Er wächst. Er schmerzt. Er strotzt vor Kraft. Er altert. Unser Körper macht ziemlich oft, was er will. Wir können ihn für einen Marathon stählen oder mit Fast Food verhunzen. Doch ob Tempel oder Grotte, der Einfluss auf ihn ist begrenzt. Vieles ist zufällig. Das Geschlecht, die Grösse, die Augenfarbe werden uns zugespielt, ausgewürfelt. Und wir machen das Beste aus den Karten, die wir erhalten.

Bei vielen lohnt das Blatt nur bei günstigem Licht betrachtet. Doch manche knacken den Jackpot. «Ich habe in der genetischen Lotterie gewonnen», sagt Unterwäschemodel Cameron Russell in ihrem Ted Talk, der zu den zwanzig meistgeschauten aller Zeiten zählt.

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Keine Chance als Rennreiter

Russell thematisiert, was die Gesellschaft ungern eingesteht. Dass in manchen Fällen die äusseren Werte zählen, die Zufälligkeiten. Dass aller Fleiss und Ehrgeiz einen 80-Kilo-Mann nicht zum Rennreiter machen. Und kein noch so smartes Hirn die 1,55-Meter-Frau zum Laufstegmodel. Es ist hart, aber ehrlich - für diese Berufe muss man geschaffen sein:

Rennreiter sind Leichtgewichte und Kraftprotze zugleich. Als Profi dürfen sie 55, maximal 56 Kilogramm auf die Waage bringen. Anpacken bei der Stallarbeit müssen sie trotzdem. Ihr wichtigster Job aber sind die Rennen am Wochenende, bei denen die Jockeys häufiger gewogen werden als jeder Preisboxer.

Besessenheit mit dem Gewicht

Vor jedem Wettkampf müssen sie auf die Waage, mit dem Sattel im Arm. Und nach jedem Wettkampf nochmals, um Betrug auszuschliessen. Die Zuschauer wetten beim Pferderennen nun mal um Geld, da soll alles sauber sein. Ein guter Jockey reitet manchmal fünf, sechs Rennen an einem Wettkampftag. Sein Gewicht wird also bis zu zwölfmal geprüft.


Die Besessenheit hat Gründe: Ein Kilo mehr oder weniger auf dem Pferderücken macht viel aus. Auf 1600 Metern eine Pferdelänge, sagt Christian von Ballmoos vom Schweizer Rennreiterverband. Das kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Reiter plus Sattel werden passend zum Pferd gewählt, um Chancengleichheit herzustellen.

Schnelles Pferd, schwere Reiter

Ein schnelles Pferd bekommt schwere Reiter – 57, 58 Kilogramm. Bei Bedarf schiebt der Jockey Bleiplatten in das Sattelleder. Umgekehrt wird einem langsamen Pferd das Rennen erleichtert, indem es weniger tragen muss. So bleibt der Wettkampf spannend.

Gut zwanzig Profi-Rennreiter gibt es in der Schweiz, zu 80 Prozent Frauen. Obergrenze 56 Kilogramm, das fällt ihnen halt leichter. International beherrschen aber Männer die Szene. Sie müssen sich diszipliniert ernähren, um fit und leicht zu bleiben. Wer zum Rennen 500 Gramm zu viel wiegt, muss Strafe zahlen. Wer mehr als ein Kilo drüber liegt, wird gesperrt.

Ungewöhnlich für einen Sport: Viele Jockeys können ihren Job bis zur Rente machen. Eines wiegt beim Rennreiten noch mehr als das richtige Gewicht: die Erfahrung.

Weitere Berufe mit bestimmten körperlichen Anforderungen und welche das genau sind sehen Sie in der Bildergalerie oben.