Ich erinnere mich noch gut, wie ich damals mein erstes Tamagotchi haben wollte. Mein Kater brauchte mich zu wenig, einen Hund erlaubte mein Vater nicht, weil er (zu Recht) fürchtete, im Novemberregen um 5 Uhr morgens mit ihm vor die Tür zu müssen, weil ich nicht aus dem Bett kommen würde.

Ein Tamagotchi schien da ein guter Kompromiss: Wenn ich es nicht regelmässig füttern und säubern würde, würde es verkümmern und sterben. Gleichzeitig liess sich aber die komplette Pflege vom Sofa oder Bett erledigen. Irgendwie kam es dann letztlich doch nicht dazu, es blieb beim undankbaren Kater. Warum, weiss ich nicht mehr.

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Anspurchsvolles Tamagotchi

Jetzt gibt es eine zweite Chance. Allerdings ist dieses Tamagotchi deutlich anspruchsvoller. Tep ist ein Haustier (rückwärts liest es sich passenderweise «Pet»), das in einer App auf meinem iPhone zuhause ist und dem es nur gut geht, wenn ich mich regelmässig bewege. Also quasi das Gegenstück zum inneren Schweinehund.

Der Sport soll nicht mehr nur mich gesund halten, sondern auch meinen kleinen virtuellen Begleiter. Das, so die Idee, erhöht den Druck, sich auch dann vor die Tür zu begeben, wenn es (wie heute) regnet und man eigentlich lieber im Haus bleiben würde.

Süsse Giraffenstimme fehlt

Zumindest im ersten Testlauf klappt das tatsächlich, schliesslich will ich mein neues Haustier glücklich machen. Ich werfe mein «Tep» an, lasse das kleine Giraffenähnliche Wesen mit seinen Glubschaugen wissen, dass ich jetzt laufen gehe und mache mich auf den Weg. Unterwegs meldet es sich nicht öfter als andere Fitness-Apps. In regelmässigen Abständen gibt es mir Entfernung und Zeit durch - leider nicht mit einer süssen Giraffenstimme, sondern mit dem üblichen Hybrid aus Computer und Mensch.

Trotzdem hoffe ich, dass ihm der kleine Ausflug gefällt. Als ich nach Hause komme, habe ich mit meinem kleinen Lauf 370 Münzen verdient, die ich in mein Fitness-Tamagotchi investieren kann. Für 15 Münzen gibt es einen Büschel Gras, für 130 einen Energy Shot. Für 15 kann ich meiner Giraffe ein Glas Wasser geben,  für 200 kann ich ihm eine Mütze gönnen, für 500 ein schönes Paar Stiefel. Damit hier nicht alles nur gegen Geld zu machen ist, darf ich zumindest unentgeldlich hinter Tep herputzen. 

Überzeugendes Druckmittel

Zugegeben: Auch andere Fitness-Apps belohnen einen mit Auszeichnungen für den zehntausendsten Schritt, die schnellste Runde oder die häufigsten Workouts. Das fühlt sich im Moment gut an. Aber bislang fehlt es den meisten Anwendungen an ausreichend überzeugenden Druckmitteln, um uns wirklich regelmässig vor die Tür zu jagen.

Tep könnte das ändern. Denn wer will schon sein eigenes Haustier auf dem Gewissen haben, nur weil man mal wieder zu faul war?

Tep gibt es gratis für iPhone, Android und Windows.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.