Der Oxford Dictionary übersetzt Smalltalk ziemlich lieblos mit «Geschwätz», der Cassell’s vermag sich immerhin zu «Geplauder» durchzuringen; «unverbindliche soziale Konversation» trifft den Tatbestand wohl am besten. Denn das kurze Gespräch zwischen Fremden oder allenfalls flüchtig Bekannten hat eine enorme soziale Bedeutung. Die Fähigkeit zum Smalltalk, die heute auch bei vielen Einstellungsgesprächen eine Rolle spielt, signalisiert soziale Kompetenz: Wer Fremde locker in ein interessantes Gespräch ziehen kann, hat auch keine Probleme im Umgang mit Mitarbeitern oder Kunden.

Smalltalk ist im Wesentlichen ein Rollenspiel, das dem Herstellen eines ersten Kontaktes dient. Ergibt sich daraus ein interessantes Gespräch, das womöglich im Austausch der Visitenkarten gipfelt, ist die Basis für eine vertiefte Beziehung gelegt. Und die Summe solcher Beziehungen stellt dann das persönliche Netzwerk dar, ohne das weder das private noch das berufliche Leben erfolgreich verläuft. Das sind die Rollen, die dabei gespielt werden:

Der Eckensteher ist so gehemmt, dass er keinesfalls den ersten Schritt unternehmen würde. Er wartet darauf, angesprochen zu werden. Das Gespräch mit ihm kann mühsam sein oder höchst erfreulich, wenn man ihn auftauen kann.

Der einsame Wolf gehört auch zu den Schweigern, aber nicht weil er gehemmt ist, sondern weil er sich keine Blösse geben will. Das Gespräch mit ihm ist fast immer schwerfällig, weil er stets in der Defensive bleibt.

Der Sammler nutzt ausnahmslos jede Chance für einen Kontakt, solange dieser seinem Ziel dient: einen möglichst konkreten Nutzen aus dem Gespräch zu ziehen. Er kann sehr lästig werden.

Der Entdecker ist allen Ernstes an anderen Menschen interessiert und in der Lage, dieses Interesse auch zu signalisieren. Er ist der angenehmste Zeitgenosse an Smalltalk-Veranstaltungen.

Und worüber, um alles in der Welt, soll man denn reden? Nicht über Kontroverses (wo man sich in die Haare geraten könnte), nicht über Tiefsinniges. Denn der Smalltalk ist ein kurzes, oberflächliches Gespräch, das eine Beziehung anstossen kann, aber nicht unbedingt muss. Und das sind die Tricks:

Der Standort-Trick. Sprechen Sie über den Ort des Geschehens, den soeben gehörten Vortrag, die Opulenz des aufgebauten Buffets, die Qualität des offerierten Weins, tunlichst aber nicht über andere Teilnehmer an der Veranstaltung. Vermeiden Sie überhaupt, zu Beginn schon Meinungen zu äussern. Verlassen Sie sich lieber auf den

Richter-Trick. Reizen Sie Ihren Ansprechpartner zu einer Stellungnahme – ausnahmslos jeder freut sich, wenn er als kompetent betrachtet wird, für was auch immer.

Der Komplimente-Trick. Das kann heikel sein, denn plumpe Komplimente sind kontraproduktiv. Kleiden Sie Ihr Kompliment in eine Frage – und finden Sie so heraus, worüber Ihr Gesprächspartner am liebsten redet. In seinen Augen werden Sie fortan als überaus charmant gelten.

Der Schweiger-Trick. Eine Frage ist immer besser als eine Aussage. Das bringt den anderen zum Reden. Und je mehr Ihr Gesprächspartner zu Wort kommt, umso angenehmer wird er die Unterhaltung in Erinnerung behalten.

Und ganz allgemein: Reden Sie, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, bleiben Sie sich selbst (Verstellung wird fast immer durchschaut). Vor allem aber: Seien Sie an anderen Menschen interessiert.
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