Automarkt normalisiert sich: Warum Occasionen wieder günstiger werden

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihr Auto loszuwerden, dann sollten Sie das möglichst bald tun. Nicht nur weil ein Auto mit jedem Tag ein wenig an Wert verliert, auch weil der Occasionsmarkt gerade am Kippen ist. Die Preise steigen nicht mehr, sie beginnen zu sinken. Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) entwickelt sich der Preisindex für Occasionen seit Oktober leicht rückläufig. Trotzdem liegen die Preise immer noch rund 13 Prozent über dem Vorjahresmonat. Doch die Jahresrate der Occasion-Inflation ist nicht mehr so hoch wie im Sommer. Damals war sie auf fast 17 Prozent geklettert. Bei den Neuwagen war die Preissteigerung über die gesamte Corona-Zeit niemals so hoch. Die gestörten Lieferketten hatten während der Pandemiejahre 2020 und 2021 zu massiven Verzögerungen bei den Autoherstellern geführt. In Europa musste die Produktion auch 2022 wegen des Ukraine-Kriegs gedrosselt werden, denn die Ukraine ist ein wichtiger Standort für die Produktion von Kabelbäumen. Nachfrage übersteigt Angebot Das Resultat: lange Wartezeiten für Käuferinnen und Käufer von Neuwagen. Dadurch verschob sich die Nachfrage auf den Gebrauchtwagenmarkt, wo die Preise in die Höhe schossen. Besonders markant waren die Preissteigerungen in den USA: Nach dem Absturz im Corona-Crash Anfang 2020 verdoppelte sich der Wert des Occasionsindex der Auto-Beratungsfirma Manheim auf über 250 Punkte Ende 2021. Das Phänomen ist auch in Deutschland und in der Schweiz zu beobachten, wenn auch etwas weniger stark ausgeprägt. Gemäss BFS sind Occasionen in den letzten zwei Jahren fast 25 Prozent teurer geworden. Auf dem Online-Marktplatz comparis.ch ist der durchschnittliche Verkaufspreis zwischen Anfang 2020 und Oktober 2022 von rund 23’160 auf rund 30’000 Franken gestiegen. In der gleichen Periode ist die Zahl der inserierten Fahrzeuge um 30 Prozent eingebrochen. Wegen der pandemiebedingten Lieferengpässe wurden in den vergangenen zwei Jahren deutlich weniger Fahrzeuge neu in Verkehr gesetzt. 2022 waren es gemäss BFS 322’400 Motorfahrzeuge, davon rund 230’000 Personenwagen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es noch über 400’000 respektive 312’000 Neuzulassungen. Nur reine Elektroautos verzeichneten einen deutlichen Zuwachs sowohl gegenüber 2021 (plus 26 Prozent) als auch gegenüber 2019 (plus 200 Prozent). Markt beginnt zu kippen Doch mit den Preissteigerungen bei Occasionen dürfte es nun vorbei sein. Die globalen Lieferengpässe haben sich etwas entschärft, vor allem bei den Computer-Chips haben sich die Wartezeiten verkürzt. So dürften bald auch wieder mehr Neuwagen auf den Markt kommen. In den USA sind die Occasionspreise seit der Spitze vor einem Jahr bereits 14 Prozent gefallen. Auch in Deutschland berichtet das Online-Portal «Business Insider», dass B2B-Auktionsanbieter seit Herbst sinkende Preise beobachteten. Insgesamt gebe es seit September einen intakten Abwärtstrend, wird ein Manager eines Auktionsanbieters zitiert. In der Schweiz ist der Aufwärtstrend ebenfalls gebrochen. «Die Preise für Occasionen im Januar bewegen sich auf dem durchschnittlichen Preisniveau von 2022. Wir sehen momentan keine weitere Preissteigerung», teilt Comparis.ch mit. Gemäss dem Index des BFS scheinen die Preise nach unten zu drehen. Es wäre eine Rückkehr zur Normalität. Denn der jüngste Preisanstieg war historisch gesehen eine Anomalie: Seit das BFS vor über zwanzig Jahren mit der Erfassung der Occasionspreise für die Inflationsberechnung begann, sind die Preise kontinuierlich gesunken, zwischen 2010 und 2020 um fast 50 Prozent.

Automarkt normalisiert sich: Warum Occasionen wieder günstiger werden

Occasionen werden wieder günstiger