Vor nicht einmal zwei Jahren, im September 2015, interessierte sich kaum jemand für Gold. Der Preis des Edelmetalls war bereits drei Jahre in Folge um insgesamt 40 Prozent gefallen und mit Kursen von knapp über 1000 Dollar je Unze auf dem tiefsten Stand seit 2009. Mit dem Edelmetall gingen damals auch die Aktien von Goldminenbetreibern in den Keller und markierten Vieljahrestiefs. 

Für die Redaktion von stocksDIGITAL war das damals der Grund für eine Kaufempfehlung des Sektors. Denn viele Goldaktien notierten vor 20 Monaten nicht nur auf Langzeittiefs, sondern oft teils deutlich unter Buchwert. Unsere damaligen Top-Favoriten Barrick Gold und Newmont Mining beispielsweise wurden damals an der Börse zu Kursen jeweils rund 25 Prozent unter dem Eigenkapital gehandelt. 

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Barrick Gold und Newmont Mining

Zudem: Die Goldminen hatten auf die fallenden Preise beim Edelmetall reagiert, ihre Kosten eingedampft und die Förderung in zu teuren Minen einfach eingestellt. Das brachte dann in den folgenden Quartalen zusammen mit dem gestiegenen Goldpreis regelrechte Gewinn- und Kursschübe.

War der Umsatz bei Newmont Mining im 2015 noch um 10,8 Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar und der Gewinn sogar 50 Prozent auf 0,63 Dollar je Aktie gefallen, so gab es letztes Jahr einen Umsatz- und Gewinnsprung zurück auf das Niveau von 2014. Bei Barrick Gold kam es letztes Jahr zwar auch zu einem Umsatzrückgang von 5,2 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar, doch unter anderem wegen der von 859 auf 798 Dollar je Unze gesunkenen Kosten schaffte der Goldkonzern aus Toronto im vergangenen Jahr den Turnaround. Nach einer jahrelangen Verlustserie – 2014 und 2015 lag das Ergebnis noch bei -2,50 und -2,44 Dollar je Aktie – gab es letztes Jahr ein Plus von 0,56 Dollar je Anteil.

Nach Kursvervielfachung kam es zur Korrektur

Infolge dessen gingen auch die Kurse durch die Decke: Newmont hat sich seit Besprechung im September 2015 verdoppelt, Barrick Gold gar verdreifacht. Nach diesem Höhenflug haben Goldaktien aber in den letzten drei Wochen stark korrigiert. Barrick etwa hat seither 20 Prozent an Wert verloren, Newmont ist um zehn Prozent abgerutscht.  

Grund für den Rückschlag war zum einen der Verfall des Goldpreises seit Mitte April. Das Edelmetall hat seither vergleichsweise hohe 5 Prozent an Wert verloren. Dann waren auch die Zahlen von Barrick Gold zum ersten Quartal Ende April durchwachsen. Zwar konnte Barrick den Gewinn je Aktie massiv steigern: Gab es im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von -0,07 Dollar je Anteil, so lag der Überschuss nun bei 0,58 Dollar je Aktie. Dennoch kam es zur Enttäuschung. Statt der zuvor für 2017 prognostizierten Goldproduktion von 5,6 bis 5,9 Millionen Unzen sollen es nun nur 5,3 bis 5,6 Millionen Unzen sein. 

Goldcorp – eine Aktie unter Buchwert

Bei Newmont stagnierte der Gewinn zwar bei 0,09 Dollar je Aktie, doch die Kosten waren mit 687 Dollar je Unze vergleichsweise tief und gehen möglicherweise ab 2019 weiter zurück. Inzwischen notieren aus Bewertungssicht beide Titel allerdings deutlich über Buchwert. Das Unternehmen bringt den nächsten Ausblick für 2017 wohl im Juli mit den Halbjahreszahlen.

Mit einem Discount von zehn Prozent zum Eigenkapital von etwa 15,70 Dollar je Anteil gibt es dagegen Goldcorp. Der Minenbetreiber aus Vancouver konnte den Gewinn im ersten Quartal auf 0,20 Dollar je Aktie sogar verdoppeln. Zudem: Die Aktie notiert jetzt nach den jüngsten Kursverlusten von etwa 10 Prozent an der unteren Begrenzung des Aufwärtstrends aus 2015 bei etwa 13 Dollar. Da könnte es ganz schnell zum Rebound und wieder zu Kursen im Bereich von über 17 Dollar kommen. 

Newcrest – die Charttechnik ist vielversprechend

Kostensenkungen und der höhere Goldpreis brachten auch bei Newcrest im Zeitraum Januar bis März – dem dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 - einen deutlichen Anstieg der Gewinnspanne um 9 Prozent auf 521 Dollar je Unze. Immerhin liegen beim australischen Minenbetreiber die kompletten Kosten derzeit nur bei 713 Dollar je Unze und die Kosten in den günstigeren Minen liegen sogar nur im Bereich von 130 bis 150 Dollar. 

Dennoch ging die Aktie zusammen mit dem Goldpreis seit Mitte April massiv nach unten und büsste dabei rund 20 Prozent an Wert ein. Die Aktie notiert aber noch immer weit über Buchwert und die einzige Phantasie ist hier, neben möglicherweise wieder steigenden Goldnotierungen, die Charttechnik: Newcrest notiert nämlich ebenfalls an der unteren Begrenzungslinie des Aufwärtstrends. Kommt es zum Rebound von der Zone, wären schnell 25 Prozent Gewinn bis etwa 17 Dollar drin. 

Nachfrage noch immer grösser als Angebot

Apropos Gold: Der Preis litt zuletzt unter einer vergleichsweise schleppenden Nachfrage nach dem Edelmetall. Lag diese im ersten Quartal 2016 noch auf dem höchsten Niveau, das jemals erreicht wurde, so rutschte die Goldnachfrage von diesem Rekord in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 18 Prozent auf 1035,5 Tonnen nach unten. Geringe Nachfrage kam seitens der Notenbanken. Hatten die Zentralbanken vor einem Jahr noch richtigen Goldhunger, so fiel ihre Nachfrage nach dem Edelmetall nun um 27 Prozent auf 76,3 Tonnen. Noch schwächer war allerdings die Entwicklung der Nachfrage seitens der Investoren. Im Vergleich zum Dreimonatszeitraum 2016 ging die Nachfrage nach Gold als Investmentvehikel in ETFs um 34 Prozent zurück und fiel so auf 398,9 Tonnen. 

Immerhin: Physisches Gold in Form von Münzen und Barren war gefragt und die Nachfrage legte in diesem Segment um 9 Prozent zu. Summa summarum zeigt sich aber auch beim Goldangebot ein Rückgang im Quartal um zwölf Prozent auf 1032,0 Tonnen. Damit ist die Nachfrage grösser als das Angebot und eigentlich könnte das wieder tendenziell steigende Preise bringen. Schon zeitnah sind damit erneute Kurssteigerungen bei Gold also nicht ausgeschlossen und wenn das Edelmetall wieder nach oben drehen sollte, wäre bei den Minenaktien ein deutlicher Schub zu erwarten. Minentitel sind und bleiben damit ein wie ein Hebelprodukt auf den Unzenpreis.

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