Es ist nicht sonderlich schwierig, ein Vorstellungsgespräch zu vermasseln. Spätestens dann, wenn man vor dem potentiellen Chef sitzt, liegen die Nerven so blank, dass es schnell passiert, dass man den falschen Satz zur falschen Zeit sagt.

Das ist verständlich und auch der Gesprächspartner wird dafür ein gewisses Mass an Toleranz haben. Aber welche Fragen und Aussagen bringen Führungskräfte wirklich auf die Palme? Hier sind sie: die Sätze, die Sie niemals bei einem Vorstellungsgespräch sagen sollten:

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1. «Ich habe meinen letzten Arbeitgeber verlassen, weil die Atmosphäre schlecht war/mein Boss zu viel verlangt hat»

«Beschwert euch nicht über eure Arbeit oder euren Arbeitgeber», sagt Vip Sandhir, Geschäftsführer und Gründer der Online-Plattform HighGround. «Ich möchte positive Menschen einstellen. Es ist ein sofortiges Warnzeichen, wenn jemand während eines Vorstellungsgesprächs zu kritisch ist.»

Sich über vergangene Stellen oder Chefs zu beschweren, ist bei weitem einer der schlimmsten Fehler, den ihr während eures Vorstellungsgesprächs begehen könnt. Eine grosse Anzahl an Experten zählte diesen Punkt als Problem Nummer eins auf.

«Der Personalchef kennt euch nicht sehr gut und es ist schwer, einzuschätzen, ob ihr nicht selbst Teil des Dramas wart», so Gianna Scorsone, Vizepräsidentin der Marketing- und Vertriebsabteilung bei dem Tech-Unternehmen Mondo. «Arbeitgeber wollen Menschen einstellen, die nicht mit ihrem alten Gepäck ankommen. Es ist wie in einer Beziehung: Wenn ihr jemanden zum ersten Mal trefft, versucht ihr, mögliche Warnzeichen zu erkennen. Vermeidet das also auf jeden Fall.» 

Im Grossen und Ganzen mag keiner Heulsusen.

«Negativ über euren aktuellen Job zu sprechen, ist ein Warnzeichen dafür, dass man euch schlecht managen kann, oder dass ihr das Management für euer eigenes Versagen verantwortlich macht», sagt Warren Webster, Präsident und Geschäftsführer der Mode- und Lifestylemarke Coveteur. «Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Person einige Jahre später in einem neuen Vorstellungsgespräch sitzt und das Gleiche über uns sagt.»

Wenn ihr erklären müsst, warum ihr euren letzten Job so kurzfristig kündigen musstet, solltet ihr also versuchen, einen positiven Dreh zu finden. Egal was ihr tut — lästert nicht. Selbst wenn ihr im Recht seid, wird es nur verbittert klingen.

2. «Es ist so sch***** kalt draussen»

«Den meisten von uns rutscht hie und da ein Schimpfwort raus, aber das Vorstellungsgespräch ist weder die Zeit noch der Ort dafür», sagt Lucinda Ellery, Gründerin der Beauty-Marke Lucinda Ellery Consultancy. Versucht, alles kindgerecht zu gestalten ... zumindest so lange, bis ihr ausser Hörweite seid.

3. «Ich bin von Job zu Job gewechselt, weil ich noch nicht die passende Stelle gefunden habe/weil ich mich nicht genug gefordert fühle»

Laut Scorsone wird euch ein solches Statement ziellos und verloren wirken lassen. «Der Personalchef wird sofort denken: Warum wird es bei dieser Stelle anders ein? Sie werden vermutlich in sechs Monaten wieder weg sein», sagt sie.

«Manager wollen jemanden haben, der zu dem Wachstum des Unternehmens etwas beisteuern kann, indem er proaktiv ist, seine Arbeit gut ausführt und Ideen und Lösungen bietet.» 

4. «Was macht Euer Unternehmen/wo ist der Hauptsitz des Unternehmens?»

Hier ist eine allgemeine Regel, die ihr beim Vorstellungsgespräch unbedingt befolgen solltet: Wenn Sie eine Frage durch Google-Suche beantworten könnt, dann stellen Sie sie nicht. «Ihr solltet gründlich recherchiert haben, bevor ihr durch unsere Tür tretet», sagt Fingerpaint-Marketing-Gründer Ed Mitzen.

Suzanne Silverstein, Chefin der Modelinie Parker, stimmt zu: «Stellt niemals allgemeine Fragen über das Unternehmen, bei dem ihr euch bewerbt. Es ist wichtig, viel Zeit für die Vorbereitung einzuplanen und dann eure Fragen so zu stellen, dass ihr tiefergehende Antworten bekommt. Wenn ihr eure Hausaufgaben gemacht habt, werdet ihr beeindrucken und ein tiefgründigeres Gespräch führen.»

5. «Als Manager arbeite ich überwiegend alleine»

«Wenn ihr über eure aktuelle Position sprecht und in einer Führungsposition seid, solltet ihr niemals euch selbst alle Erfolge zuschreiben», sagt Silverstein. «Hebt euer Team hervor. Hebt hervor, wie eure Vision dank ihres Talents umgesetzt werden konnte. Erfolgreiche Manager wissen meistens, dass sie nur so gut wie ihr Team sind. Das im Vorstellungsgespräch zuzugeben, wird euch zugute kommen.»

6. «Mein Team war wie ein Startup, aber innerhalb eines grossen Unternehmens»

«Ich verstehe zwar die Botschaft, die der Bewerber vermitteln will — aber keine Unternehmenserfahrung ist wirklich wie bei einem Startup», sagt Webster. «Das zu sagen, beweist, dass ihr nicht versteht, wie die Startup-Atmosphäre wirklich ist.»

7. «Wie wird der Urlaub geregelt?»

«Diese Frage zeigt mir, dass du jetzt schon daran denkst, eine Pause einzulegen», sagt Mitzen. «Wir wollen Arbeitstiere, die unser Unternehmen verstärken, nicht solche, die von Tag eins an schon an den Strandurlaub denken.» 

8. «Entschuldigung, ich bin nicht sehr pünktlich»

Eine Schwäche wie Unpünktlichkeit während des Vorstellungsgesprächs zu erwähnen, ist keine gute Idee. «Wer nicht die Disziplin hat, pünktlich zu erscheinen, dem wollen wir auch nicht unsere Kunden anvertrauen», sagt Mitzen.

9. «Was wird meine Rolle sein?»

In den meisten Fällen solltet ihr bereits einen Eindruck von der Stelle haben, wenn ihr zum Vorstellungsgespräch erscheint. Und wenn ihr es mit der Bewerbung ernst meint, solltet ihr den Eindruck vermitteln, dass ihr flexibel seid.

«Fragen wie diese lassen erahnen, dass ihr euch auf das beschränken werdet, was von euch erwartet wird — dabei besteht eure Rolle in Wirklichkeit aus dem, was ihr daraus macht», sagt Kong Leong, Geschäftsführer und Gründer des Softwareunternehmens ZL Technologies. «Insbesondere in kleinen Unternehmen wird die Fähigkeit sehr geschätzt, sich anzupassen und neue Aufgaben zu übernehmen.»

Das zähle bei Berufseinsteigern umso mehr. Bewerber, die frisch in die Berufswelt einsteigen, sollten eine grosse Bandbreite an Fähigkeiten zeigen können.

«Im Bewerbungsprozess ist es wichtig, breit gefächerte Fähigkeiten zu haben, da viele Startups und kleine Unternehmen sich schnell bewegen», sagt Tigran Solyan, Geschäftsführer des Startups CodeFights. «Arbeitgeber suchen nach agilen Kandidaten, die sich in einem wachsenden Unternehmen schnell anpassen können.»

10. «Ich bin ein Guru/Experte»

Achtet darauf, nicht mit euren Fähigkeiten zu prahlen. «Ich zucke zusammen, wenn Millennials sich selbst als Experten oder Gurus bezeichnen, insbesondere für Fähigkeiten, die erst über die Zeit perfektioniert werden», sagt Keren Kang, Geschäftsführerin der Werbeagentur Native Commerce. «Das sind Sätze wie ‚Ich bin ein SEO-Experte‘ oder ‚Ich bin ein Text-Experte‘. Sagt lieber, dass ihr euch dafür begeistert und es liebt, in diesem Bereich Neues zu lernen.»

11. «Ich habe meinen Blog seit einem Jahr nicht aktualisiert»

«Ich will nichts davon hören, wie Menschen Projekte beginnen, ohne sich ihnen wirklich zu widmen oder sie zu Ende zu führen. Wenn ihr zum Beispiel einen Blog angefangen habt, ihn aber nur eine Woche lang aktualisiert habt, muss ich nichts davon wissen», sagt Kang.

12. «Meine einzige Schwäche ist, dass ich zu hart arbeite»

«Es schreckt ebenfalls ab, wenn Kandidaten auf die Frage nach den Schwächen mit einer überwiegend positiven Antwort reagieren», sagt Sandhir. «Ich will Bescheidenheit sehen. Nicht jeder ist perfekt, doch Kandidaten sollten bescheiden sein und ihre Herausforderungen so zum Ausdruck bringen, dass sie nicht negativ aus dem Rahmen fallen.»

13. «Ich habe keine Fragen»

«Ein Kandidat der keine Fragen hat, ist jemand, der wahrscheinlich nicht an eurem Unternehmen oder seiner Karriere interessiert ist», sagt Ellery.

Dieser Text erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «15 Sätze, die Personaler im Vorstellungsgespräch nicht hören wollen».