Unser Leben ist ausgewogener, da zuhause der Ausgleich zum Büro und im Büro der Ausgleich zur Kindererziehung erlebt werden kann.» Marina Bartetzko-Meyer ist Marketing- und Kommunikationschefin von Swiss Post International, Mutter von zwei Mädchen (zwölf und zehn Jahre alt) und verheiratet mit Urs Bartetzko, Anwalt, Projektleiter beim Grenzwachtkorps (GWK) und selbstständiger Consultant. Über ihr Tandem mit ihrem Mann - sie arbeitet 90%, er 50% - äussert sie sich realistisch, aber zufrieden.

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«Unsere Lebensqualität ist gross, die Work-Life-Balance gut.» Cécile Mayor Brooker arbeitet zu 80% als Legal Counsel bei Swissgrid AG in Frick, ihr Gatte, Gordon J.F. Brooker, ist zu 50% als Medical Writer bei Amgen in Zug angestellt und baut seine Selbstständigkeit als Medical Writer auf. Sie betreuen gemeinsam ihre Tochter im Alter von fünf Monaten und teilen sich Familien- und Erwerbsarbeit.

Grosser Abstimmungsbedarf

Zwei Frauen, zwei Tandemkarrieren: Es gibt sie, jene Frauen, die «alles unter einen Hut bringen», einen spannenden Job mit Mutteraufgaben kombinieren und ihren berufstätigen Mann in die Kinderbetreuung und den Haushalt einbeziehen. Was die Nachteile dieses Sowohl-als-auch anbelangt, sprechen die Mütter-Managerinnen lieber von Herausforderungen als von Schwierigkeiten. «Dieses Halbe-Halbe-Familienmodell stellt hohe Anforderungen an die Toleranz der Ehepartner und verlangt zwingend eine ausgesprochene Koordinationsfähigkeit», betont Marina Bartetzko. Es gebe grossen Abstimmungsbedarf bei der Organisation von Terminen, beruflich wie auch privat.

Gerade Teilzeitanstellungen verlangten besondere Aufmerksamkeit. Dazu Bartetzko: «In Führungspositionen müssen die Ziele zu 100% erreicht werden, auch wenn die Anstellung respektive der Lohn nur 60% beträgt.» Ob eine solche Führungsperson erfolgreich sei oder nicht, hänge stark von ihrem direkten Vorgesetzten ab, weiss Marina Bartetzko aus Erfahrung. Nur wenn dieser kooperativ ist, etwa beim Festlegen von Meetings, sei es machbar.

Zudem macht die Mutter-Managerin aufmerksam auf einen finanztechnischen Nachteil von Tandemkarrieren: AHV, Pensionskasse und Steuern sind nicht ausgerichtet auf ein Halbe-Halbe-Familienmodell, zum Beispiel beim doppelten Koordinationsabzug. Dazu sagt auch Cécile Mayor Brooker: «Ich halte eine radikal zivilstandsunabhängige Personenbesteuerung für das einzig Sinnvolle und lade die Politiker ein, sich für eine solche einzusetzen!»

Der Entscheid für eine Tandemkarriere mache sich im Portemonnaie nachteilig bemerkbar, da oft beide Partner weniger arbeiten, also weniger verdienten, die Lebenskosten aber nicht gleichzeitig tiefer würden. Das Einkommen wird nach Aussage von Cécile Mayor Brooker weiter geschmälert, da Krippenplätze «wirklich sehr teuer» seien. Ihr Rat «gegen das dünnnere Portemonnaie»: Da «helfen einfach gutes Budgetieren und die Zufriedenheit, dass wir privilegiert sind, unser Leben so gleichberechtigt führen zu können, wie wir beide es wollen».

Über Jahre auf Augenhöhe

Auf der Seite «Gewinn» neigt sich die Waagschale nach Überzeugung der Mütter-Managerinnen deutlich tiefer. Marina Bartetzko lobt die «krisensichere, ökonomische Risikoverteilung - eine Familie steht auf zwei Einkommen statt auf einem». Beide Ehepartner blieben beruflich auf ihrem erreichten Niveau. In dieser gleichwertigen Partnerschaft habe man grösseres gegenseitiges Verständnis, weil beide die Familien- wie auch die Berufswelt kennen. «Man begegnet sich über Jahre auf Augenhöhe», sagt Bartetzko.

Vorteile macht sie auch für die Kinder aus: Da die männliche und die weibliche Sicht gleichberechtigt vermittelt würden, sei die Diversität in der Erziehung grösser. Die Kinder seien nachweislich selbstständiger. Und schon die Kleinen profitieren: Ihre kleine Tochter sei nicht nur auf eine einzige Person fixiert, sondern kenne beide Eltern - und zwar richtig, findet Cécile Mayor Brooker. Ihr Fazit: «Die Vorteile überwiegen bei weitem.»