BILANZ: Wie stark hat sich die Beratungsleistung der Schweizer Institute im Private Banking seit dem ersten BILANZ-Test vor vier Jahren verbessert?

Thorsten Hens: Beim ersten BILANZ-Test war sie international eigentlich nicht konkurrenzfähig.

Wirklich? Die Schweizer Banken waren die weltgrössten des Geschäfts.

Damals waren sie vom Bankgeheimnis verwöhnt. Beim ersten BILANZ-Test schickten viele Banken als Offerte einfach einmal ihre Marketing-Broschüre, eventuell noch ergänzt durch einen standardisierten Anlagevorschlag. Alles ohne eine Rückfrage an den Kunden.

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Das kann nicht individuelle Beratung genannt werden.

Genau! Zudem war die Kostenstruktur der Banken viel zu hoch. In den Portfolios der Kunden wimmelte es nur so von teuren Produkten und versteckten Kosten. Die Banken mussten damals ja oft nicht einmal bei Fehlberatungen Klagen befürchten.

Aus heutiger Sicht unglaublich.

Ich weiss noch, wie mich damals Bankkunden aufsuchten, die offensichtlich falsch beraten worden waren. Wenn ich dann zu einer Klage riet, kam vom Kunden als Antwort, dass das leider nicht gehe, weil es sich um Schwarzgeld handle.

Die Zeiten sind inzwischen vorbei und die Banken aufgewacht.

Die Leistungen der Schweizer Institute im Private Banking sind heute top in Europa. Es werden für die Kunden exzellente Anlageportfolios strukturiert, und auch bei der Kostenstruktur sind sie nun in Europa führend.

Wie zeigt sich das etwa?

Die Pauschalgebühren sind deutlich gesenkt worden. Und in den Portfolios sind viel mehr kostengünstige ETFs und Direktinvestitionen. Zudem fragen die Banken beim Kunden nach, um ihn individuell beraten zu können.

Wie viel ist diese individuelle Beratung denn überhaupt wert? Es gibt ja auch Kunden, die alles selber machen wollen.

Dazu, seine Anlagen allein zu verwalten, kann ich nicht raten. Gemäss meinen Daten von solchen Kunden verbrennen die sehr schnell viel Geld: Sie kaufen und verkaufen aus emotionalen Gründen in den falschen Momenten.

Können da Bankberater helfen?

Bei einer Bank erhalten die Kunden einen Beifahrer auf der Börsenstrasse. Er kann Kunden davor warnen, dass jetzt eine enge Kurve kommt und eher gebremst werden sollte. Oder auf eine lange Gerade hinweisen, auf der eher wieder Gas gegeben werden kann.

Haben Sie selber einen Berater?

Ja sicher, ich bin ja auch mal emotional.