Wohnen wird teuerer: Mit der Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes kommt die Mietpreisspirale ins Rollen

Für das Mieterland Schweiz ist es eine Premiere: Am Donnerstag wird der hypothekarische Referenzzinsatz wohl erstmals erhöht. Für Mieterinnen und Mieter ist das eine schlechte Nachricht: Ihre Wohnung wird teurer. Wenn auch nicht in jedem Fall in diesem Jahr – früher oder später müssen die meisten mit einer Erhöhung rechnen. Der Referenzzinssatz bildet den Durchschnitt aller offenen Hypotheken ab. Seit seiner Einführung 2008 ist er immer gesunken, weil die Zinsen nur fielen. Doch die Ära der Tiefzinsen ist zu Ende, und so erhöht sich dieser Satz ziemlich sicher Anfang Juni von 1,25 auf 1,5 Prozent. Die Vermieter dürfen somit drei Prozent mehr Miete verlangen, um ihre höheren Zinskosten abzufedern. Zusätzlich können sie auch noch einen Teil der Inflation draufschlagen, so dass die Mieten dieses Jahr nach Schätzung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) um über vier Prozent steigen dürften. Die Credit Suisse schätzt den Anstieg im Mittel bis April 2024 gar auf sieben bis zehn Prozent. Diese Erhöhung wird längst nicht die ganze Mieterschaft treffen. Nur bei Verträgen, die auf dem aktuellen Referenzzinssatz beruhen, kann die Verwaltung mehr verlangen. Viele Mieterinnen verzichteten allerdings in der Vergangenheit darauf, jede Senkung zu fordern, als der Referenzzinssatz fiel. Und so droht nach Kalkulation der ZKB nur bei knapp der Hälfte aller Wohnungen jetzt eine Erhöhung. Manche Eigentümer werden aber auch aus Kulanz darauf verzichten. Swiss Life und Allreal wollen die Mieten erhöhen Erhöhungen drohen vor allem bei Wohnungen, die professionell verwaltet werden, denn diese Verwaltungen gaben in der Vergangenheit tendenziell auch eher die Senkungen weiter. So kündigten in einer Umfrage der Finanznachrichtenagentur AWP etwa Swiss Life und Allreal an, bald entsprechende Briefe zu verschicken. Ohnehin: Viele Mieterhöhungen sind nur vertagt, denn bei einer einzigen Erhöhung des Referenzzinssatzes wird es nicht bleiben. Die Nationalbank dürfte den Leitzins im Kampf gegen die Inflation weiter erhöhen. Zudem haben die bisherigen Erhöhungen noch nicht voll auf den Zinssatz durchgeschlagen, weil viele Hypotheken noch zum Günstigtarif abgeschlossen wurden. Die ZKB erwartet insgesamt vier Anpassungen des Referenzzinssatzes in den nächsten fünf Jahren. Die Mieten könnten somit inklusive des Teuerungszuschlags um bis zu 17 Prozent steigen. Die UBS geht in ihrer Prognose sogar noch weiter: Nach ihrer Schätzung könnten sich die Mieten bis 2025 um maximal 20 Prozent erhöhen. Der hypothekarische Referenzzinssatz Die Schweizer Wohnungsmieten werden an die Zinsentwicklung angepasst. Das Mietrecht sieht als Instrument dafür den sogenannten Referenzzinssatz vor. Es ist der durchschnittliche Zinssatz aller offenen Hypothekarkredite in der Schweiz und wird vierteljährlich erhoben – das nächste Mal am 1. März. Wenn der Satz fällt, können Mieterinnen und Mieter eine tiefere Miete verlangen. Wenn der Satz steigt, müssen sie eine Erhöhung akzeptieren (sofern im Vertrag der aktuelle Zinssatz gilt). Seit der Einführung 2008 ist der Referenzzinssatz nur gesunken, auf aktuell 1,25 Prozent. Am Donnerstag wird er voraussichtlich erstmals steigen. Auch die Nebenkosten steigen Früher oder später dürfte diese Teuerungswelle im Wohnungsmarkt also alle Mieterinnen und Mieter treffen. Was letztlich heisst: Wohnen wird im Haushaltsbudget mehr Platz einnehmen. Dies umso mehr, weil auch die Nebenkosten steigen. Denn Strom wird teurer, und auch die Rechnung fürs Heizen steigt dort, wo Gas oder Heizöl im Haus für Wärme sorgen.

Wohnen wird teuerer: Mit der Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes kommt die Mietpreisspirale ins Rollen

Mieterinnen und Mieter zittern vor dem Donnerstag