Die US-Notenbank muss aus Sicht von Fed-Chef Jerome Powell im Kampf gegen die hochschiessende Inflation zügig gegensteuern. Bei Bedarf könnte sie sogar zu aggressiveren Zinserhöhungen als üblich greifen, sagte Powell am Montag in einer Rede für eine Veranstaltung der Association for Business Economics (NABE). «Der Arbeitsmarkt ist sehr stark und die Inflation ist viel zu hoch», sagte er. «Es besteht die offensichtliche Notwendigkeit, zügig zu handeln, um die geldpolitische Ausrichtung auf ein neutraleres Niveau zurückzuführen.» 

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Und dann müsse zu restriktiveren Niveaus übergegangen werden, wenn dies zur Wiederherstellung stabiler Preise erforderlich sein sollte.

«Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, aggressiver vorzugehen, indem wir den Leitzins bei einer oder mehreren Sitzungen um mehr als 25 Basispunkte anheben, werden wir dies tun», sagte Powell. 

Die Notenbank hatte vergangene Woche die Zinswende vollzogen und den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertel Punkt auf die neue Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben. Es war die erste Zinserhöhung seit drei Jahren. Laut dem Fed-Chef ist die US-Wirtschaft trotz der Folgen des Ukraine-Krieges stark genug, auch eine Reihe weiterer Zinsanhebungen wegzustecken.

Die Bilanz wird zurückgefahren

Powell bekräftigte am Montag, dass die Notenbank im Mai mit der Kürzung ihrer durch die Anleihenkäufe massiv aufgeblähten Bilanz beginnen könnte. Die US-Währungshüter gehen davon aus, dass der Schlüsselzins der Fed bis Ende nächsten Jahres bei etwa 2,8 Prozent liegen wird. Die meisten Währungshüter der Fed sind der Ansicht, dass der neutrale Zins, der das Wachstum der Wirtschaft weder anfacht noch bremst, irgendwo zwischen 2,25 Prozent und 2,5 Prozent angesiedelt ist.

Die Arbeitslosenrate lag in den USA zuletzt bei 3,8 Prozent, zudem ist die Zahl der offenen Stellen derzeit auf einem Rekordhoch. Allerdings liegt die Inflation nach dem bevorzugten Mass der Fed inzwischen dreimal so hoch wie das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank. 

Ein gefährlicher Mix: Krieg, Covid, stockende Lieferketten

Dies liegt auch an Lieferkettenproblemen, deren Behebung länger gedauert hat, als die meisten Experten erwartet hatten. Diese könnten sich zudem noch verschärfen, sollte China auf neue COVID-19-Wellen mit weiteren Lockdowns reagieren. 

Darüber hinaus treibt die russische Invasion der Ukraine die Ölpreise nach oben, was die Inflation noch weiter anzufachen droht. Die USA sind laut Powell allerdings mittlerweile besser in der Lage, einem Ölschock standzuhalten als noch in den 1970iger Jahren.

Das Ziel: Eine weiche Landung

«Das Risiko steigt, dass eine längere Phase hoher Inflation die längerfristigen Erwartungen unangenehm in die Höhe treiben könnte», warnte der Fed-Cef. Er erwarte, dass die Teuerung in den nächsten drei Jahren auf annähernd zwei Prozent sinken werde. 

Zwar sei eine «weiche Landung» nicht einfach, es gebe aber viele historische Präzedenzfälle. Dabei ist sich der Fed-Chef sicher: «Die Wirtschaft ist sehr stark und gut positioniert, um eine straffere Geldpolitik zu bewältigen.»

(reuters/mbü)