Rückblickend betrachtet war der Zeitpunkt nicht glücklich, doch im Nachhinein ist man ja immer klüger und vor allem: Die Kurse an der Börse lassen sich nicht vorhersagen. Vor diesem Hintergrund zeigt die Besprechung von attraktiven Aktien «für den Ausbruch» doch seine positiven Aspekte. Zwar ging die Börse nur wenige Tage nach der Wahl von vielversprechenden «Ausbruchskandidaten» durch die Redaktion von stocksDIGITAL Mitte August steil nach unten – der SMI beispielsweise rutschte danach in nur vier Wochen um bis zu 11,4 Prozent weg –, doch die neun ausgewählten Titel liefen dann doch um einiges besser als erwartet. Während der SMI nämlich immer noch um 4,2 Prozent unter dem Startlevel von Mitte August liegt, bewegen sich die «Ausbruchskandidaten» per Saldo inzwischen wieder exakt auf der Nulllinie.
Immerhin: Eine Outperformance der neun Titel von rund 4,0 Prozentpunkten und das ganz schnell in nur zwei Monaten spricht doch klar für die Charttechnik und für eine technisch erzeugte «Ausbruchsphantasie».
Charttechnik – Anleger haben Kursmuster im Visier
Im August war unser Auswahlkriterium «für den Ausbruch» die Charttechnik: Vor allem wichtige psychologische Marken, Unterstützungszonen oder Trendlinien und Widerstände im Chart, aber auch eine Trading-Range mit oberer und unterer Begrenzung einer bestimmten Kursspanne. Ebenso interessant sind die vielbeachteten 38-, 100- oder 200-Tage-Linien.
Die Charttechnik, auffällige Kursmuster oder starke Kursschwellen haben doch auf das Anlageverhalten vieler Börsianer mehr oder weniger grossen Einfluss. An bestimmten Linien oder Zonen und Marken erkennen nicht wenige Anleger Kauf- oder eben auch Verkaufssignale. Fällt so eine Linie, führt das oft zu massiven Kauf- oder Verkaufswellen, weil Anleger beispielsweise dadurch den Weg nach oben frei sehen oder rasant fallende Kurse erwarten. Und je mehr Anleger so denken und handeln, wird das dann genau zur «self fulfilling prophecy», zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung mit entsprechender Wirkung auf den Kurs. Fällt beispielsweise ein starker Widerstand oder eine Durchschnittslinie, kann das eine völlig neue Kursdynamik nach sich ziehen.
Fünf neue Kandidaten für den Ausbruch
Obwohl der Chartmechanismus wahrscheinlich viel mit Psychologie zu tun hat und weniger mit handfesten fundamentalen unternehmerischen Daten, sind die Folgen auf die Kursentwicklung doch nicht von der Hand zu weisen. Vor diesem Hintergrund hat die Redaktion nun fünf neue Kandidaten für den Ausbruch identifiziert.
Die Aktie des Smartphone- und Computerherstellers konnte vor wenigen Tagen infolge guter Geschäftszahlen und hoher Nachfrage nach dem neuen iPhone deutlich zulegen. Die 100-Tage-Linie wurde nun übersprungen, und die 200-Tage-Linie ist nur noch wenige Kurspunkte entfernt. Anleger setzen darauf, dass nach dem Fall dieser Marke das Allzeithoch von Februar bei 133 Dollar schnell wieder erreicht sein wird.
Fundamental betrachtet ist das Unternehmen wenig interessant. Über viele Jahre ist beim Hersteller von Elektro-Autos nicht mit Gewinn zu rechnen. Aber charttechnisch orientierte Anleger haben schon den «Kaufen-Knopf» in der Hand, denn die starke Unterstützung bei 200 Dollar konnte nach dem Kursverfall der letzten vier Wochen fast erreicht werden. Kurse im Bereich dieser Zone waren aber seit Anfang 2014 schon mehrmals das Ende des Tesla-Preisverfalls, und es gab von dort auch schon wiederholt kräftige Kurssteigerungen um 10, 20 Prozent und mehr.
Hochspannend ist derzeit auch die charttechnische Entwicklung bei Yahoo!. Nach dem rasanten Kursverfall seit dem Jahresanfang konnte die Aktie des Online-Konzerns vor wenigen Tagen die obere Begrenzungslinie des kurzfristigen, Anfang Januar etablierten Abwärtstrends erreichen. Zudem ist auch die 100-Tage-Linie jetzt erreicht worden. Eine explosive Mischung für schnelle Kursgewinne!
Die Aktie des Softwarekonzerns ist seit 2012 in einem unglaublichen Aufwärtstrend. Dieser wird sich vielleicht auch noch längere Zeit fortsetzen. Nur: Kurzfristig gesehen könnte es jetzt zu einem Rückschlag kommen, denn Adobe hat die obere Begrenzungslinie des Aufwärtstrends von 2014 erreicht. Von dort ist die Aktie seither allerdings bereits zumindest viermal deutlich nach unten abgeprallt und hat dann schnelle, bisher aber nur vorübergehende Kursverluste im Bereich von 10 Prozent gebracht.
Der Kurs des SMI-Mitglieds hat nicht nur die obere Begrenzungslinie des Abwärtstrends vom Juni so gut wie erreicht, sondern notiert nur knapp unter der 100-Tage-Linie. Das könnte für viele Anleger Grund genug sein, jetzt einzusteigen. Klappt der Sprung aus dem Trend und über den gleitenden 100-Tage-Durchschnitt, dann könnte sogar die 200-Tage-Linie schnell erreicht sein, denn diese verläuft bei etwa 19.50 Franken und damit nicht weit über dem aktuellen Kursniveau.