Lange Zeit hatten die heimischen Medizintechnik-Valoren das Nachsehen gegenüber dem Gesamtmarkt. Während der SMI auf Sicht von fünf Jahren knapp 40 Prozent an Wert zugelegt hat, schaffte beispielsweise der Injektionsspezialist Ypsomed nur rund die Hälfte an Performance. Die Aktien des Dental-Duos aus Nobel Biocare und Straumann liegen sogar tief im Verlust. Einzig der Hörgerätehersteller Sonova konnte mit dem SMI Schritt halten.

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Die schwache Performance der Medtech-Aktien scheint aber zu Ende zu sein, denn sie haben im vergangenen Jahr die Wende eingeläutet und stürmen seither steil nach oben. 2014 laufen die meisten Titel der Branche besser als der Gesamtmarkt. Das Comeback an der Börse geht mit operativen Erfolgen einher. 

Nobel Biocare steigert Marge und hebt Prognose an

Wie diese Erfolge aussehen, haben die Implantatehersteller Nobel Biocare und Straumann mit ihren jüngsten Zwischenberichten gezeigt. Erstgenannter konnte seinen Umsatz im zweiten Quartal unter Ausklammerung von Währungseinflüssen zwar nur leicht steigern, die Gewinne wuchsen aber deutlich an. Die operative Marge verbesserte sich im ersten Halbjahr von 12,9 auf 15,8 Prozent, das Nettoergebnis schnellte um 34 Prozent nach oben. Damit wurden die Analystenerwartungen klar übertroffen.

Das gute Abschneiden veranlasste das Management, das Gewinnziel für 2014 nach oben zu schrauben. Mit dem Quartalsausweis verschafft sich Nobel Biocare auch eine gute Ausgangsposition bei den derzeitigen Verhandlungen für das eigene Unternehmen. Der Zahnspezialist ist gerade dabei, einen Käufer für sich zu suchen. Spekulationen zufolge gibt es mit der schwedischen EQT bereits einen Interessenten, der rund 17 Franken je Aktie zu zahlen bereit sein soll.

Straumann will in China zukaufen

Konkurrent Straumann hat die Präsentation seines Zahlensets genutzt, um Nobel einen Korb zu geben. Konzernchef Marco Gadola erklärte in einem Interview, er habe kein Interesse am Kauf der heimischen Nummer zwei. Dennoch ist der Manager an Expansion interessiert und strebt Zukäufe in China mit einem Volumen von rund 10 bis 100 Millionen Franken an. Aber auch ohne Akquisitionen ist der Marktführer auf Wachstumskurs. Zwar schwächelt das Geschäft in Europa noch, doch sorgten deutliche Umsatzsteigerungen, insbesondere in den USA und in Asien, im zweiten Quartal für stabile Erlöse.

Auf der Gewinnseite zeigte sich eine deutlich stärkere Dynamik. Die bereinigte operative Marge legte um 420 Basispunke auf 20,9 Prozent zu und übertraf damit klar die Konsensschätzungen. Den Ausblick für das Geschäftsjahr 2014 mit einem einstelligen Umsatzwachstum sowie einer verbesserten operativen Marge liess Straumann unverändert. Hält der positive Trend des ersten Halbjahres, könnte es nach dem dritten Quartal aber zu einer Anhebung kommen.

Sonova im Höhenflug

Wie das neue Geschäftsjahr 2014/2015 (31. März) beim Hörgerätespezialisten Sonova angelaufen ist, liegt noch im Verborgenen. Erst im November wird das SLI-Mitglied seinen Semesterausweis vorlegen. Das vergangene Jahr wurde auf jeden Fall mit einem starken Wachstum abgeschlossen. Der Umsatz legte um 8,7 Prozent zu, der Betriebsgewinn gar um 12,5 Prozent. Folglich verbesserte sich die Marge um weitere 0,7 Prozentpunkte auf 20,7 Prozent. Aus der Branche kamen zuletzt aber gemischte Signale.

Zwar konnten die beiden dänischen Konkurrenten William Demant und GN Store Nord, die zusammen 40 Prozent des Marktes kontrollieren, ein Umsatzwachstum vermelden, doch verfehlten beide die Erwartungen der Analysten. Auch auf der Gewinnseite konnten die Dänen nicht überzeugen. Investoren gehen aber scheinbar davon aus, dass bei Sonova keine negativen Überraschungen anstehen. Weder schwache Abschlüsse aus der Branche noch der Verkauf von nahezu 500'000 Aktien durch Sonova-Grossaktionär Andy Rihs können dem Titel derzeit etwas anhaben. Die Aktie markierte erst vor wenigen Tagen ein neues Allzeithoch. 

Ypsomed – Wende geschafft

Treppenförmig geht es bei Ypsomed aufwärts. Der Injektionsspezialist meldete sich 2013/2014 (31. März) nach einem schwachen Vorjahr wieder eindrucksvoll zurück. Der Umsatz verbesserte sich um 13 Prozent, der operative Gewinn konnte sich sogar mehr als verdreifachen. Dank neuer Pen-Projekte geht die Firma davon aus, dass sie den Umsatz um rund einen Zehntel und das Ebit um 40 Prozent steigern kann. Neue Verträge mit GlaxoSmithKline, Palatin und Pharmstandard für Injektionssysteme verleihen der Prognose ihre Glaubwürdigkeit. Zudem steht Ypsomed noch mit weiteren Unternehmen in Verhandlungen.

Mit den jüngsten Quartalszahlen hat der Zahnimplantate-Hersteller Nobel Biocare gute Karten und dabei die Chance, beim Verkauf des eigenen Unternehmens mehr Geld rausholen zu können. Risikobereite Anleger können auf höhere Gebote setzen.

«Die Strategie von Straumann, das Value-Segment in Angriff zu nehmen, trägt Früchte», urteilt Carla Bänziger, Aktienanalystin von Vontobel Research. Da das Unternehmen auch in den kommenden Quartalen von seiner Prämien-/Wertstrategie stark profitieren werde, bestätigte Bänziger ihr «Buy»-Rating.

In der Branche spielt derzeit Musik. Die Hörgeräte-Tochter von Siemens, die mit 17 Prozent der drittgrösste Player der Branche ist, soll an die Börse. Laut Gerüchten ist auch ein direkter Verkauf möglich. Neben zuletzt starken Wachstumszahlen sollte auch der geplante Börsengang der Siemens-Tochter die Sonova-Aktie im Fokus der Investoren halten.

Die Medtech-Aktie ist mit einem 2015er-KGV jenseits 30 auf den ersten Blick nicht gerade günstig. Doch das erwartete Gewinnwachstum von 40 Prozent relativiert die Bewertung. Zudem stufen einige Experten die Prognose als konservativ ein. Trotz eines Anstiegs von einem Drittel im laufenden Jahr kann es sein, dass das Kurspotenzial noch nicht ausgeschöpft ist.