Energieaktien? Viele Anleger schütteln den Kopf. Die Titel der Branche brachten doch in den letzten Jahren enorm hohe Kursverluste. Die Aktie von Alpiq wurde in den letzten fünf Jahren gedrittelt, der Kurs von RWE im selben Zeitraum sogar geviertelt, und E.ON notiert rund 65 Prozent unter dem Niveau vom September 2010.

Die Atomkatastrophe in Fukushima und die folgende Debatte mit beschlossenem Ausstieg aus der Kernenergie hat aus vielen der ehemaligen dividendenstarken und sicheren Witwen- und Waisenpapiere Verlustbringer und Zockeraktien gemacht. Schliesslich drohen teilweise hohe Abschreibungen und Verluste aus der Schliessung noch laufender Atomkraftwerke. Der beschlossene Atomausstieg hat die langfristige Planung der Unternehmen auf jeden Fall komplett über den Haufen geworfen.

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Erneuerbare Energien – unaufhaltsames Wachstum

Während die klassischen Energieerzeuger massiv unter dem Wechsel der Energiestrategie leiden, gibt es aber auch Profiteure. Und zwar die Firmen, die mehr oder weniger früh auf erneuerbare Energien gesetzt haben oder setzen und jetzt gut von schön stabilen, da oft staatlich garantierten Erträgen leben. Anleger werden dabei häufig mit hohen Dividenden angelockt. Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern wie Sonne, Wasser und Wind wächst unaufhaltsam. Die Schweiz hat generell wegen der Wasserkraft einen hohen Anteil von über 50 Prozent im regenerativen Bereich, und in Deutschland verdoppelte sich der Anteil der erneuerbaren Energien seit 2008 auf 25,8 Prozent.

Nach Schätzungen des europäischen Statistikamts Eurostat soll der Anteil dieser Energieform in der EU zwischen 2012 und 2020 von rund 15 auf 20 Prozent steigen. In den USA sieht es ähnlich aus. Derzeit ist das Ausgangsniveau in den USA mit einem Anteil von 13 Prozent noch vergleichsweise gering. Aber allein im 2013 wurde die durch Sonne erzeugte Strommenge verdoppelt. Die Menge der genutzten Windenergie wächst in den Staaten besonders stark. Seit 2008 hat sie sich verdreifacht, der Anteil soll sich bis 2020 auf 10 Prozent verdoppeln und sich bis 2030 auf 20 Prozent erhöhen.  

Abengoa Yield – breiter Mix an Projekten …

Also grundsätzlich ein exzellentes Branchenumfeld für Unternehmen der erneuerbaren Energien. Eine besondere Spezies von Energietiteln, die ihre Erträge überwiegend im Bereich erneuerbare Energien erzielt, sind die YieldCos. Diese Unternehmen kaufen und betreiben Energieprojekte wie etwa Wind- oder Solaranlagen und wachsen durch weitere Zukäufe.

Die Storys klingen teilweise recht überzeugend. Die britische Abengoa Yield (ISIN: GB00BLP5YB54) beispielsweise verspricht enorm grosses Wachstum – insbesondere bei der Dividende. Das Unternehmen verfügt derzeit über 19 Anlagen im Bereich erneuerbare Energien – Leistung 1341 MW, 300 MW bei konventionellen Kraftwerken, zusätzlich über rund 1800 Kilometer an Stromleitungen und über zwei Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von rund 300 Millionen Litern am Tag.

… und lange Laufzeiten  

Wichtig bei diesen YieldCos ist die Laufzeit der Anlagen. Denn bei kurzen Laufzeiten ist es schwierig, die nötigen Erträge zu generieren, um ein Projekt rentabel mit attraktiver Rendite zu gestalten. Während YieldCos immer wieder auch Projekte mit Laufzeiten von nur zehn Jahren ins Portfolio nehmen, liegt die durchschnittliche Laufzeit der Anlagen bei Abengoa Yield immerhin bei 23 Jahren.

Das Unternehmen expandiert stark. Gab es 2014 ein Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr von 72 Prozent auf 362,7 Millionen Dollar, so stiegen die Erlöse des Spezialisten für nachhaltige Projekte im ersten Halbjahr 2015 um weitere 81,7 Prozent auf 308,6 Millionen Dollar und hatten damit bereits nach sechs Monaten den gesamten Vorjahresumsatz annähernd erreicht.

Zweistellige Dividendenrenditen

Angesichts der starken Zuwächse und der weiteren Expansionspläne kündigt Abengoa-Yield-CEO Santiago Seage auch rasante Steigerungen der Dividende an. In den zurückliegenden vier Quartalen gab es Dividendenzahlungen von rund 1,25 Dollar je Anteil – entsprechend einer aktuellen Rendite von 6,6 Prozent –, im 2015 beträgt die Dividende 1,36 Dollar, und im nächsten Jahr soll die Zahlung bereits bei zwischen 2,10 und 2,15 Dollar je Aktie liegen.

Nach dem Börsengang des Unternehmens 2014 und der anfänglichen Euphorie hat sich der Kurs aber seit Mai halbiert. Der Kursverfall könnte nun eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein, falls die Rechnung von Seage aufgeht. Da wäre immerhin schon 2016 eine Rendite von über 11,0 Prozent drin.

NRG Yield – Prognose gekappt, aber hohe Dividende

Nach dem IPO im vergangenen Jahr ist inzwischen mit NRG Yield (ISIN: US62942X3061) ein weiterer YieldCos kursmässig deutlich zurückgekommen. Während Abengoa Yield ihre Prognose für 2015 und 2016 bei Vorlage der Halbjahreszahlen Ende Juli erneut bestätigte, kam es bei NRG Yield zu einer Senkung der Aussichten. Wegen einer tiefer liegenden Produktion an Windenergie reduzierte das US-Unternehmen seine 2015er-Guidance für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen Anfang August von 690 auf 660 Millionen Dollar.

Dabei verfügt NRG Yield derzeit über eine Energieproduktion von rund 3800 MW und über eine Laufzeit der Projekte von durchschnittlich 17 Jahren. Trotz der Prognosesenkung peilt das Energieunternehmen für das vierte Quartal eine Dividende von 0,25 Dollar je Aktie an und damit eine annualisierte Zahlung von 1,0 Dollar. Nach dem deutlichen Kursrückgang wären damit bei NRG 6,8 Prozent Dividendenrendite drin.

7c Solarparken – erhöhte Prognose und starker Kursanstieg

Weniger grosse Dimensionen, dafür aber steigende Kurse, hat es bisher bei der deutschen 7c Solarparken (ISIN: DE000A11QW68) aus Hamburg gegeben. Seit dem Börsengang Ende 2014 hat sich der Kurs des Solarexperten fast verdoppelt, aktuell brachte die Anhebung der Prognose einen Schub.

So will der Spezialist für Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen die Leistung von 71 MWp im 2015 in den nächsten zwei Jahren auf 105 MWp steigern. Für die Dividende für 2017 lautet das Ziel: 0,10 Euro je Aktie. Im Vergleich zu den beiden genannten grösseren Konkurrenten müssen sich Anleger da aber bei einer Rendite von 4,1 Prozent mit deutlich geringeren Zahlungen zufriedengeben.

Kleinkraftwerk Birseck – Energieerzeuger erst am Anfang

Mit Kleinkraftwerk Birseck (KKB) (ISIN: CH0023777235) gibt es auch in der Schweiz einen auf die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien spezialisierten Titel. Das Unternehmen will im Nischenmarkt von Kleinkraftwerken zur Stromerzeugung mit erneuerbaren Energieträgern in Europa eine führende Position erreichen. Künftig will das Unternehmen rund 20 Prozent der Umsätze mit Strom aus Sonne machen, auf Wasser und Wind sollen jeweils rund 40 Prozent entfallen. Derzeit forciert der Konzern aus Münchenstein die Expansion.

Mitte August gab es eine Finanzierungsrunde und eine Kapitalerhöhung im Volumen von 50 Millionen Franken, und im Juli akquirierte KKB Kraftwerke in fünf strategischen Zielländern. Bis 2020 will KKB einen Anlagepark mit einer installierten Leistung von mindestens 300 MW aufbauen. Entsprechend stark sollen Umsatz und Gewinn steigen. Nach Schätzungen des Researchhauses First Berlin soll der Umsatz von 14,8 Millionen Franken im 2014 auf 56,6 Millionen Franken im 2018 steigen. Der Gewinn soll sich dabei auf 0.21 Franken je Aktie verdreifachen. Für Anleger heisst das: Bei einem 40er-KGV im 2018 und einer Dividendenrendite im Bereich von 2 bis 3 Prozent ist da viel Geduld nötig.