Der Absturz der Lira nach der Entlassung des türkischen Notenbankchefs durch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan löst einen Crash der dortigen Börse aus. Der Istanbuler Leitindex und der Bankenindex brechen um jeweils knapp zehn Prozent ein. Ihnen droht der grösste Tagesverlust seit fast acht Jahren.

Der Ausverkauf am Anleihemarkt treibt die Rendite der zehnjährigen türkischen Bonds um fast sieben Prozentpunkte auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Das ist der stärkste Anstieg ihrer Geschichte. Dollar und Euro werten jeweils mehr als zehn Prozent auf 8,1745 beziehungsweise 9,5407 Lira auf, so stark wie zuletzt vor knapp 20 Jahren.

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Absetzung wegen Zinserhöhung

Hintergrund für den Absturz ist die Absetzung des Notenbankchefs Naci Agbal, der noch am Donnerstag die Zinsen in der Türkei deutlich angehoben hatte. Daraufhin hatte Erdogan als erklärter Gegner hoher Zinsen den Notenbankchef am Wochenende ausgewechselt und mit Sahap Kavcioglu, einem Ex-Abgeordneten der Regierungspartei, einen erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik auf den Posten gesetzt.

Es war das dritte Mal seit Mitte 2019, dass Erdogan den Notenbankchef entliess. Agbal war erst seit knapp fünf Monaten im Amt.

«Vertrauen in die türkische Geldpolitik nahm bitterlichen Schaden»

«Das Vertrauen in die türkische Geldpolitik und deren Unabhängigkeit nahm mit dem Beschluss des Staatsoberhauptes bitterlichen Schaden», kommentierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, den Schritt.

Da das Land unter einem grossen Berg von Fremdwährungskrediten leide, werde die Währungsschwäche zu einem akuten Problem.

(reuters/gku)