Auch wenn Blue Chips viel mehr Beachtung in den Medien finden – im ewigen Performance-Kampf der Small Caps gegen die grossen Standardwerte haben die Kleinen langfristig betrachtet die Nase vorn. Einen eindrucksvollen Beweis liefert der SDAX. Der deutsche Index mit den Titeln aus der dritten Reihe legte seit Beginn des neuen Jahrtausends um mehr als 170 Prozent zu, der DAX schaffte im selben Zeitraum nur ein Plus von etwas mehr als einem Drittel. Dennoch haben institutionelle Anleger immer noch Hemmungen, in Nebenwerte zu investieren. Viele Investoren halten Small Caps für intransparent, volatil und letzten Endes für riskant. Doch scheint allmählich ein Umdenken stattzufinden. Nach einer Befragung unter 202 institutionellen Anlegern von AXA Investment Managers rechnen 43 Prozent der Teilnehmer damit, dass sich Small Caps langfristig besser entwickeln als Large Caps. Folglich planen viele, ihren Nebenwerteanteil in den Portfolios zu erhöhen.
«Small Caps sind Renditebringer», sagt Uwe Diehl von AXA IM und fügt hinzu: «Gerade wegen ihrer geringeren Grösse sind kleinere Unternehmen häufig innovativer, dynamischer und wachsen schneller.» Zudem sind sie oft Marktführer in ihrem Geschäftsfeld und werden dadurch zu beliebten Übernahmekandidaten für die Big Player. «Small Caps besetzen meist interessante und zukunftsträchtige Nischenmärkte, in denen auch grosse Unternehmen ein gutes Renditepotenzial sehen», erklärt Diehl. Seiner Ansicht nach bieten Aktien mit niedriger Marktkapitalisierung zahlreiche Vorteile, angefangen von der im historischen Vergleich höheren Rendite bis hin zur Diversifikation eines Portfolios.
Bertrandt – ein Profiteur des VW-Skandals
Die vergleichsweise starke Konjunktur im Nachbarland bietet den idealen Nährboden für Small Caps – eine ganze Reihe von kleineren Nischenplayern bietet starke Perspektiven. Im SDAX ergibt sich derzeit bei Bertrandt (ISIN DE0005232805) eine interessante Einstiegsgelegenheit. Der Titel litt unter den vielen Gewinnwarnungen aus der Autozulieferindustrie sowie unter dem VW-Skandal. Doch Bertrandt ist zu Unrecht in den Sog von Branchenmeldungen über schwache Chinaabsätze und den Emissionsskandal geraten.
Der Skandal um VW könnte dem Ingenieurdienstleister sogar entgegenkommen, denn die Nachfrage nach Motor-Untersuchungen dürfte in Zukunft steigen. Die Analysten von Warburg Research sehen Bertrandt sogar als indirekten Gewinner des VW-Debakels. Denn es könnte sein, dass die VW-Kapazitäten in der Forschung und Entwicklung (F&E) durch die Misere aufgebraucht werden und dass dies den Konzern zwingen wird, grössere Teile der klassischen F&E-Arbeit an Dienstleister wie Bertrandt auszulagern.
Grenkeleasing – starkes Wachstum mit Factoring
Gemäss dem Motto «The trend is your friend» überzeugt SDAX-Kollege Grenkeleasing (ISIN DE000A161N30). Wie an der Schnur gezogen, kletterte die Aktie seit dem Jahresbeginn um mehr als 60 Prozent nach oben. Der Kursverlauf spiegelt dabei aber nur die Entwicklung im operativen Geschäft wider. Nach einem starken ersten Halbjahr legte der Leasing-Spezialist im dritten Quartal noch einmal eine Schippe drauf. Das Neugeschäftsvolumen stieg um 28,7 Prozent, zum Stichtag 30. Juni belief sich das Plus noch auf 20,5 Prozent.
Der Wachstumsstar in der Gruppe war das Segment Factoring, das um mehr als die Hälfte zulegte. «Grenkeleasing zeigte erneut ein Quartal mit starkem Wachstum im Neugeschäft, welches die Wachstumsstory unterstützt», stellt Warburg-Analyst Malte Räther fest. Er empfiehlt die Aktie zum Kauf, mit einem Kursziel von 165 Euro – Kurspotenzial mehr als 10 Prozent.
Helma Eigenheimbau – gute Perspektiven
Auf Rekordjagd befindet sich auch Helma Eigenheimbau (ISIN DE000A0EQ578). Der Bau-Profi konnte sein Vertriebsergebnis nach neun Monaten um immense 56,7 Prozent auf 205 Millionen Euro steigern. Hinzu kommt eine Verdoppelung des Auftragseingangs im dritten Quartal auf einen Rekordwert von 91,9 Millionen Euro. Damit hat sich die Wachstumsdynamik noch einmal beschleunigt.
«Der hohe Vertriebserfolg liefert eine massive Unterstützung für das Erreichen der Umsatz- und Ergebnisziele der Gesellschaft», erklärt GBC-Analyst Felix Fode. Es wird davon ausgegangen, dass der Umsatz bis 2017 auf 340 Millionen Euro steigen wird, eine Verdoppelung im Vergleich zu 2014, und dass die operative Marge sogar überproportional zulegen wird. Das 2016er-KGV von zwölf spiegelt das Wachstumspotenzial noch längst nicht ausreichend wider.
SinnerSchrader – Gewinn schiesst nach oben
Gerade eben die Tür nach oben aufgestossen, hat die Aktie von SinnerSchrader (ISIN DE0005141907). Im Zuge der Quartalsberichterstattung kletterten die Valoren der Internetagentur auf eine neue Bestmarke. Dabei konnten die Hamburger nach mehreren schwachen Quartalen jetzt im Schlussviertel 2014/15 (30. September) wieder das Umsatzniveau des Vorjahres erreichen. Beim operativen Gewinn gab es sogar noch grössere Fortschritte, denn dieser schnellte um 80 Prozent in die Höhe.
Daraus ergibt sich eine hohe Marge von 13 Prozent. Der Gewinn wäre noch höher ausgefallen, hätte der ehemalige Hoffnungsträger des Unternehmens, die Marketingplattform Next Audiance, nicht erneut rote Zahlen geschrieben. Allerdings wird dieses Geschäft nun aus dem Unternehmen ausgelagert und hat so im neuen Geschäftsjahr keine negativen Auswirkungen mehr. Der Micro Cap ist derzeit eine Spekulation wert, zumal SinnerSchrader neben der Aussicht auf eine Dividende bis zum Ende des Jahres auch noch eigene Aktien zurückkauft.