Der Streit um die Gaspipeline Nord Stream 2 zeigt: Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt ist Erdgas nicht nur hoch politisch, sondern für Europa auch wirtschaftlich bedeutend. Europa bezieht derzeit etwa einen Drittel des Erdgases aus Russland – teilweise durch die Pipelines in der Ukraine. In der Schweiz ist der Anteil noch höher. 2020 lag er nach Angaben von Erdgas Schweiz bei 47 Prozent (siehe Grafik).

Am Markt rechnet derzeit niemand mit einem Ausbleiben der Gaslieferungen. Trotz Boykottforderungen aus den USA. «Die Ukraine ist DAS Thema am Gasmarkt», sagt Andreas Tresch vom Beratungsunternehmen Enerprice, das Unternehmen bei der Gasbeschaffung berät. «Die Volatilität hat neue Ausmasse angenommen und ist extrem hoch. Lieferstopps erwartet jedoch keiner», sagt er.

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«Dass Russland die Lieferungen einstellt, ist unvorstellbar», findet Tresch. Sowohl Russland, als auch Europa hätten kein Interesse daran. «Denn wenn das passierte, hätte Europa schnell kein Gas mehr.» Das Angebot der USA, ausbleibende Gaslieferungen durch amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, das per Schiff geliefert werde, sei nicht realistisch. «Die USA haben derzeit gar nicht genug Kapazitäten, um so viel Gas zu verflüssigen.»

Michael Heim Handelszeitung
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