W enn er sich vorstellt, lässt er den Freiherrn und das «von» meist ganz unprätentiös weg. Dazu lacht er gern und gibt sich jovial im Umgang. Titel und Herkunft dürften Christian Freiherr von Bechtolsheim aber durchaus hilfreich sein, wenn er in Kontakt mit seinen Kunden tritt. Denn er betreut die Superreichen bei der Anlage ihres Vermögens.

Focam nennt sich die Vermögensbetreuung mit Sitz am Frankfurter Mainufer. Zu den Kunden gehören vorzugsweise Unternehmer oder Firmenerben, beispielsweise Conrado Dornier aus der Erbenfamilie des gleichnamigen Flugzeugbauers oder auch Reinhard Zinkann, Mitglied der Gründerfamilie und heute einer der beiden Chefs des Hausgeräteherstellers Miele.

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Rund 50 Kunden und etwa 1 Mrd Euro betreut Focam. Der Erhalt des Vermögens hat dabei oberste Priorität. Doch gute Renditen erwirtschaften Bechtolsheim und seine Kollegen dennoch. Von ihrer Strategie kann daher mancher Privatanleger lernen – gerade in solch unruhigen Zeiten am Finanzmarkt wie jetzt.

Die Krise ist noch nicht vorbei

«Wir sind momentan extrem sicherheitsorientiert», sagt Bechtolsheim. Denn die Finanzkrise ist seiner Ansicht nach noch lange nicht ausgestanden. «Wir durchleben die schwerste Krise nach dem Zweiten Weltkrieg.» Nun müsse die Welt die Folgen einer jahrelang künstlich aufgeblähten Kreditwirtschaft tragen. Das bedeute nicht nur, dass die Banken weniger neue Kredite vergeben. Gleichzeitig müssten die alten Schulden zurückgezahlt werden, und dies könne viele Volkswirtschaften noch auf Jahre belasten. Die einzige Frage sei derzeit, ob die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren eine Stagflation, also Inflation bei gleichzeitiger Stagnation, oder «nur» eine Inflation durchleben werde. Dass die Kreditwirtschaft der vergangenen Jahre nicht ewig weitergehen kann, ahnte Bechtolsheim schon Anfang 2007. Er riet seinen Kunden schon damals, ihr Engagement in Aktien zu reduzieren. Das war zwar etwas zu früh, den genauen Zeitpunkt zu erwischen, dürfte aber für jeden Geldverwalter letztlich unmöglich sein.

Inzwischen ist die Krise da, und nun rät Bechtolsheim seinen Kunden sogar, das Geld aus Festgeldanlagen im Ausland abzuziehen, beispielsweise von Banken in Luxemburg. Denn dort gebe es keine adäquate Einlagensicherung.

Enttäuscht ist er auch von Hedge-Fonds. «Den Anlegern war stets eine geringe Korrelation von Hedge-Fonds zu den Aktienmärkten versprochen worden», sagt er. Deren Entwicklung sollte weitgehend unabhängig von den Börsenereignissen verlaufen. «Dies war sogar das Hauptargument für diese Fonds.» In den vergangenen Monaten hat sich jedoch gezeigt, dass dies schlicht nicht stimmt. «Wir haben das Engagement in Hedge-Fonds für unsere Kunden daher zuletzt zurückgefahren.»

Stattdessen setzt er derzeit auf kurz laufende Staatsanleihen und Edelmetalle. «Wir haben viel Geld in Gold angelegt», sagt Bechtolsheim. Seit dem Preisrekord bei über 1000 Dollar im März hat er zwar die Gewichtung des Edelmetalls in den Depots etwas zurückgefahren, Gold bleibt aber nach wie vor erste Wahl als Anlagevehikel.

Ein weiteres Thema, auf das er langfristig setzt, sind Agraranlagen, dabei ganz konkret Ackerland. Da seine Kunden die notwendigen Anlagesummen mitbringen, kann er für sie Beteiligungen an entsprechenden geschlossenen Fonds kaufen. Als Beispiele nennt er den Pastoral Fund von Macquarie, der auf Rinder- und Schafzucht in Australien setzt, oder die Agro-Energy AG. Sie will insgesamt 100 Mio Euro bei Privatinvestoren sammeln und davon in Ostdeutschland den grössten landwirtschaftlichen Betrieb aufbauen: 18000 ha Ackerland sollen es am Ende sein.

Von Derivaten, die auf den Preisauftrieb bei landwirtschaftlichen Produkten setzen, hält er dagegen überhaupt nichts. Solche Investitionen findet er sogar unmoralisch. «Dies treibt die Preise für diese Produkte künstlich in die Höhe, was viele Menschen in den Entwicklungsländern hart trifft.» Bei anderen Basiswerten seien Derivate durchaus eine gute Form, um auf Preisentwicklungen zu spekulieren, aber «bei Lebensmitteln hört der Spass auf ».