine vielversprechende Unterstützung hat auch der Hang Seng erreicht. Und zwar bei 22'000 Punkten. Von dort konnte der Index in den letzten drei Jahren bereits mehrfach bis in den Bereich um 24'000 Zähler zulegen.

… der Nikkei wird möglicherweise den Widerstand knacken, der RTX zum Phoenix aus der Asche werden

Kursphantasie kommt auch beim Nikkei 225 auf. Die Börse Tokio notiert am Widerstand und bei der psychologischen Marke von 20'000 Punkten. Fällt die Hürde, könnte schnell das 2015er-Mehrjahreshoch bei 20'868 erreicht sein, und möglicherweise nehmen Anleger dann sogar das 20-Jahreshoch aus 1996 bei rund 22'500 wieder ins Visier.

Etwas risikofreudigere Anleger nehmen den russischen RTX unter die Lupe. Infolge des tiefen Rohölpreises und der westlichen Sanktionen gegen das Land, die seitens der EU erst vor wenigen Tagen um weitere sechs Monate verlängert worden sind, ist die Börse Moskau völlig ausgebombt. Der Index notiert um nur noch etwa 15 Prozent über dem 12-Jahres-Tief aus 2003. Spekulativ betrachtet, könnte der RTX im 2016 der Phönix aus der Asche werden, falls die Sanktionen im zweiten Semester 2017 ein Ende finden. Sollte auch der Ölpreis wieder etwas steigen, brächte das zusätzlichen Rückenwind.

Bovespa – 45'000 Punkte und Chancen auf den Rebound

Zuletzt sollten sich Anleger als einen der Top-Favoriten für 2016 auch unbedingt den Bovespa ansehen. Brasiliens Leitindex notiert an der psychologischen Marke und bei der starken Unterstützung bei 45'000 Punkten. Von dort konnte der Bovespa schon 2013 und 2014 jeweils eine rasante Erholungsrally bis in den Bereich von über 55'000 Punkten starten.