Das indische Publikum von heute «mag Filme ein bisschen realitätsnäher», sagt Produzent Aashish Singh im «Wall Street Journal» (WSJ) – und nennt damit einen Grund, warum die Schweizer Berge in Bollywood als Drehort an Attraktivität verloren hätten. Filmer würden sich nach neuen Drehorten umschauen, da die Alpen schon so oft als Kulisse für Liebesszenen dienten, dass sie nun zu klischeehaft seien, schreibt die Zeitung.

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Ausserdem würden steigende Drehkosten die Crews abschrecken. «Jeder spart gerne Geld», sagt Produzent Singh. Laut dem Bericht sind mittlerweile auch andere Orte wie etwa London und Tirol aufmerksam geworden und werben mit geringeren Kosten um die finanzkräftigen Filmer.

So ebbt die indische Filmleidenschaft für die Berner Alpen – seit den 1980er Jahren in Bollywood-Filmen populär und für viele Crews ein Grund für die lange Reise nach Europa – laut «Wall Street Journal» langsam ab.

Urs Eberhard, Vorstandsmitglied von Schweiz Tourismus, bestätigt gegenüber handelszeitung.ch, dass immer weniger Filmcrews aus Indien kommen. «Der Erfolg durch die Zusammenarbeit mit der Bollywood-Filmbranche ist sehr gross – klar wollen andere Länder sich auch ein Stück vom Kuchen abschneiden.» Trotzdem sei die Produktion in der Schweiz nicht komplett eingestellt.

«Einbussen beim Tourismus spüren wir nicht»

Zu mehr Engagement der Schweiz rät Ashwin Merchant vom Swiss Business Hub India. Er verstehe nicht, warum man den Produktionen nicht wie anderen Länder finanzielle Anreize biete, so Merchant im «WSJ»-Artikel. Denn die Crews würden dazu neigen, freigiebig Geld auszugeben.

Die Schweizer Tourismus-Manager nehmen es gelassen. Sorgen, dass der Touristenstrom aus Asien durch die geringere Filmpräsenz abnehmen könnte, machen sie sich nicht. «Zwischen 2010 und 2012 hatten wir über 200 Prozent Steigerung von Gästen aus Indien», sagt etwa Stephan Römer von der Jungfrau Region Marketing AG gegenüber handelszeitung.ch. Auch Eberhard betont, dass die Schweiz unabhängig von den Filmen in Ländern wie China und Indien ein sehr gutes Image habe.

«Die Einnahmen durch die indischen Filme machen nur einen kleinen Teil aus», sagt auch der Mediensprecher von Engelberg-Titlis, Peter Reinle. Und ein direkter Zusammenhang zwischen Filmproduktionen und Touristenzahlen aus Indien könne ohnehin nicht gemessen werden.