Jerome Powell (72) hat weiterhin kein Gehör für Donald Trump (78). Die US-Notenbank hat den Leitzins am Mittwochabend (Schweizer Zeit) ein weiteres Mal nicht angerührt. Somit belassen die obersten Währungshüter den Zins in der Spanne von 4,24 bis 4,5 Prozent.
Dabei hätte Powell durchaus Argumente gehabt, den Wünschen von Trump zu folgen. Der US-Wirtschaftsmotor ist ins Stottern geraten. In den ersten drei Monaten 2025 ist das BIP der USA um 0,3 Prozent geschrumpft. Ein kleiner Boost würde nicht schaden. Zudem lag die Inflationsrate im Mai bei 2,4 Prozent – schon ziemlich nahe am Fed-Ziel von 2 Prozent. Beides sind Gründe für tiefere Zölle.
Das kritische Verhältnis
Gleichzeitig ist aber die Gefahr einer wieder steigenden Inflation real. Trumps Zoll-Hammer wird, sind sich die Analysten einig, zu steigenden Preisen in den USA führen. Dieser Gedanke dürfte Powell dazu veranlasst haben, den Leitzins auf dem bisherigen Niveau zu lassen. Die Furcht vor einer entgleisenden Teuerung war zu gross. Der Entscheid ist auch keine Überraschung, er wurde im Vorfeld von Marktbeobachtern und Finanzanalystinnen so erwartet.
Präsident Trump pocht bereits seit langem auf eine Senkung der Zinsen. Im Vorhinein goss Trump nochmals Öl ins Feuer. An einer Veranstaltung im Weissen Haus letzte Woche bezeichnete der US-Präsident den Präsidenten der Federal Reserve vor versammelter Journalistenschar als «Hohlkopf». Falls Powell die Zinsen nicht reduziere, müsse er vielleicht «etwas erzwingen», meinte Trump. Und am Mittwoch bezeichnete der US-Präsident Powell als «dumm». Gut möglich, dass sich der Fed-Chef auf weitere Beleidigungen aus dem Weissen Haus einstellen muss.