Der Kulturwandel innerhalb von Firmen brauche Zeit, doch er sei möglich. Dies sagt der Wirtschaftsprofessor Ernst Fehr von der Universität Zürich, im Interview mit der «Handelszeitung». Laut dem weltweit bekannten Verhaltensökonomen trägt die Umwälzung der Belegschaft einen wesentlichen Teil dazu bei, wenn sich die Normen und Werte in einem Unternehmen ändern. «Andere Lohnmodelle ziehen andere Leute an», sagt Fehr.

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Bei der Credit Suisse hat sich CEO Tidjane Thiam auf die Fahne geschrieben, eine neue Kultur der Disziplin, Bescheidenheit und der Ehrlichkeit durchzusetzen. «Ich wünsche ihm bei diesem Vorhaben viel Glück», sagt Fehr.

Kluge Bonuskürzung

Gegenüber Medien hatte der neue Firmenchef der CS ebenfalls angekündigt, wegen der misslichen Jahresergebnisse der Bank auf einen Teil seines Bonus zu verzichten. «Es ist ein kluges und vernünftiges Signal», sagt Fehr dazu.

Allerdings sei es primär Aufgabe des Verwaltungsrats, beim Bonus das richtige Augenmass an den Tag zu legen und auch die richtigen Leistungsindikatoren zu bestimmen. «Die Angestellten sollten innerhalb einer Firma das Gefühl haben, dass es durchgängig eine faire Entlohnung gibt», sagt Fehr.

Mehr als nur Geld

Fehr beruft sich dabei auf Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, die besagen, dass Menschen nicht nur an materiellem Wohlstand interessiert sind, sondern auch an sozialen Normen, am Wohl der anderen und an Fairness.

Diese Tatsache sei auch für die ganze Gesellschaft wichtig, sagt der Ökonom mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen. «Wenn das untere Gesellschaftssegment während Jahrzehnten nicht vom Fleck kommt und die Hoffnung auf Verbesserung verliert, ist dies schlicht keine gute Entwicklung.»

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