Der Ölpreis klettert wieder nach oben. So stieg etwa die US-Rohölsorte West Texas Intermediate in Richtung der Marke von 72 Dollar pro Barrel, nachdem sie in der vergangenen Woche um 11 Prozent gefallen war. Einer der Gründe ist die zurzeit stillgelegte Keystone-Pipeline, die Felder in Kanada mit Raffinerien an der US-Golfküste verbindet. Das Unternehmen TC Energy setzt dort die Sanierungsarbeiten fort, ein Termin für die Wiederinbetriebnahme steht aber noch nicht fest, wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte.

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Dazu ist China nach einer Welle von Protesten von seiner Null-Covid-Politik abgerückt. Das bietet Aussichten auf eine Wiederbelebung der Nachfrage vom grössten Rohölimporteur der Welt. Die plötzliche Aufhebung der Beschränkungen könnte die Ölnachfrage gefährden, so das Beratungsunternehmen FGE in einer Mitteilung.

Der Rohölpreis befand sich davor auf dem Weg zu seinem ersten Quartalsrückgang seit Mitte 2019, da sich die Nachfrageaussichten verschlechtern und die dünne Liquidität die Preisschwankungen bis zum Jahresende noch verstärkt. Die Anleger wägen auch die Auswirkungen der Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel ab, die von der G7 und der Europäischen Union für russisches Rohöl eingeführt wurde, um Moskau für die Invasion in der Ukraine zu bestrafen.

Rückstau von Tankern am Bosporus löst sich auf

«Das Risiko einer russischen Produktionskürzung könnte dem Markt im Hinblick auf ein voraussichtlich schwieriges Jahr 2023 neuen Auftrieb geben», so Charu Chanana, Marktstrategin bei Saxo Capital Markets Pte in Singapur. Die Sorge um das Angebot könnte die Preise trotz des Risikos einer geringeren Nachfrage hoch halten, sagte sie.

US-Finanzministerin Janet Yellen, eine der Architekten der Obergrenze, begrüsste die Initiative und sagte in der CBS-Sendung «60 Minutes», das Ergebnis sei «so weit, so gut». Im Nahen Osten erklärte der saudi-arabische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman, die Auswirkungen seien noch ungewiss.

Nach der Einführung des Preislimits und der damit verbundenen Beschränkungen bildete sich aufgrund eines Streits über den Versicherungsschutz ein Rückstau von Tankern, die darauf warteten, Öl durch die lebenswichtige türkische Meerenge zu transportieren. Dieser Rückstau scheint sich nun aufzulösen. Denn am Sonntag wurden noch 19 Tanker gezählt, die auf die Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen warten, während es am Samstag noch 27 waren.

(Bloomberg/mth)