Für Gaslieferungen aus Russland müssen Kunden in Deutschland und anderen EU-Staaten künftig in Rubel bezahlen. Der russische Präsident Wladimir Putin wies am Mittwoch die Regierung an, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptieren.

Die Lieferungen würden weiter in vollem Umfang gewährleistet, versicherte der Kremlchef in einer Videokonferenz der Regierung, die im Staatsfernsehen übertragen wurde. Eine Zahlung für russische Waren in Devisen habe ihren Sinn verloren.

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Betroffen sind demnach die von Russland auf einer schwarzen Liste festgehaltenen «unfreundlichen Staaten». Dazu gehören Deutschland und alle anderen EU-Staaten, aber etwa auch die USA, Kanada und Grossbritannien. Die Ankündigung sorgte prompt für eine Stärkung der russischen Währung, die massiv unter Druck steht.

«Diese Breitseite haben nicht viele erwartet.»

Jens Südekum, Ökonom

Die Zentralbank und die russische Regierung hätten nun eine Woche Zeit, die Modalitäten für die Umstellung von Devisen- und auf Rubelzahlungen festzulegen, sagte Putin. Der Westen habe selbst seine Währungen entwertet, indem russische Aktiva im Ausland eingefroren worden seien.

Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hatte die russische Regierung bereits Anfang des Monats beschlossen, dass eigene finanzielle Verpflichtungen bei «unfreundlichen Staaten» nur noch in Rubel beglichen werden. Darunter sind auch die Ukraine, die Schweiz und Japan.

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Tankstelle in Malibu, Kalifornien: Der Ukraine-Krieg treibt weltweit die Preise für Öl und Benzin.

Quelle: Imago

Diese Umstellung der Zahlungsmethode auf Rubel bedeutet einem Top-Ökonomen zufolge eine Zuspitzung des ökonomischen Konfliktes mit dem Westen.

«Das ist eine Eskalation des Wirtschaftskrieges», sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums, Jens Südekum, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. «Diese Breitseite haben nicht viele erwartet.»

Für Südekum stellt dies einen klaren Vertragsbruch dar. «Für Gaslieferungen gibt es langfristige Verträge, die auf Dollar lauten», sagte der Professor am Institut für Wettbewerbsökonomie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. «Wenn Putin nun erklärt, er akzeptiere nur noch Rubel, bricht er diese Verträge.» In irgendeiner Form werde der Westen nun reagieren müssen.

«Ein Embargo von Energieimporten aus Russland ist nun wahrscheinlicher geworden.»

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Die Sailing Yacht A des russischen Milliardärs und Oligarchen Andrei Melnitschenko.

Quelle: Imago

Würde der Westen dem russischen Ansinnen Folge leisten, müsste er seine eigenen Sanktionen wegen des Krieges gegen die Ukraine unterlaufen und Rubel bei der russischen Zentralbank holen. «Die ist aber eigentlich sanktioniert worden», sagte Südekum. «Das kann man deshalb eigentlich nicht machen.»

(sda/reuters/ske)