46'000 Prozent Rendite: Super-Trade am Hasliberg

August 2016: Der Berner Schwinger Matthias Glarner wird König. Das ganze Dorf Meiringen feiert den Sportler. Trychler marschieren auf, Schulkinder und Kindergärtler stehen Spalier, der König selbst tritt in der Hasliberger Tracht auf – mit Sennenmutz und Eichenlaub. Der August 2016 hat aber auch noch einen zweiten König hervorgebracht im Berner Oberland. Einen Handelskönig. Am 24. August kaufte jemand 24 Aktien der Bergbahn Meiringen-Hasliberg für den Spottpreis von 5 Rappen je Aktie. Heute wird das Papier mit 23 Franken gehandelt – 460 mal mehr als im Sommer 2016. Die Transaktion dürfte historisch sein. 46'000 Prozent Rendite: Das schaffen nicht einmal die beiden Krypto-Überflieger Bitcoin und Ethereum. Bitcoin kommt in der gleichen Zeitspanne auf knapp 9000 Prozent, Ethereum auf rund 40'000 Prozent. Bester Trade der GeschichteDer Deal am Hasliberg dürfte deshalb der beste Bergbahn-Trade der jüngeren Geschichte sein. 24 Aktien wechselten seinerzeit für 5 Rappen das Stück den Besitzer. Die Transaktion kostete nur 1,20 Franken – so viel wie ein Weggli in der Migros oder ein Wasser vom Kiosk. Die Hasliberg-Aktien haben heute einen Gegenwert von 552 Franken. Gehandelt werden die Aktien an der OTC-Börse der Berner Kantonalbank. «OTC» steht für Over-the-Counter. Titel, die als OTC-Aktie gehandelt werden, sind nicht an einer klassischen Börse kotiert, können aber trotzdem ausserbörslich gehandelt werden. Zu den bekanntesten OTC-Titeln gehören die WIR-Bank und die NZZ. An der OTC-Börse kommt es immer wieder zu grossen Kurssprüngen – weil die Titel nur selten gehandelt und zum Teil Liebhaberpreise bezahlt werden. Ein Sprung wie bei den Bergbahnen Meiringen-Hasliberg ist dennoch selten. Das Papier notierte fast ein Jahr lang im Rappen-Bereich. Tiefpunkt war im August 2016. Im September 2016 kam es zu einem Abschluss mit einem Preis von 20 Rappen, im Januar 2017 folgte ein weiterer Deal zum Preis von 15 Rappen je Aktie. Neuer AnstrichDanach setzte eine Steigerung ein, richtig vom Fleck kam das Papier aber nicht. Die Berner Oberländer blieben lange im tiefen einstelligen Frankenbereich, es kam nur zu einigen wenigen Abschlüssen, kaum der Rede wert. Bis 2021. Bis die Aktie plötzlich auf 23 Franken schoss. Viel verändert hat sich in der Zwischenzeit eigentlich nicht. Seit 2021 haben die Gondeln einen neuen Anstrich. Die Infrastruktur ist herausgeputzt. Aber unterm Strich ist vieles beim Alten. Die allgemeinen Kennzahlen – Jahresergebnis, Betriebsertrag, Ebitda – zeigen bis zum Ausbruch der Pandemie eine tendenziell positive Entwicklung, aber keinen fundamentalen Wechsel. Aktuell herrscht Corona-Ausnahmezustand. Und trotzdem: Die Aktie der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg ist der beste Bergbahn-Nebenwert des Jahres – ein Hosenlupf der ganz besonderen Art. Und diese Entwicklung kommt zufälligerweise kurz nachdem der ehemalige Schwingerkönig Matthias Glarner die Firma verlassen hat. Er arbeitete jahrelang als Personalcoach für die Oberländer, war aber auch draussen im Einsatz bei technischen Revisionen.