COP 26: Klimakrise gemeinsam bewältigen

Tut endlich was. Die dringlichen Warnungen der Wissenschaft werden durch eine immer länger werdende Liste erschreckender Statistiken untermauert. Ich möchte an dieser Stelle eine ernüchternde Bemerkung machen, die meiner Meinung nach das ganze Ausmass der Problematik widerspiegelt. Anfang dieses Jahres veröffentlichte Nature Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass die Atmosphäre wahrscheinlich nicht mehr als weitere 440 Gigatonnen (gt) Kohlendioxid aufnehmen kann, wenn wir den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius begrenzen wollen. Unterdessen schätzt das Global Carbon Project, dass wir derzeit 36 gt pro Jahr ausstossen – Tendenz steigend. Nach diesem Massstab haben wir bloss etwa zwölf Jahre Zeit, um eine Katastrophe zu vermeiden. Vier vorrangige Ziele Die COP26 hat sich eine Reihe von Zielen gesetzt, um diese enorme Aufgabe zu bewältigen: Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll der globale Netto-null-Punkt erreicht und 1,5 Grad im Auge behalten werden. Anpassung zum Schutz von Gemeinschaften und natürlichen Lebensräumen Mobilisierung von Finanzmitteln Es gibt jedoch noch ein viertes Ziel, das auf dem Gipfeltreffen behandelt werden soll: «Gemeinsam etwas erreichen». Dies mag als eine recht offensichtliche Aussage erscheinen, aber ihre Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wenn wir nicht zusammenarbeiten, können die anderen oben genannten Ziele nicht erreicht werden. Im vierten Ziel heisst es weiter, dass wir «die Massnahmen zur Bewältigung der Klimakrise durch die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft beschleunigen».Über den Autor Stephen Jones ist Global CIO Multi-Asset & Solutions and Equities bei Aegon Asset Management. Regierungen gehen zu oft den Weg des geringsten Widerstandes Die Erklärung macht deutlich, wie unsinnig es ist, sich darauf zu verlassen, dass die Regierungen den Klimawandel allein bewältigen können. Als Angehörige des öffentlichen Dienstes haben sie die Aufgabe, sich um die Bedürfnisse der Bevölkerung heute und in der Welt von morgen zu kümmern. Anfang dieses Jahres haben wir beispielsweise die umstrittene Entscheidung der britischen Regierung kommentiert, ein Kohlekraftwerk wieder in Betrieb zu nehmen, um die aktuelle Energienachfrage zu decken. Obwohl der Anteil der Kohle am Strommix des Landes im Jahr 2020 nur noch 1,6 Prozent betrug, war die Entscheidung eine deutliche Mahnung, dass wir noch nicht so weit sind, dass wir uns von fossilen Brennstoffen verabschieden können. Es spricht vieles dafür, dass die Regierungen weltweit früher hätten handeln sollen, um alternative Energiequellen zu erschliessen und andere Umweltprobleme anzugehen. In Anbetracht der Dringlichkeit des Klimawandels ist die Rückschau jedoch eine wertlose Angelegenheit. Verbraucher, Investoren und Unternehmen können vorangehen Wir wissen, dass ein echter Wandel nicht nur durch die Politik der Regierungen erreicht werden kann, sondern dass wir unser Verhalten als Einzelpersonen und Verbraucher ändern müssen. Diese Art von Veränderung findet bereits in allen Bereichen statt, von der Art, wie wir reisen, bis zu dem, was wir essen. Auch die Geschäftswelt stellt sich der Herausforderung, wobei der Aufschwung des verantwortungsvollen Investierens vielleicht das deutlichste Beispiel dafür ist, wie Unternehmen den Klimawandel und andere soziale Fragen angehen. Die «strategische Positionierung» eines Unternehmens steht zunehmend in engem Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit seiner Produkte oder Dienstleistungen. Dafür sorgen, dass das Kapital verantwortungsbewusst eingesetzt wird Als Asset Manager, die im Namen von Anlegern handeln, erkennen wir, dass Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken – ob gut oder schlecht – ein guter Indikator für die «Effektivität des Managements» sind. Kurzum, Asset Manager haben sowohl die Möglichkeit als auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Kapital ihrer Kunden verantwortungsvoll eingesetzt wird. Unternehmen, die keine verantwortungsvollen Praktiken an den Tag legen, werden zunehmend ins Hintertreffen geraten. Richtung der Reise ist klar Wenn die COP26 dem Muster früherer Gipfeltreffen folgt, sollten wir einige gute Nachrichten erwarten, die mit lauthals verkündeten Versprechungen gespickt sind, sich aber als inhaltsleer erweisen. Die Richtung, in die die Reise gehen muss, ist jedoch klar. Im nächsten Jahrzehnt wird die Umweltrevolution wahrscheinlich ein Ausmass an Veränderungen mit sich bringen, für das die industrielle Revolution über hundert Jahre gebraucht hat. Als verantwortungsbewusste Investoren freuen wir uns darauf, Teil dieser Bewegung zu sein.