Was Fed, SNB und EZB am Mittwoch und Donnerstag entscheiden und was es bedeutet

Heute Mittwoch und morgen Donnerstag kommt es zu einer geballten Ladung an Entscheiden zur weiteren Geldpolitik der führenden Notenbanken. Den Auftakt macht am Mittwochabend jene der USA (Fed). Am Donnerstagmorgen folgt die Schweizerische Nationalbank (SNB), am Nachmittag die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE). Aus Schweizer Sicht und aus jener der Märkte hat der Entscheid von Fed, EZB und SNB die grösste Bedeutung. Was ist zu erwarten? Die US-Notenbank Fed gibt etwas weniger Gas Die Meinungen zum Fed sind auf den Märkten und bei Analystinnen und Analysten zum morgigen Entscheid einhellig: Die US-Notenbank wird den Leitzins um 0,5 Prozent auf ein neues Zielband zwischen 4,25 und 4,5 Prozent anheben. Damit dürfte das Institut unter der Leitung von Jerome Powell den Satz zum ersten Mal seit Juni beziehungsweise vier Entscheidungen seither um weniger als 0,75 Prozent erhöhen. Wie stark der Zinsanstieg im laufenden Jahr bereits ist, zeigt sich daran, dass der obere Wert des Leitzinsbandes im Januar noch bei 0,25 Prozent lag. An den Märkten interessiert aber bereits der weitere Verlauf der Zinsen, der im Wesentlichen von der Entwicklung der Teuerung in den USA abhängt. Neue Daten vom Mittwoch haben den Aktienmärkten Auftrieb gegeben, weil die Zunahme des Preisniveaus im November (im Vergleich zum gleichen Vorjahresmonat) mit 7,1 Prozent geringer ausfiel als erwartet und weil sich die Teuerung damit seit dem Juni, als sie sich auf 9,1 Prozent belief, laufend zurückbildet. Getrieben wird die Entwicklung von der Hoffnung, dass das Fed bei Zinsanstiegen künftig angesichts des Inflationsrückgangs mehr Zurückhaltung üben wird. Marktdaten lassen aktuell erwarten, dass das Fed das Leitzinsband auf einen Maximalwert von 5 Prozent bis zum nächsten Mai anheben wird, worauf dann leichte Zinssenkungen folgen sollen. Von grösstem Interesse wird daher sein, was Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend über die künftigen Aussichten sagen wird. Ein weiterer Zinsanstieg auch bei der Schweizerischen Nationalbank Ein weiterer Anstieg des Leitzinses wird auch bei der Nationalbank (SNB) unter Thomas Jordan am Donnerstagmorgen erwartet. Damit würde sich der Satz von 0,5 auf 1 Prozent verdoppeln. Auch hier ist der Anstieg im laufenden Jahr eindrücklich, lag er doch noch bis zum Zinsentscheid im Juni bei minus 0,75 Prozent. Anders als das Fed oder die EZB steht die SNB angesichts einer deutlich tieferen und jüngst ebenfalls rückläufigen Inflationsrate unter geringerem Druck. Im November und im Oktober belief sich die Teuerung im Jahresvergleich auf je 3 Prozent. Noch im August wurde sie mit 3,5 Prozent ausgewiesen. Der geringere Handlungsdruck hat denn auch zur Folge, dass die Mehrheitserwartung eines Zinsanstiegs um 0,5 Prozent nicht von allen Prognoseinstituten geteilt wird. So erwartet die Credit Suisse etwa nur einen Anstieg um 0,25 Prozent auf 0,75 Prozent. Laut Marktdaten erwarten die Märkte auch in der Folge nur einen milden weiteren Anstieg auf bloss 1,25 Prozent bis zum kommenden Juni. Sorge um die Konjunktur (auch) bei der EZB Die Leitzinserhöhungen dämpfen den Preisanstieg, weil sie die Nachfrage bremsen. Gehen die Zinsschritte zu weit, droht eine Rezession. Eine solche erwarten viele Ökonominnen und Ökonomen in den USA, weil dort der Zinsanstieg bisher am grössten ist. Ein Hinweis darauf liefert der Umstand, dass kurzfristige Zinsen mittlerweile höher liegen als langfristige. Folgt eine Rezession, muss eine Notenbank die Zinsen wieder deutlich senken, daher die Erwartung von tieferen Zinsen in längerer Frist. Geringer ist das Rezessionsrisiko in der Schweiz, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag bestätigt hat. Noch grösser als in den USA ist es aber in der Euro-Zone. Und hier kommen noch weitere Probleme hinzu. So sind in der Euro-Zone die Energiepreise besonders stark angestiegen und es droht eine Energiekrise. Ausserdem droht die Gefahr, dass in einer Krise schwächere Euro-Länder wieder stärker unter Druck kommen, wodurch wie 2012 erneut der Bestand der Euro-Zone infrage gestellt werden könnte. Das dürften Gründe für die Erwartung sein, dass die EZB trotz einer anhaltend hohen Teuerung von 10 Prozent im November (im Vergleich zum gleichen Vorjahresmonat) ihre Leitzinsen um «nur» 0,5 Prozent auf 2,5 Prozent erhöht. Der Maximalwert dürfte gemäss Marktdaten im nächsten Jahr zudem 3 Prozent nicht übersteigen. Immerhin ist die Inflationsrate auch in der Euro-Zone leicht zurückgegangen: Noch im Oktober wurde sie mit 10,6 Prozent ausgewiesen. Erwartungen können sich ändern Die Entscheide der nächsten Tage bewegen die Märkte je nachdem, ob die Leitzinsen höher oder tiefer ausfallen als erwartet, wobei der Entscheid der Fed die grösste Bedeutung hat. Bei einem höher als erwarteten Zinsanstieg dürften die Kurse fallen und umgekehrt. Noch mehr Aufmerksamkeit wird aber erregen, was die Notenbankerinnen und Notenbanker zur künftigen Geldpolitik sagen oder andeuten. Gewissheit für künftige Zinsentscheide kann es aber nicht geben, zu unsicher bleibt der weitere Verlauf der Teuerung und der Konjunkturlage.

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