Die Nestlé-Tochter Nespresso verliert einen Top-Manager an die Konkurrenz. Der Deutschland-Chef Holger Feldmann wechselt auf Anfang Jahr zur Kaffee-Gruppe Melitta, wie das Unternehmen mitteilte.

Feldmann wird beim Mitbewerber an die Spitze des neu geschaffenen Geschäftsbereichs Single Portions gesetzt. Er wird in seiner Funktion als Geschäftsführer der globalen Einheit für portionierte Getränke direkt an Jero Bentz berichten, der das deutsche Familienunternehmen in vierter Generation leitet.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Schmerzhafter Abgang

Der Abgang des Deutschland-Chefs ist ein Schlag für den Schweizer Kapselriesen, denn Feldmann ist ein Kenner der Branche, vor allem aber kennt er Nespresso in- und auswendig: Zwei Jahrzehnte lang stand er im Sold der Schweizer, 1996 lancierte er seine Karriere, anfangs in unterschiedlichen Marketing- und Vertriebspositionen, dann leitete er als Vice President North America die Sales- und Handelsmarketing-Aktivitäten in den USA und Kanada, schliesslich verantwortete er das gesamte Deutschland-Geschäft.

Dass Nespresso ausgerechnet jetzt den Deutschland-Chef an die Konkurrenz abtreten muss, schmerzt auch in anderer Hinsicht: Das deutsche Kaffee-Konglomerat JAB der Milliardärsfamilie Reimann hat sich zuletzt den amerikanischen Kapselgiganten Keurig einverleibt. Das erklärte Ziel des Zukaufs ist die Marktführerschaft, Nespresso soll vom Thron gestossen werden, in Europa und in den Schwellenländern.

Grossangriff auf Nestlé

JAB schmiedet bereits seit Jahren an einem Grossangriff auf Nestlé. 2013 übernahm der Reimann-Clan den niederländischen Kaffeehersteller D. E Master Blenders. Er wurde im Juli 2015 mit dem Kaffeegeschäft von Mondelez zusammengeführt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hat JAB in den vergangenen Jahren 30 Milliarden Dollar in den Aufbau des Kaffeeimperiums gesteckt.

Nestlé selbst hegte bisher noch keine Kaufgelüste, der Konzern verlässt sich auf die eigene Wachstumskraft und investiert in neue Produktionsanlagen für die Kapsel-Töchter Nespresso und Dolce Gusto. Sollte der Grossangriff von JAB aber Früchte tragen, wie einige Marktbeobachter befürchten, werden Marktanteilsverluste schnell und stark ins Gewicht fallen, denn das Kaffeegeschäft steuert ein Viertel zu Nestlés Betriebsgewinn bei.