Opec: Das bedeutet die Kehrtwende für Autofahrer

Zur Abwechslung einmal gute News für die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer: Seit der Spitze im Juni ist der durchschnittliche Benzinpreis gemäss dem Bundesamt für Statistik mehr als 10 Prozent gesunken. Und das obwohl die Energiekosten für Raffination und Transport laut Branchenexperten explodiert sind. An den meisten Orten ist der Liter Bleifrei 95 wieder deutlich unter 2 Franken zu haben. Es ist auch ein Grund, weshalb die Inflation in der Schweiz zuletzt leicht nachgelassen hat. Der Preisrückgang hängt mit der sommerlichen Entspannung am Ölmarkt zusammen. Im Juni kostete das Fass Brent-Rohöl am Weltmarkt phasenweise über 120 Dollar, heute notiert dieser Referenzpreis bei 94 Dollar, nachdem er im September zwischenzeitlich unter 85 Dollar gefallen war. Angesichts dieses deutlichen Nachlasses von 30 Prozent hätte man eigentlich einen noch grösseren Preisrückgang beim Benzin erwarten können. Fixe Abgaben dämpfen die Preisbewegungen Doch der Einkaufspreis von Rohöl oder raffiniertem Benzin macht weniger als einen Drittel des Endpreises an der Zapfsäule aus. Rund die Hälfte geht in Form von Steuern und Abgaben an den Fiskus. Da diese mit Ausnahme der Mehrwertsteuer nicht prozentual erhoben werden, sondern pro Liter, dämpfen sie als Fixkosten die Preisschwankungen – nach oben wie nach unten. Im Unterschied zu vielen europäischen Ländern hat die Schweiz als Reaktion auf die hohen Preise die Abgaben nicht reduziert. Ein weiterer Kostenblock ist die Fracht von den Raffinieren der grossen Rheinhäfen nach Basel. Über diesen Weg gelangt der grösste Teil des Öls und Benzins in die Schweiz. Da sich die Frachtkosten im Sommer wegen des niedrigen Pegelstands vervielfacht hatten, verteuerte sich das Benzin allein deshalb um zusätzlich rund 10 Rappen pro Liter. Ebenfalls eine Rolle bei der Benzinpreisbildung spielt der Wechselkurs zum Dollar. Da sich der Dollar seit August wieder deutlich aufgewertet hat, ist der Einkaufspreis in Franken nicht so stark gesunken wie der Brent-Preis. Saudis machen Kehrtwende Während also die Korrektur am Rohölmarkt nur abgeschwächt an der Zapfsäule ankam, droht nun aber schon wieder ein neuer Schock an der Tankstelle. Denn das Erdölkartell Opec+ lässt den Westen in seiner Energiekrise hängen und pumpt fortan weniger Öl. Ab November soll die Produktion um zwei Millionen Fass pro Tag gedrosselt werden. Dadurch könnte laut den Rohstoffanalysten der Commerzbank nächstes Jahr eine Unterversorgung am Markt entstehen. Der Opec-Entscheid von letzter Woche bedeutet eine Kehrtwende. In den Treffen davor wurde die Fördermenge schrittweise erhöht. Es signalisiert auch eine Abkehr der Golfmonarchien vom Westen zugunsten einer weiteren Annäherung zu Russland, das von höheren Preisen profitiert. Wasserstand des Rheins normalisiert sich Gleichzeitig erklärt Saudi-Arabien, dass es die vertraglich festgelegten Mengen nach Asien weiterhin liefern wolle. Das heisst, für die Europäer, die auf der Suche nach Ersatz für russisches Öl sind, könnte der Brenn- und Treibstoff bald knapp werden und sich wieder deutlich verteuern. Dass nun auch noch die für die europäische Ölversorgung zentrale Druschba-Pipeline ein Leck hat, verstärkt die Angebotssorgen. Laut den polnischen Behörden soll ein Unfall die Ursache des Lecks sein. Vorerst dürfte jedoch der Regen den Frust der Autofahrerinnen und Autofahrer etwas lindern. An der kritischen Stelle, an der Messstelle in Kaub am Mittelrhein, beträgt die Pegelhöhe wieder 160 Zentimeter statt der knapp 40 Zentimeter wie im Hochsommer. Damit können die Schiffe laut der Schweizer Erdöl-Vereinigung Avenergy wieder voll beladen werden, was die Frachtraten halbiert hat.

Opec: Das bedeutet die Kehrtwende für Autofahrer

Wie die Kehrtwende des Ölkartells den Benzinpreis beeinflusst