Die Proteste der «Occupy Paradeplatz»-Bewegung gehen weiter. Auch an diesem Samstag haben «Empörte» auf dem zentralen Platz im Zürcher Finanzviertel protestiert. Anders als in der vergangenen Woche verfügten sie diesmal über eine polizeiliche Bewilligung.

Auf Plakaten und Transparenten forderten die Teilnehmenden unter anderem «Banken in die Schranken - Transaktionssteuer jetzt», «Schluss mit der Raffgier» oder «Rettet Menschen, nicht Banken». Verschiedene Redner prangerten die Arroganz der Banken und fehlendes soziales Gewissen an oder plädierten dafür, Spekulationen mit Nahrungsmitteln oder Währungen zu verbieten.

Bis zum Nachmittag füllte sich der Paradeplatz allmählich. Die Veranstalter sprachen von bis zu 1000 Personen. Die Zürcher Stadtpolizei schätzte die Teilnehmerzahl auf nicht einmal die Hälfte. Unter den Empörten waren viele junge Leute, aber auch Familien mit Kinderwagen und ältere Menschen.

Es gehe nicht um die Anzahl der Teilnehmenden, sagte Laurent Moeri, einer der Aktivisten. «Occupy Paradeplatz» soll keine kurzfristige Bewegung sein, sondern sich Zeit nehmen und einen langen Atem haben. So lautete eines der Ergebnisse der heutigen Diskussion in Kleingruppen.

Mehr Zeit für Lösungsansätze

Diese erarbeiteten verschiedene Statements, die nun weiter diskutiert werden. Ziel der Bewegung sei es, eine neue Gesprächskultur zu entwickeln und den Konsens in den Vordergrund zu stellen, sagte Moeri. Bis es tatsächlich konkrete Lösungsansätze gebe, werde es noch einige Zeit dauern.

Unterstützung für ihren Protest erhielten die Aktivisten von verschiedenen Musikern und Autoren. Die Protestierenden setzen sich für neue Perspektiven im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenleben und für ein menschenwürdiges Finanzsystem ein.

Nach wie vor campieren etwa 70 Aktivisten in 35 Zelten beim Lindenhof in der Zürcher Altstadt. In diesem «Basiscamp» wollen sie vorerst bleiben. Dort finden tägliche Versammlungen statt, die jedem offen stehen. Laufend kämen neue Leute dazu und die Unterstützung der Bevölkerung sei gross, sagte Moeri.

«Occupy» auch in Bern

An die hundert Menschen protestierten am Nachmittag auch auf dem Berner Bundesplatz gegen die Machenschaften der Finanzwelt, das Wirtschaftssystem und die Politik. Die Aktivisten verzierten den Boden des Bundesplatzes mit Kreideaufschriften wie «Bank, Banken, Bankrott».

Die Veranstaltung verlief friedlich. Die Stadt hatte die Kundgebung nicht bewilligt, tolerierte sie aber, weil sich die Aktivisten verpflichteten, den Platz vor dem Bundeshaus nur am Nachmittag zu beanspruchen und anschliessend wieder abzuziehen.

Ein Zeltlager würde die Stadt nicht tolerieren, hatte der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause bereits im Vorfeld klar gemacht.

Bis zu 6000 Menschen in Frankfurt

Auch in mehreren deutschen Städten protestierten vor Beginn des EU-Gipfels zur Euro-Rettung Tausende Menschen gegen die Macht der Banken. In Frankfurt am Main seien 6000 auf die Strasse gegangen, teilte das globalisierungskritische Netzwerk Attac mit.

In Berlin und Köln seien es jeweils 1500 gewesen, in Düsseldorf demonstrierten demnach 1000 Menschen. Der Protest sei «keine Eintagsfliege», erklärte Alexis Passadakis von Attac. «Unser Ziel ist, die Grossbanken zu entmachten, damit das Gemeinwesen nicht weiter erpressbar bleibt und echte Demokratie wieder möglich wird.»

(tno/sda)

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