Die «Handelszeitung» stellt die Immobilienwirtschaft ins Schaufenster: Jeden Freitag kommt eine spannende Persönlichkeit aus der Branche zu Wort und schildert ihre Sicht auf den Markt. Diese Woche lesen Sie die Einschätzungen von Olivier Imboden, Geschäftsführer der Walliser Bauunternehmung Ulrich Imboden

Olivier Imboden Immobilien Wallis

Olivier Imboden: Der Walliser ist Geschäftsführer des familieneigenen Bauunternehmens Ulrich Imboden und vertritt die CVP im Walliser Grossen Rat. 

Quelle: Marco Schnyder
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Die Region Visp ist durch den Erfolg der Firma Lonza und weiterer Unternehmen wirtschaftlich aufgeblüht. Welche Folgen beobachten Sie als Walliser Bauunternehmer im Immobilienmarkt?

Was derzeit rund um die Lonza abgeht, ist gewaltig. Einerseits ist es für die Bauwirtschaft natürlich interessant, wenn ein Industriebetrieb dermassen viel investiert. Auf der anderen Seite resultiert natürlich daraus auch eine eigentliche Verknappung. Nicht nur an «Manpower», sondern auch an fehlenden Immobilien. Durch die vermehrte Nachfrage erhöhen sich die Preise. Der Markt spielt.

Ferienwohnungen in den Bergen sind derzeit begehrt. Wird sich dieser Trend fortsetzen – und wenn ja, wieso?

Dieser Trend konnte man bereits während Covid-19 feststellen. Dank den heutigen Möglichkeiten des Homeoffice ist es nicht mehr dermassen zentral, wo sich der betreffende Arbeitsplatz befindet. Für die Menschen ist heute eine ausgeglichene Work-Life-Balance entscheidend. Dank unserer brachialen Landschaft können sportinteressierte Menschen hier für sich einen Mehrwert entdecken.

Wie werden sich die Preise für Schweizer Wohnimmobilien entwickeln und welche Entwicklung sagen Sie bei Büroliegenschaften und Detailhandelsflächen voraus?

Ich kann hier keine gesamtschweizerische Aussage machen. Bei uns im Raume Visp haben sich die Preise infolge knappen Angebots klar erhöht. Der Quadratmeter-Preis für Wohnraum hat sich in Visp innert kurzer Zeit an Brig angepasst. Auch Büroliegenschaften sind knapp.

Der Staat Wallis plant in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Visp im Gebiet «Bahnhof Nord» ein grösseres Gebäude mit Staatsstellen. Dies kann eine Sogwirkung auch in diesem Segment nach sich ziehen. Bei den Detailhandelsflächen sieht es indes anders aus. Wie fast überall in der Schweiz sind Detailhandelsflächen schwer zu besetzen. Diese Flächen geraten in der Zukunft noch vermehrt unter Druck und werden wahrscheinlich eher von Dienstleistern gesucht.

In weiten Teilen der Schweizer Wirtschaft können Angestellte jetzt zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten. Welche Folgen hat die Popularität von Homeoffice auf dem Immobilienmarkt – speziell in Randregionen wie dem Wallis?

Auch bei dieser Frage gibt meine Antwort die Situation im Wallis wieder: Dank der guten Anbindung durch den Neat-Basistunnel ist Visp in zwei Stunden von Zürich respektive in einer Stunde von Bern und stündlich erreichbar. Dies erleichtert vieles.

Man ist im Wallis nicht mehr in der Pampa der Schweiz – im Gegenteil, durch die ÖV-Anbindung gehört das Oberwallis fast schon zum Espace Mittelland.

Der hohe Leerstand bei Mietwohnungen baut sich ab, die Bank Raiffeisen warnt nun bereits vor einer Wohnungsnot. Könnten auch aus Ihrer Sicht freie Mietwohnungen langfristig rar werden?

Im Raume Visp gibt es praktisch keine freien Wohnungen. Diese Entwicklung sieht man beispielsweise seit einigen Jahren auch in der Tourismusmetropole Zermatt. Einfache Arbeiter können sich in Zermatt kaum mehr ihrem Einkommen entsprechend Wohnraum leisten.

Die Folge davon ist, dass sich diese Familien Wohnraum in der Peripherie suchen, also beispielsweise in Randa oder Täsch. Durch die gute ÖV-Anbindung kann die Arbeitsstelle in Zermatt gut erreicht werden.

Das passiert nun jetzt auch in der Talebene. Die Menschen weichen in die Peripherie aus. Orte wie Zeneggen, Niedergesteln oder Stalden werden immer attraktiver. Aufgrund dessen werden die Preise auch hier allmählich steigen.

«Was derzeit rund um die Lonza abgeht, ist gewaltig.»

Wo findet eine Familie mit einem Haushaltseinkommen von maximal 200’000 Franken heute noch Wohneigentum?

Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung besitzt kein Wohneigentum. Trotzdem wünschen sich viele Wohneigentum; meist aus Überlegungen nach Stabilität und Autonomie. So wie sich die Preise entwickeln, ist Wohneigentum nicht für jeden bezahlbar.

Ich denke sogar, dass sich der Wohneigentumsanteil in Zukunft noch weiter verkleinert. Zumal institutionelle Anbieter, wegen fehlender anderweitiger Rendite und Negativzinsen, vermehrt in Liegenschaften für Mietwohnungen investieren. Die Politik ist hier natürlich auch gefragt. Bezahlbarer Wohnbau gehört zum sozialen Ausgleich und ist letztlich auch für eine funktionierende Gesellschaft essenziell.

Kostengünstiges Bauen könnte helfen, die hohen Preise für Wohneigentum zu senken. Welche Instrumente stehen Ihnen hier als Bauunternehmer zur Verfügung?

Das ist derzeit schwierig, denn die Rohstoffpreise steigen fast wöchentlich. Wir versuchen, kostenoptimal einzukaufen, und arbeiten an unserer eigenen Effizienz. Dennoch können wir als Baumeister nicht die ganzen Kostensteigerungen schlucken.

Olivier Imboden beantwortete die Fragen schriftlich.